Triererin macht Weltrekord im Karrikaturen-Zeichnen möglich

Trier/Wien · Ein Mann, der sich bei den Dreharbeiten für "Mission impossible" darauf vorbereitet, 62 Stunden lang Menschen zu malen. Und eine Triererin, ohne die er nie ans Ziel gekommen wäre. Die ungewöhnliche Geschichte eines Weltrekords.

 Aktionskünstler, Maler, Cartoonist, Künstlername: „Hero“ – Ronald Heberling hat den Weltrekord geknackt. Foto: privat

Aktionskünstler, Maler, Cartoonist, Künstlername: „Hero“ – Ronald Heberling hat den Weltrekord geknackt. Foto: privat

Foto: (g_kultur

Die jüngste Frau mit Vollbart. Die längste Schokoladenskulptur. Die meisten Menschen, die als Schlumpf verkleidet durch eine Stadt ziehen. Guiness-Rekorde sind oft skurril und man fragt sich: Wie kommen die nur auf die Idee?

Ronald Heberling wollte eigentlich gar nicht Weltmeister im Marathon-Zeichnen von Karikaturporträts werden. Und ohne Kathrin Gobbert aus Trier wäre er das auch nicht.
Eine Geschichte, die man von vorne erzählen sollte.
Heberling - 57, gebürtiger Kanadier, Künstlername: "Hero" - ist Aktionskünstler, Maler und Cartoonist. Seit seinem 12. Lebensjahr lebt er in Österreich. Schon als Kind sei er eher ein introvertierter Typ gewesen. Er habe sich zurückgezogen und gemalt. Mit Erfolg. Bei einem EU-Schülerwettbewerb gewann er den ersten Preis. "So kam ich zum Zeichnen", sagt er.

Im Gespräch mit einer Bekannten, die mehrere Fast-Food-Restaurants leitet, kam 2014 die Idee auf, während eines Weltrekordversuchs Geld für die McDonald's Kinderhilfe zu sammeln, die schwer kranke Kinder unterstützt. Also wandte sich Heberling mit seiner Idee an Guiness World Records: Er wolle Weltmeister im "Verkehrtherum-Zeichnen" werden. "Die Bilder drehen sich in meinem Gehirn", sagt er. Für ihn sei es egal, ob er ein Bild auf dem Kopf, auf der Seite oder spiegelverkehrt zeichne.

Doch Guiness schlug ihm vor, stattdessen lieber einen Marathon im Karikaturenzeichnen zu absolvieren. Der gültige Weltrekord lag bei 48 Stunden. "Das schaffe ich", dachte er und begann am Freitag, 5. September 2014, um 9 Uhr an einer Raststation nordöstlich von Wien alle Menschen zu karikieren, die vorbeikamen. 45 schwarze Stifte und drei Malkästen waren aufgebraucht, als er 61 Stunden und 55 Minuten später aufhörte, zu arbeiten. 644 Karikaturen hatte er am Stück gezeichnet, unterbrochen nur von kurzen Pausen und mehr als 10 000 Euro für den guten Zweck gesammelt.

Wie man es schafft, so lange wach zu bleiben? Heberling hatte trainiert. Und zwar, indem er in vier aufeinanderfolgenden Nächten in der Wiener Oper als Statist bei den Dreharbeiten für den fünften Teil von "Mission Impossible" mit Tom Cruise mitwirkte. Er spielte Operngäste, Kellner und einen Fotografen. Aber was hat nun eine Triererin mit alledem zu tun? "Die Beweissicherung war ein riesiges Thema", sagt Heberling. 43 offizielle Zeugen waren bei dem Weltrekordversuch im Einsatz, 27 Assistenten und zwei Zeitmanager. Acht Kameras zeichneten zig Stunden Videomaterial auf. Und das musste sekundengenau den 644 porträtierten Personen zugeordnet werden.
"Ich konnte mir die Videos nicht mehr ansehen. Es war zwar ein tolles, aber auch ein traumatisches Erlebnis", sagt der Mann, der mehr als 61 Stunden lang gezeichnet hatte. Also suchte er verzweifelt nach jemandem, der die Aufgabe übernehmen könnte. Und hier kommt Kathrin Gobbert aus Trier ins Spiel, die "Hero" ein paar Wochen zuvor über Facebook kennengelernt hatte. Das Erstaunliche daran: Persönlich getroffen haben die beiden sich noch nie.
Dennoch machte sich die 34-Jährige in monatelanger Kleinstarbeit daran, Heberlings Weltrekord zu dokumentieren. Ohne Bezahlung. Einfach so. "Ich hatte nicht viel zu tun", sagt die Triererin. Zudem sei es ja darum gegangen, kranken Kindern zu helfen. Und ihr eigener Sohn sei mit zwei Jahren lebensgefährlich an einer Hirnhautentzündung erkrankt und in letzter Sekunde gerettet worden. "Ich weiß, was es heißt, fast das Wichtigste zu verlieren, was man hat", sagt sie.

Ihr Einsatz hat sich gelohnt: Seit wenigen Wochen ist Ronald Heberling offiziell anerkannter Karikaturenmalmarathon-Weltmeister. Plötzlich könne er sich der Ausstellungsangebote kaum noch erwehren. Das sei wie ein Ritterschlag, sagt er. "Sowas schafft man nicht alleine." Ohne die Triererin hätte er zwar den Weltrekord gebrochen, doch wäre dies nie bewiesen worden.Extra: LASSEN SIE SICH PORTRÄTIEREN!

 ... und ohne sie wär's nicht gegangen: Kathrin Gobbert. Foto: privat

... und ohne sie wär's nicht gegangen: Kathrin Gobbert. Foto: privat

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Wer will sich vom Weltmeister zeichnen lassen? Ronald Heberling wird für den Volksfreund drei Leser porträtieren. Schicken Sie uns einfach ein Foto und ein paar Infos über sich (Name, Alter, Beruf, Hobbys), die der Künstler für seine Karikatur nutzen kann. Einsendeschluss ist der 23. September. Senden Sie die E-Mail mit dem Stichwort "Karikatur" bitte an echo-kultur@volksfreund.de

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