3,25 Millionen Euro für die Kleinsten

Wittlich · Die neue Kindertagesstätte im Vitelliuspark hat 2,3 Millionen Euro gekostet. Doch das Betreuungsangebot in Wittlich hat noch Lücken. Eine weitere Millioneninvestition ist jetzt für den Neubau an der Kita Jahnplatz inklusive Altbausanierung geplant. Der Stadtrat hat zugestimmt.

Wittlich. Mit einer Rutsche geht\'s nach draußen vom Obergeschoss in den Garten. Aus dem Rasen verzweigen sich meterhohe Grashalme bis unters Dach. Die wachsen aber nicht in der Natur, sondern auf dem Plan von Architekt Marco Hoffmann. Was darauf aussieht wie ein Detail aus einem XXL-Rasen, ist die Stützenkonstruktion für einen Neubau, der an der Kita am Jahnplatz entstehen soll.

Investition in Zukunft


Dem Plan hat der Stadtrat Wittlich jetzt zugestimmt und damit einer weiteren Millioneninvestition für die jüngsten Bürger: 2,35 Millionen Euro entfallen dabei für einen neuen Anbau an der 1985 errichteten Kita plus 900 000 Euro für die Sanierung des Altbaus. Dabei werden 800 000 Euro Zuschuss erwartet. "Dann sind wir für den Bereich der Kernstadt zukunftsfähig", kommentiert Bürgermeister Joachim Rodenkirch das Vorhaben: "Ich denke, dass wir in zwei Jahren dann unsere Hausaufgaben erfüllt haben werden."
Gemeint ist die Erfüllung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz auch für Wittlicher von unter drei Jahren (der TV berichtete mehrfach). Für sie werden unter anderem nicht nur Gruppenräume, sondern auch Schlafbereiche und Wickelräume geschaffen. Außerdem gibt es einen neuen Speisesaal und eine Küche.

Acht Gruppen, 30 Betreuer


Vier Gruppen im Altbau und vier im Neubau sollen am Jahnplatz künftig untergebracht werden. Dazu muss mehr Platz fürs Personal geschaffen werden - immerhin sorgen nach der Erweiterung 30 Beschäftigte für das Wohl der Kinder am Jahnplatz.
Geplant ist ein Neubau komplett in Holzbauweise, um erstens schneller fertig zu werden und zweitens bessere Möglichkeiten zur Dämmung zu bekommen. Denn Ziel des Projekts ist auch eine bessere Energiebilanz. Derzeit brauche man 170 000 Kilowatt-Stunden, nach Sanierung plus Neubau nur noch 125 000 Kilowattstunden im Jahr. Dabei sei die bisherige Kita mit ihrer Backsteinfassade gar nicht einmal so schlecht, sagte Marco Hoffmann im Stadtrat: Sie sei aufwendig zweischalig verkleidet und intakt. Allerdings sei das Gebäude stark zerklüftet, hinzu kämen die sehr unterschiedlichen Dachformen, so dass man eine große Oberfläche bei verhältnismäßig geringem Volumen habe.
Skeptisch war mancher Stadtrat wegen des geplanten Flachdaches. Dazu hieß es, die seien heutzutage langlebiger und unproblematisch. Es gebe eine Garantie für 30 Jahre. Auf den neuen Kita-Anbau solle zudem eine acht Zentimeter hohe Grünschicht als Extra-Schutz kommen. Und was ist mit der Grünschicht an der Fassade? Dazu erklärte Architekt Marco Hoffmann: "Wir denken, Natur, Gras, Bewegung, Grün: Das ist ein gutes Thema, das wir der Fassade geben können. Ansonsten wollten wir den Bau recht nüchtern halten." Und die Rutsche? Die erklärt sich von selbst.
Die Kita Jahnplatz hat derzeit 115 Plätze, davon 75 Teilzeit- und 40 Ganztagsplätze. Für unter Dreijährige gibt es noch kein Angebot. (Quelle: Kreisverwaltung)
Meinung

Standortfaktor Kinderbetreuung
Kita-Neubau hier, Kita-Erweiterung da: Zig Millionen kostet die Stadt Wittlich die Erfüllung dessen, was per Gesetz Eltern für ihre Kinder zusteht: ein Platz auch für die Allerkleinsten. Der wird gebraucht, das zeigt die Nachfrage. Sie ist nicht einfach nur per Gesetz da, wie mancher glauben machen will, sondern von der gesellschaftlichen Realität bestimmt. Das traditionelle Familienmodell kann längst nicht jeder leben. Wer sich dennoch für Kinder entschieden hat, will sie gut versorgt wissen, wenn er - gemeint sind naturgemäß Mann und Frau - deren Lebensunterhalt selbst sichert. Gute Kitas sind ein wichtiger Standortfaktor für eine Stadt. Das Geld ist gut investiert und kommt auch dem Wirtschaftsstandort Wittlich mit seinen Arbeitsplätzen zugute. s.suennen@volksfreund.de

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