Jung, motiviert, arbeitslos

TRABEN-TRARBACH. Trotz anziehender Konjunktur: Noch immer sind knapp fünf Millionen Menschen ohne Arbeit. Auch viele junge Menschen, die nach ihrer Ausbildung keinen Job finden, sind betroffen. Myriam Weber aus Traben-Trarbach ist "staatlich anerkannte Erzieherin". Sie hat schon über 100 Bewerbungen abgeschickt, bislang aber ohne Erfolg.

Manchmal muss Myriam Weber weinen. Dann gibt die sympathische, freundliche und sensible junge Frau für einen kurzen Moment die Hoffnung auf. Die Hoffnung, doch noch eine Stelle als Erzieherin zu finden, um mit Kindern arbeiten zu können und um sich eine Existenz aufzubauen. Die 22-Jährige hat im Juli des vergangenen Jahres ihre Ausbildung als Erzieherin beendet und die Prüfung mit der Gesamtnote "befriedigend" abgeschlossen. Als 14-jährige hatte sie Gefallen an diesem Beruf gefunden. Während des Schulpraktikums arbeitete sie in einem Kindergarten und sie wusste sofort: Das ist ein schöner Beruf, das will ich später auch mal machen. Sie machte die Mittlere Reife, absolvierte ein einjähriges Vorpraktikum im Kindergarten Reil und ging zwei Jahre auf die Erzieherinnenschule in Boppard. Zwei sechswöchige Praktika gehörten ebenfalls zur Ausbildung. Ihr Anerkennungsjahr machte sie im Kindergarten Trarbach. Im Sommer vergangenen Jahres hatte sie es endlich geschafft. Sie war ausgebildete Erzieherin und hoffte, möglichst schnell eine Stelle zu bekommen. Sie verschickte 20, 30 Bewerbungen, später noch mehr. Über 100 sind es inzwischen, genau so viele Absagen hat sie bekommen. Dabei ist Myriam Weber hoch motiviert. "Ich würde so gerne arbeiten, egal wo - ob hier in der Gegend, was natürlich mein Traum wäre, oder weiter weg in Nord- oder Süddeutschland." Dabei müsste es nicht unbedingt ein Kindergarten sein. Auch mit Behinderten oder als Familienbetreuerin würde sie gerne arbeiten.Schichtdienst wäre in Ordnung

Ebenso wäre Schichtdienst für sie in Ordnung. Seit August 2005 bezieht sie Arbeitslosengeld, in Kürze fällt sie in "Hartz IV", dann erhält sie nur noch knapp über 300 Euro im Monat. Sie hat im vergangenen und in diesem Jahr auch mehrere Minijobs angenommen - als Kindermädchen, vermittelt über eine Kinderbetreuungsagentur. Doch die Bedingungen waren zum Teil miserabel. So musste sie für maximal 250 Euro im Monat nur stundenweise kommen und jederzeit abrufbereit sein. Wegen der großen Entfernung hatte sie nicht einmal die Fahrtkosten raus. Wie Myriam Weber geht es vielen jungen ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern. Nach Mitteilung des Arbeitsamts Trier sind aktuell in Deutschland 25 000 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen arbeitslos gemeldet. Diesen stehen nur 1000 freie Stellen gegenüber. Myriams Mutter Uschi Weber ist besorgt, wie es weitergehen soll. Resigniert stellt sie fest: "Die jungen Menschen sollen arbeiten, sollen konsumieren, für ihr Alter vorsorgen und möglichst viele Kinder bekommen. Aber ohne Einkommen geht das doch alles nicht." Noch hat Myriam Weber die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann einmal als Erzieherin arbeiten zu können. Zwei Bewerbungen sind noch offen - zumindest hat sie bislang keine Absage bekommen. Beim Arbeitsamt wurde ihr gesagt, sie solle doch Sozialpädagogik studieren. Aber das wäre für sie nur eine Notlösung. Außerdem: Auch in diesem Bereich ist es heute bereits äußerst schwierig, einen Job zu finden.

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