Vom kraftvollen Spiel der Farben

Bitburg · Einen ganz besonderen Höhepunkt im regionalen Ausstellungsgeschehen präsentiert das Haus Beda mit seiner umfangreichen Ausstellung von Werken des Malers Hans Purrmann. Zur Eröffnung vor zahlreichen Gästen, darunter die Familie des Malers, sprach neben Kulturstaatssekretär Walter Schumacher auch der Urenkel des Künstlers. Aus Bitburg geht die Ausstellung nach Erfurt.

 Fasziniert von der Farbgewalt der Bilder Hans Purrmanns: Stiftungs-Vorsitzender Michael Dietzsch mit Gattin Bärbel. TV-Foto: Agentur Höser

Fasziniert von der Farbgewalt der Bilder Hans Purrmanns: Stiftungs-Vorsitzender Michael Dietzsch mit Gattin Bärbel. TV-Foto: Agentur Höser

Foto: Rudolf Höser (rh), Photographer: Rudolf Hoeser ("TV-Upload H?ser"

Bitburg. Pathos - schon gar in eigener Sache - war ihm fremd. "Wie ich Kunstmaler geworden bin, weiß ich selbst nicht", hat Hans Purrmann einmal einem tiefbohrenden Gesprächspartner geantwortet. Weder "Drang, Ehrgeiz noch besondere Anlagen" hätten ihn dazu getrieben, einen so risikoreichen Beruf zu wählen.
Die Sache mit den Anlagen sieht die Nachwelt anders. Der 1880 in Speyer geborene Purrmann gehört heute zu den wichtigsten Malern der klassischen Moderne. Mit seiner aktuellen Ausstellung würdigt das Bitburger Haus Beda nicht nur einen bedeutenden Künstler, dessen Werk durch seinen eindrucksvollen Umgang mit Farbe und Licht wie durch künstlerische Phantasie beeindruckt. Das Haus bsitzt mit seinem Purrmann-Projekt den absoluten Höhepunkt im regionalen Ausstellungsbetrieb des letzten Jahrzehnts, was Vollständigkeit und Qualität angehen.
Hausherr Michael Dietzsch spricht vom "Glück" dieser Ausstellung. Die über 100 gezeigten Werke in besten Erhaltungszustand stammen aus namhaften Kunstsammlungen, wie der des Saarlandmuseums oder der Sammlung "Kunst in der Rheinland-Pfalz Bank", Landesbank Baden-Württemberg, der Pfalz-Galerie Kaiserslautern und dem Trierer Simeonstift. Ein großer Teil der Exponate wurde von privaten Leihgebern zur Verfügung gestellt. Was den Reiz der Ausstellung erhöht, da die Werke üblicherweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Mit ihren Porträts, Akten und Stillleben, vor allem aber mit ihren Landschaften ist die Ausstellung nicht nur ein wunderbares Kräftespiel der Farben und des Lichts. Sie ermöglicht dem Betrachter auch einen vollständigen Überblick und erschließt hervorragend Purrmanns Werk und sein Farbverständnis.
Wie der als Johann Marsilius Purrmann geborene Künstler, dessen Vorname sich alltagstauglich zu Hans verkürzte, zu seiner Berufswahl kam, mag unklar sein. Daran unbeirrt festzuhalten mag ihm jene Grundeinstellung geholfen haben, die er auch seiner Schülerin und späteren Frau empfahl. "Es ist sehr einfach, wenn du an deine Malerei glaubst", schrieb er 1918 an Mathilde Vollmoeller-Purrmann. Der Glaube hätte dem zunächst im Malerhandwerk ausgebildeten Künstler, der tagsüber auf der Anstreicherleiter stand und nachts oder im Winter an der Leinwand saß, im Laufe eines stürmischen Lebens leicht abhanden kommen können. Als angehender Kunstmaler besuchte er zunächst die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, bevor er an die Münchner Kunstakademie wechselte.
Nach einem Aufenthalt in Berlin, wo er Max Liebermann kennenlernte und der Kunsthändler Cassirer sein Talent entdeckte, ging der junge Maler nach Paris. Dort traf er Henri Matisse, dessen Einfluss ihn maßgeblich prägte und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Zurück in Deutschland wird Pullmann von den Nazis als "Französling" diffamiert und als "entarteter Künstler" geächtet. Er flieht nach Florenz und ins Tessin, freundet sich mit Herman Hesse an, der im malerischen Montagnola sein Nachbar ist. 1966 stirbt Purmann in Basel.
Die Bitburger Ausstellung geht den Weg der malerischen Entwicklung nach. In Purrmanns Umgang mit dem Licht, den zuweilen wilden Farben, in der Linienführung und Formensprache, wird der Einfluss der französischen Malerei von Renoir, über Cézanne, Matisse bis zu den Fauves und dem Kubismus deutlich. Und sogar Van Goghs gemalte Welt findet sich in Purrmanns Werk. Und doch ist die Malerei des Pfälzers keine eklektizistische, soll heißen keine, die sich aus lauter Versatzstücken anderer Werke und Stile speist. In Purrmanns Gemälden mit ihrer zuweilen mutigen Farbgebung wird ein ganz eigener Blick auf Natur und Gegenstände offenbar, der sich malerisch veräußert.
Man darf gewiss davon ausgehen, dass auch Purrmanns innere Natur in seinen farbmächtigen, nicht selten stürmischen Landschaften, seinen Blumenbildern, seiner Lichtmalerei ihren Ausdruck findet. Dafür sprechen auch die späten Bilder, im ersten Stock, mit in ihrer schweren bisweilen düsteren Farbigkeit. Wie seine französischen Malerkollegen war Purrmann auch ein Sammler, der antike Statuetten, Stoffe und anderes zusammen trug. Mit Vasen voller Blumen verband er sie zu atmosphärischen Stillleben. Die Bitburger Schau ist ein Muss für jeden Kunstfreund.
Bis 3. Januar 2016, Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag, 15-18 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag, 14-18 Uhr, Telefon 06561/9645-0. Eintritt frei.
Extra

Als Beispiele dieser Bilderschau seien genannt: Der "Weg zwischen Olivenbäumen" (1922), die "Landschaft mit Villa Gorki" (1924), die "Bodenseelandschaft mit Schloss Monfort", die "Landschaft bei Sanary" (1930), die "Villa Romana" (1938), das "Stilleben mit Efeu und antikem Relief"(1958), sein "Graues Haus am Hafen" (1958) und die Selbstporträts, die den Maler als ein wenig düsteren, nachdenklich distanzierten Menschen zeigen. er

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