Ein Besuch bei der Bärenmama

FLUSSBACH. Fast jedes Kind hat einmal einen Teddybären besessen. Der knuddelige und kuschelige Freund hat bislang jeder Spielsachen-Mode getrotzt. Ilse Haier aus Flußbach liebt nicht nur Teddybären, sie stellt selbst auch welche her. Wir haben sie in ihrer "Bärenstube" besucht.

"Am wichtigsten ist der Gesichtsausdruck", sagt Ilse Haier. "Daran erkennt man, ob der Bär gelungen ist." Ein Teddybär kann freundlich gucken oder ein bisschen traurig. Ilse Haier bevorzugt die freundlichen Bären. Einen ganzen Arbeitstag dauert es, bis aus feinem Mohairstoff ein Bär geworden ist. Je nach Geschmack zieht sie dem kuscheligen Kerl oder der feinen Bärendame eine Hose, ein Kleidchen oder einen Rock an. Sie hat auch schon welche mit Lederjacken ausgestattet oder in Rennfahrer-Kluft gesteckt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, und die Wünsche der Bären-Freaks reichen von klassisch bis skurril. Vor sechs Jahren hat die gelernte Kinderpflegerin damit angefangen, Teddys herzustellen. Sie hatte einen Bärenkurs besucht und war sofort "infiziert". Seitdem hat sie schon Dutzende der beliebten "Kuscheltiere" hergestellt. Kleine und große, männliche und weibliche, erwachsene und Kinder-Teddys - keiner gleicht dem anderen. Die "Geburt" eines Teddybären folgt einem Schema. Zuerst wird der Mohairstoff in etwa 15 Teile geschnitten. Drei für die Arme, drei für die Beine, weitere für den Kopf, den Rumpf, die Ohren und so weiter. Dann werden die Teile zusammengenäht und mit Schafwolle gestopft. Beweglich muss ein Teddybär sein. Der Kopf muss sich drehen können, Arme und Beine sollten gelenkig sein. Dafür sorgen Splinte mit Unterlegscheiben, die die Körperteile verbinden. Nase, Mund und Augen werden später aufgestickt, und zum Schluss wird die passende Kleidung genäht. Ilse Haier hat ihr Hobby inzwischen so perfektioniert, dass sie selbst schon Teddybärenkurse gibt. Die meisten Bären verkauft sie. 80 bis 90 Euro kostet ein solch kleines handwerkliches Meisterstück. Und die Bärenmama informiert sich ständig. Es gibt nämlich eine richtige Teddybärenszene. Auf großen Messen und Börsen in ganz Deutschland werden selbst gefertigte Teddybären gehandelt und getauscht. Mehrere Fachzeitschriften wie "Teddy & Co.", "Teddybär" oder "Bärreport" konkurrieren um die Gunst der Bärenfreunde. Da gibt es Tipps für Teddy-Einsteiger, da werden die neuesten Bärenmuster gezeigt, die Grundlagen der Teddyfertigung erklärt und da wird über das jüngste Bärentreffen in Herne berichtet, wo 60 Aussteller aus aller Herren Länder ihre Kuschelbären zeigten.Inzwischen ist auch Ilse Haiers Ehemann Helmut, seitdem er im Ruhestand ist, ein echter Bärenfreund geworden. Er bastelt kleine Holzmöbel. Mehrere Puppenhäuser, nein, Bärenhäuser, zieren die Bärenstube der Haiers in Flußbach.

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