Ein schwieriger Weg zu mehr Windkraft

Morbach · Weil so wenige Ratsmitglieder erschienen waren, sah es bei der jüngsten Sitzung kurze Zeit so aus, als sei der Gemeinderat Morbach nicht beschlussfähig. Das war er dann doch, entschied aber, in Sachen Windkraft zunächst nichts zu beschließen. Weiterhin offen ist daher, wo Windräder entstehen sollen und auch, wer die Anlagen betreibt.

 Morbach ist mit seiner Energielandschaft Vorreiter bei der Erzeugung erneuerbarer Energien. Bis sich mehr Windräder drehen, sind allerdings noch viele Fragen zu klären. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Morbach ist mit seiner Energielandschaft Vorreiter bei der Erzeugung erneuerbarer Energien. Bis sich mehr Windräder drehen, sind allerdings noch viele Fragen zu klären. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Morbach. Bürgermeister Andreas Hackethal war sichtlich erleichtert, als bei der jüngsten Sitzung 14 Kommunalpolitiker "zusammenkamen", die den Gemeinderat Morbach beschlussfähig machten. Man entschied sich in dieser Runde, lediglich zu diskutieren und zu beraten, aber nichts zu verabschieden.
Top-Thema auf der Agenda war die Weiterentwicklung der Windkraft. Ingo Ewald vom Fachbüro "D.I.E. Erneuerbaren" erläuterte die von der Einheitsgemeinde in Auftrag gegebene Auswertung der ins Auge gefassten Flächen mit ihren Vor- und Nachteilen.
Der Fachmann stellte klar: "Keines der Gebiete wird beim Genehmigungsverfahren ein Spaziergang werden." Unter Berücksichtigung von Windverhältnissen, der Flächengröße, offenen Fragen bei der Bauleitplanung und des Natur- und Artenschutzes ist keine der Flächen ohne Weiteres zu nutzen. Ohne weiteres bedeutet, dass Morbach Auflagen zu erfüllen und Gutachten zu erstellen hat. Von den acht favorisierten Flächen fielen zwei zunächst raus. Hierbei handelt es sich um die Bereiche im zentralen und nördlichen Teil des Gemeindegebietes.
"Wenn irgendwo Wind optimal weht, dann hier", erläuterte Ewald. Gemeint ist der Bereich im Osten bei Hinzerath, auf welcher nach Analyseangaben sechs Anlagen im Kompaktdesign stehen könnten.
Jedoch ist der vom Büro favorisierte Ort noch mit "Restriktionen behaftet". Denn dort liegt ein FFH-Schutzgebiet und die Kernzone des Naturparks - Morbach müsste Gutachten für diese Flächen erstellen lassen. Zudem muss mit dem Flughafen Hahn geklärt werden, ob und inwiefern Windräder die Flugsicherheit beeinträchtigen.
Das Landschaftsbild würde dort wenig beeinflusst. Genau das war ein wichtiges Kriterium, das die Ratsmitglieder als Voraussetzung forderten: die Konzentration möglicher Windräder auf eine Fläche, damit eine "Verspargelung" vermieden wird. "Wir wollen keine Perlenkette von Windrädern, sondern eine Anhäufung. Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, dass man es Gemeinden so schwer macht, an Windkraft zu kommen", äußerte sich Achim Zender (FWM).
Dass man teure Gutachten in Auftrag geben müsse, sei ihm unverständlich. Uwe Andretta von den Grünen konterte: "Das Artengutachten ist wichtig, und das sollten wir schnell angehen." Bei Ewalds Vorschlag würde man die Sichtachsen wahren und so eine positive Akzeptanz bei der Bevölkerung bewirken, sagte Andretta. Frank Klein (FDP) mahnte, man solle eine Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben.
Zu entscheiden haben die Vertreter nicht nur, welchen Standort sie zur Genehmigung bringen wollen, sondern auch, wie das umgesetzt werden soll: in einer noch zu gründenden Kreisgesellschaft oder als gemeindeeigene Windenergieanlage (der TV berichtete).
Hackethal sprach sich für einen interkommunalen Solidarpakt aus, wenn dieser konkret ausgearbeitet sei und für Morbach erkennbare Vorteile hieraus kommen.
Da es momentan keine fassbaren Informationen zur Aufstellung einer Kreisgesellschaft gibt, bat der Ortschef darum, erst zu beraten, sobald er Genaueres berichten könne.

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