Wetterfest zwischen antikem Weltbild und privater Seelenwelt

Trier · Eine ideal platzierte Schau, die erfreulich zum Denken anregt, ist die Ausstellung RomAntik der seit zwei Jahren bestehenden Künstlergruppe "GroßFormArt". Malerisch bleiben noch einige Wünsche offen.

 Zu sehen in den Kaiserthermen: „Der Traum eines Boxers“, Arbeit von Maria Kaluza. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Zu sehen in den Kaiserthermen: „Der Traum eines Boxers“, Arbeit von Maria Kaluza. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Ihr eigentliches Wesen bestehe darin, dass sie immer nur werden könne und nie vollendet sei. Was Friedrich Schlegel einst über die romantische "Dichtart". schrieb, gilt nach heutiger Auffassung für die Kunst an sich.
Auch der Titel der aktuellen Schau der Gruppe "GroßForm-Art" in den Kaiserthermen hat etwas von solch sinnstiftender Offenheit.
"RomAntik" - das lässt sich auf zweierlei Art lesen. Getrennt in zwei Wörter verweist der Titel auf den Ausstellungsort und die Antike als Vorbild eines klassischen künstlerischen Regelwerks.
Von seelischen Innenwelten


Ungeteilt als "Romantik", steht er hingegen für eine Epoche, die sich von aller vorgegebenen Form löste und allein das Gefühl zum Ausgang und "Gesetz" künstlerischen Schaffens machte. Nicht länger sind da die antiken Ruinen Zeugnisse eines klassischen Ideals. Sie wandeln sich zum äußeren Spiegel von seelischen Innenwelten und Sehnsuchtsorten. Es ist genau diese Doppeldeutigkeit, die auch den Kaiserthermen als Ort eigen ist. Was Wunder, dass Margit Eberhard, die Sprecherin der Künstlergruppe, sich freut: "Ich hatte schon immer die Idee, hier auszustellen. Die Kaiserthermen sind ein idealer Ort". Und noch etwas ist der Gruppe wichtig: "Wir wollen aus den üblichen Museums- und Galerieräumen heraus ins Freie, wo jedermann gleichsam beiläufig Kunst erleben kann." Seit zwei Jahren arbeiten die Künstler von GroßFormArt an ihren wetterfesten, imprägnierten Gemälden, setzen sie Wind und Regen aus und natürlich dem Licht.
Das schafft im Laufe des Tages immer neue, sich verändernde Bilder, Tag- und Nachtbilder gleichsam, die in der Dunkelheit vergehen, um im Morgenlicht neu zu entstehen.
Um Gefühl und Innenwelt geht es bei den meisten der 21 Gemälde. Sie spiegeln sich in der Außenwelt der Natur, der Farbe, im Bild gewordenen Traum. So wie in Uschi Adrian-Riess "Toccata", in Margit Eberhards flächiger "Vorstellung" und in Thora Karlsdottirs durchsichtig blauem "Land der Kindheit".
Ein Traum von einem Glas ist Hedi Schons schönes Diatretglas. Mensch und Natur - getrennt und doch eins - thematisiert Beate Ewerz. Nicht alles ist Gefühl. Der Bruch zwischen Empfindung und Vernunft, von dem nach Ansicht der Romantiker die Welt geheilt werden muss, geht auch durch diese Schau. Als absurde menschliche Konstruktionen entlarvt Ferdinand Fries mit schwarzem Humor Denkmal und Macht. Dunkler Ort und Sehnsuchtsland ist als Mischung aus bester romantischer Tradition und lebenserfahrener Nüchternheit Maria Kaluzas "Traum eines Boxers". Sie weiß schließlich: "Des einen Traum ist des andern Alptraum".
Bis 16. Oktober, Öffnungszeiten: September: täglich 9-18 Uhr, Oktober: 9-17 Uhr, Tel.: 0651/ 97808-29.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort