Villa Musica zeigt in Trier den roten Maestro in Hochform

Trier · Ein Abend der Extraklasse: Im Kurfürstlichen Palais in Trier hat die rheinland-pfälzische Stiftung Villa Musica in einem Projekt über Antonio Vivaldi mit Witz und feinster Musik etwa 120 Zuhörer begeistert.

 Vielfarbig: die Camerata der Villa Musica TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Vielfarbig: die Camerata der Villa Musica TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Antonio Vivaldi als Förderer von Frauenpower: Einen kecken, dabei ausgesprochen erhellenden Blick auf den rothaarigen Maestro aus Venedig riskierte die Villa Musica mit ihrem "Vivaldi Project" im Kurfürstlichen Palais. Den Ruf des Barockkomponisten, mit dessen Musik sich schon zu seinen Lebzeiten weltliche wie kirchliche Kreise gern schmückten, befreite die Villa vom abgenudelten "Jahreszeiten-Vivaldi" wie er in Warteschleifen, Wellnessoasen und Aufzügen der Oberklasse dudelt.
Inszeniert war der Vivaldi-Abend als unterhaltsamer, genussreicher Mix aus munteren Spielszenen, hinreißender Musik und Lichtzauber. Nicht nur Zeitgenossen, auch jeder barocke Eventmanager hätte seinen Spaß daran gehabt.
Im Mittelpunkt stand natürlich die Musik. Kaum einer hat Stille so als Klang hörbar gemacht wie Vivaldi, und kaum irgendwo tobt der musikalische Sturm so im Geigengewitter wie bei ihm. Davon hat sogar Beethoven gelernt. Das bestätigte auch der Konzertabend, der einen spannenden Einblick in das Werk des Meisters des barocken "Concerto" und der Violine gab.
Einmal mehr zeigte sich dort, was die Villa Musica so eindrucksvoll macht: Frisch, risikofreudig, mit sicherem Gefühl für Rhythmus und Klang, dazu mit einer Begeisterung, die auf die Zuhörer übersprang, spielten die jungen Musiker der Camerata, des kammermusikalischen Ensembles der Villa. Nicht solistische Pirouetten, sondern Dialog war angesagt, zudem vielfarbige, nuancenreiche Ausdruckskraft.
"La Follia" - das war kontrollierter Wahnsinn für Streicher. Wie auf einem Gemälde von Georges de la Tour scharten sich die Musiker im herrlichen Konzert "La Notte" um das Licht, während an der Decke Lichtpunkte irrlichterten. Weit bis in die Romantik hinaus verwiesen die Nachtschatten und Gespenster des Presto. Atemberaubend: der Schlaf als Klangereignis im Largo. Mit dem kraftvoll gespielten Doppelkonzert für zwei Celli in g-Moll endete der Abend im Triumph (herausragend Philip Graham und Magdalena Wolf).
In den Spielszenen "outeten" Schüler des Leininger-Gymnasiums Grünstadt den Komponisten als genervten Star und Violinenvirtuosen, der die musikalischen Talente seiner Schülerinnen am Waisenhaus Ospedale della Pietà förderte - und damit das ewig Weibliche -, auch wenn es ihn gelegentlich hinabzog. Einstudiert hatte das Vivaldi-Projekt der niederländische Barockcellist und Villa-Musica-Dozent Jaar ter Linden. er

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