Halbwegs heile Arbeitswelt

BERNKASTEL-KUES. Wer im Kreis Bernkastel-Wittlich einen Arbeitsplatz sucht, hat vergleichsweise gute Chancen, fündig zu werden. Dies gilt besonders für den Raum Morbach.

Es gab Zeiten, und die liegen noch nicht allzu lange zurück, da galten die Region Trier und damit auch der Kreis Bernkastel-Wittlich als unterentwickelt und wenig attraktiver Wohn- und Arbeitsort. Wer zu Beginn des Jahres 2006 auf die Zahlen des Arbeitsmarktes schaut, muss die Region fast als Traumland sehen. Im Jahr 2005 lag die Arbeitslosenquote im Agenturbezirk Trier bei 6,8 Prozent (2004 waren es 6,4 Prozent). Im Kreis Bernkastel-Wittlich fallen die Zahlen für 2005 noch besser aus: 6,4 Prozent in Bernkastel-Kues (Vorjahr 5,8), in Wittlich sechs Prozent (6,3) und Morbach gar nur fünf Prozent (5).Saisonarbeitskräfte verschlechtern die Bilanz

Die Zahl in Bernkastel-Kues liegt nach Auskunft von Ferdinand Zingen (Agentur für Arbeit in Bernkastel-Kues), der die Zahlen am Dienstag vorstellte, auch nur deshalb höher, weil dort im Winter viele Saisonarbeitskräfte aus der Gastronomie dazu kommen. Immerhin geht es hier um etwa 2700 Stellen. Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2005 bei 8,8 Prozent, im Bund bei 11,7 Prozent. Halbwegs heile Welt also im Hunsrück, in der Eifel und an der Mosel? Bedingt, ja!. Schließlich war auch hier im Jahresverlauf eine leichte Erhöhung festzustellen. Im Vergleich zu Land und Bund, wo die Zahl der Arbeitslosen im Dezember 2005 wieder stieg, gibt es aber im Bezirk Trier eine erfreuliche Tendenz. Gegenüber dem Vorjahresmonat sank die Quote von 6,8 auf 6,2 Prozent. Mit einem konjunkturellen Aufschwung hat dies aber nichts zu tun, stellt Zingen klar. Stattdessen hätten die neuen innerbetrieblichen Strukturen, die seit Mitte Oktober 2005 gelten, Wirkung gezeigt. Dazu zählt Zingen die noch konsequentere und intensivere Beratung der Arbeitssuchenden sowie den ausgeweiteten Kontakt zu den Firmen. Daraus ergeben sich positive Tendenzen. So stieg die Zahl der gemeldeten offenen Stellen im Kreis Bernkastel-Wittlich auf 6742. 2004 waren es nur 5744. 10 527 Menschen (Vorjahr 10 675) meldeten sich arbeitslos, 10 921 Männer und Frauen (Vorjahr 10 531) fanden wieder Arbeit. Das ergibt immerhin ein Plus von 390. Im Jahresverlauf setzte eine Belebung ein

Nachdem es in vielen Branchen zu Jahresbeginn ruhig zugegangen sei, habe sich im Jahresverlauf die Nachfrage wieder verbessert. "Das Baugewerbe macht uns aber weiter Sorge", sagt Zingen. Auch die Fensterindustrie sei nicht allzu gut dran. Eine schlechte Nachricht gibt es für 2006 schon. Durch die Schließung des Fleischwerks der Hochwald-Nahrungsmittelwerke in Thalfang verlieren, so Zingen, 75 Leute den Job. Zirka 60 Prozent von ihnen fallen in die Zuständigkeit der Agenturen im Kreis Bernkastel-Wittlich. Zingen: "Das wird eine Kraftanstrengung, aber wir versuchen Alternativen zu finden." Die Agenturen versuchen auf vielfältige Art, Arbeitssuchende in neue Stellen zu vermitteln. Gute Erfahrungen gebe es zum Beispiel mit dem betrieblichen Bewerbertraining. Arbeitslose gehen für zwei Wochen in einen Betrieb. Dabei werde darauf geachtet, dass die Leute nicht als billige Kräfte ausgenutzt werden. Weitere gute Nachrichten für 2006: Zingen sieht Chancen, dass in Morbach und Wittlich neue Arbeitsplätze entstehen. Betriebe will er allerdings noch nicht nennen. Chancen sieht er auch durch den Flugplatz Hahn. Dabei müsse aber berücksichtigt werden, dass es dort auch Stellen gebe, die nicht sehr hoch dotiert seien.

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