Eine Stadt ernährt sich selbst

Wittlich · Als Wirtschafts-, Behörden-, Industriestandort und als Einkaufsstadt hat Wittlich einen Namen. Doch die Kreisstadt hat mehr zu bieten: Verbraucher können bei den Direktvermarktern unter den 30 Wittlicher Landwirten und im heimischen Supermarkt regionale Produkte kaufen. Der TV bietet eine Übersicht über die Produkte und ihre Erzeuger.

Wittlich. Die Schweine grunzen, die Hühner gackern, und der Wein reift: Um die Stadt Wittlich wächst und reift so einiges, was später auf den Tellern der Stadtbewohner landet. Die 30 landwirtschaftlichen Betriebe der Stadt Wittlich - davon 21 hauptberufliche Landwirte - produzieren auf den heimischen Böden eine umfangreiche Palette an Lebensmitteln.
"Im Gegensatz zur restlichen Eifel haben wir um Wittlich herum eine sehr vielfältige Landwirtschaft", sagt Manfred Zelder, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Bernkastel-Wittlich. Der 56-jährige Landwirt kümmert sich auf dem Helenenhof um 140 Milchkühe und mästet 165 Jungbullen. In der Wittlicher Senke herrsche ein angenehmes Klima mit optimalen Bedingungen für den Gemüse- und Getreideanbau, sagt Zelder. "Die zwei Grad Temperaturunterschied zum Rest der Eifel sind entscheidend." Deshalb könne man in Wittlich zum Beispiel auch Körnermais, der für den menschlichen Verzehr geeignet ist, anbauen.

Eier: Auf dem Hofgut St. Paul der JVA Wittlich arbeiten neben zehn Gefangenen aus dem Erwachsenen- und Jugendvollzug auch 1000 Legehennen, deren Eier über die Gärtnerei der JVA vermarktet werden. In der Umzäunung des mobilen Hühnerstalls von Bauer Paul Brandsma auf dem Hof Breit in Wittlich scharren 250 Hennen im Freiland und legen ihre Eier.

Honig:
Die sechs Imker mit ihren 120 Bienenvölkern im Stadtgebiet produzieren 4,8 Tonnen Honig im Jahr. 2014 sei der Ertrag bislang besonders üppig ausgefallen, sagt Christoph Hayer, Kassenwart des Bienenzuchtvereins Wittlich und Umgebung.

Milchprodukte:
Fünf Bauern im Stadtgebiet produzieren Rohmilch, Quark und Käse. Der Direktvermarkter Paul Brandsma auf dem Demeter Hof verarbeitet auf seinem Biohof Kuhmilch zu Quark und Käse. Die Tiere von Manfred Zelder, dem größten Milchbauer der vier Milchviehbetriebe im Stadtgebiet, geben allein zwischen 80 000 und 100 000 Liter Milch im Monat.

Fleisch:
Zwei Betriebe in Wittlich produzieren Rindfleisch - darunter die JVA Wittlich als Charolais-Zuchtbetrieb. Auf dem Hofgut St. Paul mit 52 Hektar Weideland kümmern sich rund zehn Gefangene aus dem Erwachsenen- und Jugendvollzug um 50 Rinder.

Gemüse und Getreide:
Acht Ackerbauern bewirtschaften ihre Felder rund um die Stadt. Sie bauen Getreide, Kartoffeln, Mais, Raps und verschiedene Gemüsesorten an. Zwischen 500 und 600 Tonnen Speisekartoffeln reifen jährlich in der Wittlicher Senke - 350 Tonnen davon allein auf den Feldern des Landwirts Carlo Bauer in Wittlich-Neuerburg. Der 46-Jährige - wie auch sein Kollege Günther Thetard in Wittlich-Dorf - verkauft die Knollen direkt auf dem Hof. "Der Boden in der Wittlicher Senke gibt den Kartoffeln einen einzigartigen Geschmack", sagt Bauer.

Obst:
Drei Erdbeerbauern im Stadtteil Lüxem bieten im Mai, Juni und Juli die süßen roten Beeren an. Auf fünf Hektar Land sprießen dort Erdbeeren. Kunden können sie direkt auf dem Feld pflücken oder in Schalen abgepackt auf den Höfen der Landwirte kaufen. Landwirt Paul Brandsma verkauft zudem Äpfel, Mirabellen und Pflaumen.

Tabak:
Der Wittlicher Tabak verraucht zum größten Teil in den Wasserpfeifen des Orients. "Die Ägypter schätzen die Qualität unseres Tabaks, da er nicht verfärbt, wenn sie ihn mit Duftstoffen veredeln", sagt Carlo Bauer. Die beiden Wittlicher Tabakbauern produzieren im Jahr 200 Tonnen des Genussmittels.

Wein und Obstbrände:
Auch wenn die vier Wittlicher Weingüter unterschiedlich sind, was die Rebsorten und Größe ihrer Anbaufläche betrifft, eint sie doch die durchweg hohe Qualität ihrer Weine. Auf 46 Hektar Rebfläche bauen die Wittlicher Winzer Riesling, Weißburgunder, Rivaner, Kerner und im Rotweinbereich Merlot, Spätburgunder und Regent an. Landwirt Carlo Bauer in Wittlich-Neuerburg stellt verschiedene Obstbrände und Liköre her.Extra

Die Stadt Wittlich verfügt derzeit über 21 hauptberufliche Landwirte sowie 10 Bauern im Nebenerwerb. Die Landwirte bearbeiten im Stadtgebiet eine Fläche von 1473 Hektar. 800 Rinder weiden auf den Grünflächen der Stadt. Vor 40 Jahren waren es mit 1650 Tieren noch mehr als doppelt so viele. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe lag im Jahr 1974 bei 190, die eine Fläche von 2000 Hektar beackerten. Damals gab es in den Ställen der Wittlicher Landwirte auch noch 3500 Schweine. Heute gibt es in Wittlich jedoch keinen einzigen Schweinebauern mehr und nur noch eine Handvoll Schweine. Quelle: Statistisches Landesamt RLP

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