Der lange Weg zum Weltkulturerbe

Wittlich · Der Kreistag Bernkastel-Wittlich hat beschlossen, einen Verein zum Thema "Welterbe Moseltal" zu gründen. Langfristiges Ziel dieser Organisation ist es, das Moseltal von der Unesco als Welterbe anerkennen zu lassen.

Die Stadt Bernkastel-Kues und das Moseltal präsentieren sich im Sonnenschein. Das Moseltal könnte Weltkulturerbe werden. Foto von 2013, eingereicht von Roswitha Miesen.

Die Stadt Bernkastel-Kues und das Moseltal präsentieren sich im Sonnenschein. Das Moseltal könnte Weltkulturerbe werden. Foto von 2013, eingereicht von Roswitha Miesen.

Foto: Roswitha Miesen, Leserfoto

Wittlich. Bereits seit mehreren Jahren wird in verschiedenen Gruppierungen darüber diskutiert, ob das Moseltal sich bei der Unesco für die Einstufung als "Welterbe" bewerben soll.

Die Idee: Einer der Hauptprotagonisten ist die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer. Sie bemüht sich schon seit vielen Jahren um die Anerkennung der Mosel. Dazu zählten unter anderem die geologisch außergewöhnlichen Flussschleifen (der TV berichtete in seiner Serie "Landmarken"), zudem sei die Mosel das größte geschlossene Riesling-Anbaugebiet der Welt, und an den Hängen existiere eine einmalige begehbare Schieferstruktur.

Unterstützung aus der Politik: Nun erhält die Weinbruderschaft Unterstützung von der Politik. Landrat Gregor Eibes erklärte auf der gestrigen Kreistagsitzung, es wisse zwar noch keiner, wie dieser langjährige Prozess einer Bewerbung für das Weltkulturerbe ausgehe, aber der Kreisausschuss habe die Gründung eines Vereins vorgeschlagen. Gertrud Weydert von den Grünen/Bündnis 90 stellte hingegen die Vereinsgründung infrage: "Wir werden das alle nicht mehr erleben."

Das Verfahren: Um sich bei der Unesco zu bewerben, bedarf es einer juristischen Person, die einen solchen Antrag einreichen kann. Nach Gesprächen mit Landräten der Mosellandkreise, den Bürgermeistern der betroffenen Städte und weiteren Politikern verständigte man sich darauf, einen Verein mit dem Titel "Weltkulturerbe Moseltal e.V." zu gründen. Dieser Verein soll, so die entsprechende Beschlussvorlage des Kreistages, erste gemeinsame Schritte zur Anerkennung des Moseltals als Unesco-Weltkulturerbe vorbereiten.

Die Anlaufstelle: Die Kreisverwaltung Cochem-Zell habe sich bereiterklärt, dafür eine Anlaufstelle zu schaffen. Allerdings sei mit einer baldigen Aufnahme nicht zu rechnen. Das liegt am Verfahrensweg: In einem Anerkennungsprozess müssen zahlreiche Vorgaben der Unesco berücksichtigt werden.

Das Verfahren: Im Vorfeld muss eine Bewerbung vom rheinland-pfälzischen Kulturministerium auf ihre "Einzigartigkeit" und "Universalität" geprüft werden. Dann dürfen pro Bundesland zwei Vorschläge auf eine sogenannte "Tentativliste" gesetzt werden. Deutschland darf pro Jahr jeweils nur ein Kultur- und ein Naturerbe bei der Unesco einreichen. Danach sind drei Jahre für die Verfassung eines Antrags Zeit. Dieser muss regeln, welche Behörden für den Schutz des Weltkulturerbes zuständig sind und wer den Status überwacht. Daher habe das Moseltal frühestens nach dem Jahr 2030 eine Chance, als Kulturerbe anerkannt zu werden. Der Kreistag stimmte dem Antrag mehrheitlich zu.

Was bringt es? Die Einstufung als Weltkulturerbe durch die Unesco bringt, so mehrere Experten, kurzfristig einen touristischen Schub. Grundsätzlich bringt diese Einstufung einen Prestigegewinn, finanzielle Förderungen sind damit aber nicht zwingend verbunden.Meinung

Darauf ankommen lassen
Auch wenn Kritiker sagen, dass der Titel "Weltkulturerbe" eben nur ein Titel ist, erscheint es sinnvoll, diesen Schritt zu wagen. Das ist auch aus der Sicht der Moselaner nachvollziehbar. Schließlich haben die Rheinländer bereits ihren Eintrag als "Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal" - was den Rheinländern billig, sollte den Moselanern nur recht sein, denn auch die Mosel ist eine einmalige Flusslandschaft. Die Erfolgsaussichten sind trotzdem gering, weil das Moseltal mit vielen anderen Bewerbern konkurrieren wird. Zudem gibt es in Deutschland schon überproportional viele Weltkulturerbestätten, sodass zu vermuten ist, dass die Unesco in Zukunft anderen Ländern vielleicht eher den Vorzug geben wird. Dennoch sollte man es darauf ankommen lassen. Einen Verein zu gründen ist letztlich keine exorbitant hohe Investition. Das sollte also machbar sein. hp.linz@volksfreund.de

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