Ein Abschied mit Wehmut

MORBACH/HERMESKEIL. Ein öffentliches Gelöbnis ist für Rekruten Höhepunkt und Abschluss ihrer Grundausbildung. Das war auch am Dienstagabend für die 337 Soldaten in Morbach der Fall. Sie verlassen in Kürze die Hochwald-Kaserne und die Region. Doch Abschied nehmen war auch für andere Beteiligte angesagt.

Es wird wohl keine weiteren öffentlichen Gelöbnisse in der Einheitsgemeinde Morbach geben. Zumindest nicht mit Rekruten des Raketenartillerie-Lehrbataillons 52 in Hermeskeil. Denn die dortige Hochwald-Kaserne wird zum Jahresende geschlossen. "Auch beim dritten Mal sind wir stolz darauf, dass Sie zu uns kommen", sagte der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes beim anschließenden Empfang im Sportlerheim einer Abordnung von Soldaten. Kuseler Bataillon mit von der Partie

Er bedauerte, dass sein eigenes Gelöbnis vor Jahren hinter Kasernenmauern stattfand. Bereits in den Jahren 2000 und 2004 waren die Rekruten der Hochwald-Kaserne auf dem Morbacher Sportplatz zu Gast. Nicht nur der "Standort" Morbach hat für die feierliche Veranstaltung Tradition. Ebenso regelmäßig seien auch die Rekruten des Panzerartillerie-Lehrbataillons 345 aus Kusel mit von der Partie, erklärte Michael Nold. Der Hermeskeiler Kommandeur sagte vor den 337 Rekruten, er bedauere die Auflösung des Standorts. Umso mehr freue ihn, dass man in Morbach "mit offenen Armen empfangen" werde, während anderswo allzu oft mit den Auflösungen der Liegenschaften "schlagartig ein völliges Desinteresse" einsetze. Am Dienstag habe man mit einer Personalkonferenz entscheidende Weichen für die Zukunft der Zeit- und Berufssoldaten gestellt, nachdem die meisten zivilen Mitarbeiter bereits wüssten, wie ihre berufliche Zukunft aussehe. Als "Verlust für die Region" bezeichnete die EU-Abgeordnete Christa Klaß den Abzug der Soldaten aus dem Hochwald, machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass sich im Gegenzug Kusel als Artillerieregiment vergrößere. Vor allem forderte sie eine gesellschaftliche Debatte, wo und zu welchem Zweck Bundeswehrsoldaten eingesetzt werden sollen. Mit dem Schutz der Wahlhelfer im Kongo werde ein wichtiger Beitrag zu einem ordnungsgemäßen Verlauf der Wahlen geleistet. Skeptisch äußerte sie sich zu der Debatte, ob Soldaten in Deutschland während der Fußball-Weltmeisterschaft zum Einsatz kommen sollten. Die Sicherheit von Bürgern und Gästen müsse auch mit polizeilichen Einsatzkräften gewährleistet werden können. Nach den Reden wurde es ernst: 2500 Menschen, darunter viele Einheimische, verfolgten das Geschehen auf dem Rasenplatz, als sich die Rekruten - musikalisch begleitet vom Heeresmusikkorps 300 aus Koblenz - öffentlich zur Bundesrepublik, zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zum Grundgesetz bekannten. Vor allem viele Angehörige nutzten die Gelegenheit, am Gelöbnis von Freunden, Ehemännern, Söhnen und Enkeln teilzunehmen. Vermutlich die weiteste Anreise hatte der Niederländer Willem Klerk, dessen Sohn René im Stadion stramm stand. Er lebt mit Ehefrau Annette im münsterländischen Reken, reiste allerdings eigens aus Kanada an, wo er beruflich zu tun hatte. "Das lässt man sich doch nicht entgehen", versicherte er dem TV. Ein "ganz besonderes Feeling" war das Gelöbnis für Rekrut Stefan Heiliger aus der Nähe von Emmelshausen, der in Morbach Eltern und Großeltern begrüßen konnte. Vor allem Opa Hermann Barkmann war "ergriffen von der Zeremonie". "Tag der Soldaten" im Mai in Hermeskeil

Ebenso wie übrigens Karl Mutsch, der die Veranstaltung wie in den Jahren 2000 und 2004 maßgeblich mitorganisiert hatte. Der Major der Reserve aus Morbach hat die Hoffnung auf eine Nachfolge-Veranstaltung im Luftkurort noch nicht aufgegeben: "Es kann ja auch eine andere Einheit sein." Die Hermeskeiler kommen übrigens am 20. Mai anlässlich des "Tags der Soldaten" in der Kaserne zum letzten Mal in den Genuss eines Gelöbnisses.

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