Von Bach über Debussy bis Weill

Wittlich · Die Blockflöte ist viel mehr, als nur ein Instrument für Kinder, die ihre ersten musikalischen Gehversuche machen. Die Musik bei Kerzenschein mit Flautando Köln war der beste Beweis dafür.

 Ursula Thelen und Kerstin de Witt interpretieren Kurt Weill. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Ursula Thelen und Kerstin de Witt interpretieren Kurt Weill. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Wittlich. 210 Zuhörer waren am zweiten Weihnachtstag in die Wittlicher Synagoge gekommen, was für den Musikkreis der Stadt Wittlich volles Haus bedeutete. "Wir hätten mehr Karten verkaufen können, aber die Sicherheitsvorschriften lassen eine zusätzliche Bestuhlung nicht zu", sagte Franz-Josef Scherl, der Vorsitzende des Vereins. Die Musik bei Kerzenschein ist in Wittlich ein Selbstläufer. Viele lassen mit der ganzen Familie die Festtage mit einem klassischen Konzert ausklingen. Und so sah man auch viele Kinder und Jugendliche, die sich auf einen Abend mit den Flötistinnen Katharina Hess, Susanne Hochscheid, Kerstin de Witt und Ursula Thelen, die von der Gitarristin und Lautenistin Andrea Cordula Baur begleitet wurden, freuten.
Die Blockflöte: Dass sie mehr als nur ein Kinderinstrument ist, weiß man schon seit geraumer Zeit. Besonders in der Renaissance und im Barock war sie auch bei den großen Komponisten beliebt. So war denn auch ein Großteil des Programms von Flautando Köln dieser Musik gewidmet.
Gespielt wurden Tänze aus England und Italien, ein Konzert des Bachzeitgenossen Johann Christian Schickhardt und natürlich Musik vom Meister Johann Sebastian Bach selbst. Bei dessen Choral "Ich steh an deiner Krippen hier" entpuppte sich Thelen dazu noch als eine Mezzosopranistin mit zauberhafter Stimme. So weit, so gut. Das Quartett ist in der Region nicht unbekannt und dass jede der Damen eine Meisterin ihres Faches ist, weiß man. Perfektes Zusammenspiel, rhythmisch makellos und aufregend, dynamisch atemberaubend und von der Farbenpracht einzigartig, das zeichnete den Wittlicher Abend wieder einmal aus. Passend dazu Baur, die als Begleiterin eine verlässliche Partnerin war.
Im zweiten Teil aber gab es auch noch Claude Debussy und Kurt Weill. Geht das auf der Blockflöte? Und wie das geht. "The little Shepherd" aus den Childrens Corner klang geradezu so, als ob es für diese Formation geschrieben wäre und bei "Surubaya - Jonny" aus Weills Musical "Happy End" wusste man nicht so genau, ob man die restlos überzeugende Sängerin Thelen oder ihre Kolleginnen an Bass- und Großbassflöte mehr bewundern sollte. Immer wieder hinsehen musste man bei "Balkanology" von Jan Rokyta am Ende des Abends. War es wirklich eine Blockflöte oder doch eine Panflöte oder gar eine Geige, mit der diese bulgarischen, rhythmisch so mitreißenden Klänge in die Synagoge gezaubert wurden? Ein Abend, der nur eine Bezeichnung verdiente: superb. gkl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort