Aus nach 66 Jahren für den Frauenchor Veldenz

Veldenz · Sein 60-jähriges Bestehen hat der Frauenchor Veldenz 2005 noch groß gefeiert. Sechs Jahre später endet nun die Geschichte des Vereins, der sich 1945 aus der Not her aus gegründet hatte. Dem Chor mit seinen Sängerinnen im Alter von 60 bis 85 Jahren fehlt der Nachwuchs.

 Der Frauenchor Veldenz singt seit dem Jahresende nicht mehr. Foto: privat

Der Frauenchor Veldenz singt seit dem Jahresende nicht mehr. Foto: privat

Veldenz. Jahrzehntelang ist der Frauenchor der evangelischen Kirchengemeinde Veldenz nicht wegzudenken gewesen aus dem Dorfgeschehen. Ohne ihn wäre das Dorf "nicht so, wie es ist", heißt es in der 2005 zum 60-jährigen Bestehen verfassten Chronik. Doch im Rahmen der Heilig-Abend-Christvesper haben die 25 Sängerinnen im Alter von 60 bis 85 Jahren nun einen Schlusspunkt gesetzt.
Laut Chorleiterin Ellen Bergerhof-Singer gaben sie schweren Herzens nach 66 Jahren auf. Doch den Frauen sei das Singen "einfach vom Alter her immer schwerer" gefallen. Vereinzelt habe es stimmliche Probleme gegeben, so dass der Chor nicht mehr so gut wie früher geklungen habe.
Auch die Pfarrersfrau bedauert, dass der Chor nach einjährigem Ringen seine Aktivitäten eingestellt hat. Seit 1998 leitete sie das Ensemble, das sie bereits nach dem Tod des langjährigen Leiters Carl Wirz (1898 - 1983) für wenige Jahre übernommen hatte. Damals erwartete sie ihr drittes Kind. Nach der Geburt des vierten gab sie den Taktstock ab. Zeitweise war sogar ihr inzwischen pensionierter Mann, Pfarrer Georg Singer, eingesprungen. Künftig kommen die Sängerinnen nur noch einmal im Monat zusammen, um sich auszutauschen oder auch mal zu singen. Allerdings nur für sich und nicht mehr in Gottesdiensten. Die Tradition des Chorgesangs werden nun Jüngere fortsetzen, die Sängerinnen des von Britta Lehmkuhl geleiteten Gospelchores.
Die Geburtsstunde des Frauenchores, in dem auch katholische Frauen mitsangen, hatte 1945 geschlagen. Nach Ende des Krieges sehnten sich die Veldenzer danach, den Chorgesang zu beleben. Da es dem früheren Männergesangverein noch an Sängern fehlte, sprangen die Frauen in die Bresche und riefen mit den Herren einen Kirchenchor ins Leben.
Erste Dirigenten waren Dorfschullehrer, die aus verschiedensten Gründen nur jeweils kurze Zeit dabei blieben. Dem Spaß an den Proben tat das aber keinen Abbruch, wie die Chronik berichtet. Ein entscheidender Umbruch war, als sich 1948 erneut ein Männergesangverein bildete. Aus dem Kirchenchor wurde so der reine Frauenchor, den Lehrer Wirz von 1958 bis 1983 leitete. Insbesondere er prägte den Chor, mit dem er eigene oder selbst bearbeitete Sätze einstudierte. Seine Notenblätter mit den auf die Stimmen seiner Sängerinnen perfekt abgestimmten Sätzen hat der Chor bis heute aufbewahrt.
Höhepunkte der Vereinsgeschichte waren Auftritte mit dem Männergesangverein "Grafschaft 1872" als gemischter Chor sowie Adventskonzerte. Die Frauen sangen aber nicht nur. Sie engagierten sich auch bei Festen und regten an, das Erntedankfest wegen der Weinlese in den November zu verlegen. Seither luden sie immer zum gemeinsamen Mittagessen im Römerkeller ein. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort