Das Aus kommt kurz vor dem 90. Geburtstag

Nur acht Wehrmänner gab es Ende des vergangenen Jahres in der kleinen Rapperather Feuerwehr. Zudem hat Wehrführer Wolfgang Müller (58) aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurücktreten müssen. Damit die Feuerwehrtradition im Ort erhalten bleibt, gibt es seit kurzem einen Förderverein.

Rapperath. (doth) Die Rapperather Wehr, gegründet 1921, hätte in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen feiern können. Dazu kam es jedoch nicht. Der Grund: Die geforderte Truppenstärke von neun Aktiven konnte nicht mehr erreicht werden. Zudem musste Wehrführer Wolfgang Müller aus gesundheitlichen Gründen auf sein Ehrenamt verzichten

Bürger von Verwaltung enttäuscht



Auch mit einem Nachfolger wäre die kleine Wehr nur auf höchstens acht Aktive gekommen. Zu wenig, denn neun Wehrmänner müssen es sein, damit die Ausrüstung nach Vorschrift bedient werden kann.

Zur Wehmut über 40 Jahre Feuerwehrdienst mischt sich bei dem 58-jährigen Wolfgang Müller nun Ärger über die Art und Weise seiner "Entpflichtung", wie es im Amtsdeutsch heißt. Der Wehrführer erhielt einen Brief von Bürgermeister Gregor Eibes. Darin dankt man ihm für seine Arbeit - mehr nicht. "Zumindest ein Blumenstrauß für meine Frau wäre doch angemessen gewesen", findet Müller.

Neben dem Rücktritt des Wehrführers hatte die Rapperather Löschgruppe zwei schwerwiegende Probleme: zum einen den Personalmangel, zum anderen die räumliche Nähe zur großen Stützpunktwehr Morbach. "Vor geraumer Zeit haben sich auch Bischofsdhron und Wenigerath direkt der Stützpunktwehr angeschlossen", erklärt Axel Schmitt, der bei der Morbacher Verwaltung für das Feuerwehrwesen zuständig ist. Mit solchen Zusammenschlüssen sei der Brandschutz in den 19 Ortsbezirken in keinster Weise gefährdet. Die Aufrechterhaltung der Feuerwehrtraditon allerdings schon, finden die Rapperather. Elf von ihnen haben daher einen Förderverein gegründet, mit dessen Hilfe die Kultur der Feuerwehr weiter gepflegt wird. Vorsitzender ist Wolfgang Müller. "Wir wollen weiter in Uniform bei der Fronleichnamsprozession, am Martinstag oder dem Gang zur Mariensäule dabei sein", erklärt er den Vereinszweck. Auch an ein Angebot von Erste- Hilfe-Kursen ist gedacht.

Die Uniformen bleiben jedoch immer häufiger im Schrank, denn die in Rapperath frei gewordenen Wehrleute haben wegen beruflicher Verpflichtungen immer weniger Zeit, an den Übungsabenden in Morbach teilzunehmen. "Ausgerechnet montags wird in Morbach geübt. Das ist der Tag in der Woche, an dem ich sowieso später nach Hause komme", klagt Feuerwehrmann Hans-Günter Reuter. Christian Moseler will versuchen, so oft wie möglich dabei zu sein: "Ich habe Schichtdienst. Dann geht es halt nicht immer." Ebenso geht es Heiko Anton, der aber noch ein anderes Problem sieht: "Die Ausrüstung in Morbach ist wesentlich moderner als in Rapperath. Da muss man sich erst einmal einarbeiten."

Ortsvorsteher Egon Schabbach ist enttäuscht von der Verwaltung: "Ich weiß bis heute nicht von offizieller Stelle, dass unsere Wehr aufgelöst ist. Ich musste es durch Hörensagen erfahren." Der 90. Geburtstag der Wehr hätte als "würdiger Abschluss" noch gefeiert werden können, findet Schabbach.

Der Förderverein der Feuerwehr sucht noch Mitglieder. Informationen gibt es unter Telefon 06533/5209. Extra: Die Freiwillige Feuerwehr der Einheitsgemeinde Morbach hat 277 Aktive in 13 Einzelwehren, darunter vier Frauen. 86 Jungwehrleute in sieben Jugendwehren bereiten sich auf den aktiven Dienst vor. Die größte Einheit ist die Stützpunktwehr Morbach mit 52 Aktiven. Insgesamt ist die Wehr mit 20 selbstfahrenden Fahrzeugen und sechs Tragkraftspritzenanhängern ausgerüstet. (doth)

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