Aussterbende Art

Zum Artikel "Mehr Lebensqualität für ältere Menschen" (TV, 5. Januar) meint dieser Leser

Wer die Kreisverwaltung aufsucht, um Rat und Hilfe bei Fragen rund um die Pflege alter Menschen zu erhalten, fühlt sich dort gut aufgehoben. Die Mitarbeiter sind kompetent und überaus hilfsbereit. Ob es Sinn macht, mit prophylaktischen Maßnahmen den Zeitpunkt der Pflegebedürftigkeit hinauszuschieben, ist jedoch fraglich. Es ist zwar sinnvoll, den Brunnen mit einem Deckel zu schließen, damit das Kind nicht hineinfallen kann, nur verdurstet es dann. Und den Zeitpunkt, wann eine Pflegebedürftigkeit eintritt, wird nur vom Pflegedienst der Kassen festgestellt, die ja auch die Kosten hauptsächlich tragen und über die Verwendung der Gelder bestimmen. Ich frage mich, wer vor diesem Zeitpunkt eine Pflegebedürftigkeit zu verhindern weiß. Mit Sicherheit nicht die genannten Vertreter von Verwaltung und Beiräten. Und wenn dann noch Vertreter von Organisationen beteiligt werden, die Rechnungen für Pflegetätigkeiten schreiben können, hat man gleich den Kuchengeschmack im Mund, von dem sich manch einer ein Stück abschneiden möchte. Für 600 000 Euro gibt es ja auch einen richtig guten. Die Großfamilien, in denen Oma und Opa fast bis zum Lebensende ihr Dasein hatten, gibt es leider immer seltener. Auch der pflegende Angehörige scheint eine aussterbende Art zu sein. Hier sollte man allerdings das Ziel markieren und nicht die Einweisung in ein Alters- oder Pflegeheim. Denn auch dieser Zeitungsartikel, wie viele andere vorher auch, geht davon aus, dass eine Unterbringung im Heim die unausweichlich letzte Lebensstation sein muss. Weshalb ist in dieser "Projektsteuerungsgruppe" kein Pflegender vertreten? Wieso sind die Kosteneinsparungen nicht höher als bei einem Heimaufenthalt? Wieso hat der Pflegende zwar Anspruch auf 28 Tage Urlaub, erhält jedoch weder Bezahlung für diese Zeit und schon gar kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Ich unterstelle, dass die Mehrheit der ehrenwerten Mitglieder der geplanten Kommission nicht einmal letzteres wissen!

Werner Gessinger, Lösnich

Pflege

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