Justizvollzugsanstalt Das Gefängnis macht Schule

Wittlich · Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Wittlich informieren junge Menschen  über ihre Arbeit, ihren Beruf und das Leben in der Anstalt. Zum Start des Projekts haben Schüler der BBS Wittlich erfahren, was Gefängnis mit Boxershorts, Bildung und Bandscheibenvorfällen zu tun hat.

 Mitarbeiter der JVA Wittlich (Foto rechts, Dirk Jasbinschek, Anne Klaes, Hans-Joachim Weiler und Jörn Patzak, mit Schulleiter Alfons Schmitz (von links)) informieren Schüler der Berufsbildenden Schulen in Wittlich  über ihre Arbeit in der Justizvollzugsanstalt.

Mitarbeiter der JVA Wittlich (Foto rechts, Dirk Jasbinschek, Anne Klaes, Hans-Joachim Weiler und Jörn Patzak, mit Schulleiter Alfons Schmitz (von links)) informieren Schüler der Berufsbildenden Schulen in Wittlich  über ihre Arbeit in der Justizvollzugsanstalt.

Foto: Klaus Kimmling

Ein Morgen an der Berufsbildenden Schule in Wittlich. Vor Beginn der ersten beiden Schulstunden stehen an der Tafel des Klassenraums Dirk Jasbinschek und Anne Klaes. Beide tragen eine blaue Uniform, die sie als Vollzugsbeamte der JVA Wittlich auch im Gefängnis tragen. In der Schule sind sie aber nicht wegen eines Gefangenentransports, sondern um den Schülern den Alltag in der Anstalt näher zu bringen.

„Wir bekommen oft Anfragen von Schulen, die uns besuchen kommen wollen. Das können wir aber nicht realisieren“, sagt Patzak. „Wir sind ja kein Zoo, und die Gefangenen wollen nicht vorgeführt werden.“ Auch sei die Gefahr einer Geiselnahme zu groß, wie der JVA-Leiter später den Schülern erklärt.

Die sind an diesem Morgen sehr interessiert, was die Nachfragen und Meldungen zeigen. Einige von ihnen, so BBS-Leiter Alfons Schmitz, sind an diesem Morgen extra zu Gast in der Berufsoberschulklasse, weil sie sich für den Beruf des Vollzugsbediensteten interessieren. Dirk Jasbinschek und Anne Klaes erklären den Schülern zum Beispiel, was sie in dem Beruf verdienen, wie die Ausbildung in der Justizvollzugsschule in Wittlich gegliedert ist und welche Voraussetzungen Bewerber mitbringen müssen. „Wenn Sie zum Beispiel einmal einen Bandscheibenvorfall hatten, ist es nicht möglich, bei uns im Vollzug zu arbeiten“, erklärt Patzak.

In Erläuterungen von Jasbinschek und Klaes und in kleinen Videofilmen, die per Beamer an die Wand projiziert werden, geht es aber auch um den Alltag in der Wittlicher Anstalt, die die größte in Rheinland-Pfalz ist. Zur Demonstration haben die Vollzugsbeamten einen Korb mitgebracht, in dem die Erstausstattung für Gefangene zusammengestellt wurde. Dazu gehören unter anderem zwei Paar Schuhe, Schlafanzug und roter Jogginganzug, aber auch Unterwäsche. „Wie Sie sehen“, sagt Dirk Jasbinschek zu den Schülern, „mit Boxershorts ist nicht viel im Gefängnis“ und hält eine weiße Feinripp-Unterhose in die Luft. Die Schüler quittieren es mit einem Lachen.

Anders ist es, als sie nach den Schlagworten gefragt werden, die ihnen zum Stichwort JVA einfallen, oder als ein Gefangener in einem Video seine Gefühle während der Haft beschreibt. Die jungen Menschen, die derzeit an der BBS ihr Fachabitur machen, sehen die Maßnahmen zur Resozialisierung, die in der JVA angeboten, als sehr wichtig an. „Man muss auch die Gefangenen im Gefängnis mit Respekt behandeln“, sagt einer. Und auch die verschiedenen Bildungsmöglichkeiten sehen die jungen Menschen als wichtig an. „Kann man in der JVA auch studieren?“, fragt einer von ihnen. Hans-Joachim Weiler, Personalchef der Anstalt, bejaht dies. „An der Fernuni Hagen ist das möglich.“ Auch können die Gefangenen verschiedene Schulabschlüsse ablegen.

Für das JVA-Team war der Besuch in der BBS Wittlich der Startschuss für ein Pilotprojekt. Etwas vier bis sechs Mal im Jahr will sich die Anstalt in Schulen in der Region auf diese Art präsentieren. Der Kontakt zur BBS Wittlich kam über deren Leiter Alfons Schmitz zustande, der Vorsitzender des Anstaltsbeirats ist, einem gesetzlich vorgeschriebenem Gremium, dessen Mitglieder beratend bei der Gestaltung des Vollzuges und der Eingliederung der Gefangenen mitwirken.

Die Schüler stellen noch über das Klingeln der Pausenglocke hinaus Fragen an die JVA-Mitarbeiter,  hören Dirk Jasbinschek und Anne Klaes interessiert zu und geben den beiden ein positives Feedback, bevor es für sie an diesem Morgen zur nächsten Unterrichtsstunde geht.

 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der JVA Wittlich informieren Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schulen über ihre Arbeit in der Justivvolzugsanstalt. Foto: Klaus Kimmling    Dirk Jasbinschek, Anne Klaes, Hans-Joachim Weiler, Jörn Paztak, Alfons Schmitz (von links)

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der JVA Wittlich informieren Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schulen über ihre Arbeit in der Justivvolzugsanstalt. Foto: Klaus Kimmling Dirk Jasbinschek, Anne Klaes, Hans-Joachim Weiler, Jörn Paztak, Alfons Schmitz (von links)

Foto: Klaus Kimmling

Wer sich für einen Besuch der JVA-Teams interessiert, kann sichmelden an jvamachtschule@vollzug.jm.rlp.de

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