St. Maximin bebt

Trier · Mit 66 Konzerten in 68 Tagen touren die New York Gospel Stars derzeit durch Deutschland. Rund 600 Zuhörer aller Altersschichten fanden am Sonntagabend den Weg in die ehemalige Reichsabtei St. Maximin in Trier, um die Amerikaner zu erleben.

 Stimmung verbreiten die New York Gospel Stars, im Bild von links Elita McKay, Matia Celeste Washington und Ahmed Wallace, bei ihrem Konzert in St. Maximin. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Stimmung verbreiten die New York Gospel Stars, im Bild von links Elita McKay, Matia Celeste Washington und Ahmed Wallace, bei ihrem Konzert in St. Maximin. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Für den wohlerzogenen deutschen Christenmenschen, der gelernt hat, sich in einem Kirchenraum ruhig und mit Ehrfurcht zu bewegen, ist es eine ungewöhnliche Erfahrung, ein Konzert der New York Gospel Stars (NYGS) zu erleben. Das ist in Trier nicht anders als in Hamburg, Dresden oder Nürnberg. Zugegeben, St. Maximin ist keine Kirche mehr, aber das Ambiente hat doch alle Voraussetzungen, die Assoziationen eines Gotteshauses hervorzurufen.

Kaum stand Craig Wiggins, Spiritus-Rector der NYGS auf der Bühne, kamen von ihm auch schon die ersten Aufforderungen "clap your hands" und das Publikum folgte ihm. Auch sein "stand up and sing" brauchte keine häufigen Wiederholungen, damit die Konzertbesucher aufstanden und klatschend mitsangen. St. Maximin bebte.

Die NYGS boten eine perfekte Bühnenshow, unterstützt von einer eindrucksvollen Licht- und Lautsprechertechnik. Das Programm las sich wie ein Gospel-Best-of, bei dem Titel wie "Down by the riverside", "Kumbaya" und "O when the saints" natürlich nicht fehlen durften. Das, was das Hochglanzprogramm allerdings versprach, das kam ein wenig zu kurz. Als erstes war dort die Rede von "lieblichen Klängen". Ja, es gab sie, allerdings nur an ganz wenigen Stellen. Dann nämlich, wenn das Ensemble ohne Mikrofonunterstützung und ohne dröhnendes Schlagzeug und E-Piano a-cappella in Erscheinung trat. Da zeigte sich auch, dass die NYGS wirklich singen können. Die Masse aber war eine laute Veranstaltung, ausgelegt auf Stimmung, die auch manchen veranlasste, das Konzert vorzeitig zu verlassen. Etliche Male musste man sich fragen, ob die Akteure, sowohl die Frauen- wie die Männerstimmen, wohl Stimmbänder aus Edelstahl besitzen.

Nüchtern betrachtet war es schon schwierig, den Missionierungsanspruch für die gute Botschaft des Evangeliums, den Wiggins im Programm für sich reklamiert, mit der Show übereinander zu bekommen. Die afro-amerikanische Glaubenswelt ist eine andere als die europäische. Aber all zu oft schien die Extase, in die sich die NYGS sangen, doch zu einer perfekt einstudierten Dramaturgie zu gehören.

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