Morbacher Zehntklässler versetzen sich dank KLASSE!-Workshop in Rollstuhlfahrer hinein

Morbach · Was ist barrierefreies Bauen? Auf welche Probleme stoßen Rollstuhlfahrer im Alltag? Diese und viele Fragen mehr standen im Mittelpunkt eines KLASSE!-Workshops der ISB, den die Klasse 10d der IGS Morbach gewonnen hatte.

Morbacher Zehntklässler versetzen sich dank KLASSE!-Workshop in Rollstuhlfahrer hinein
Foto: Björn Pazen

Max hat schnell den Dreh raus. Der Zehntklässler bewegt sich scheinbar problemlos mit dem Rollstuhl über das Schulgelände an der IGS Morbach. Aber auch beim Hügel vom Behindertenparkplatz zum Schuleingang muss sich der Zehntklässler mächtig ins Zeug legen. "Ganz schön anstrengend", meint Max. Seine Klassenkameraden schaffen den Weg nur mit Anschiebern.

Dass sich die Klasse 10d der IGS Morbach mit dem Thema Rollstuhlfahren und barrierefreies Bauen beschäftigen darf, hat sie ihrer Klassenlehrerin Gabi Mertini-Stein zu verdanken. Sie hatte sich beim TV für den Workshop von KLASSE!-Partner Investitions- und Strukturbank (ISB) Rheinland-Pfalz beworben - und den Vormittag mit der renommierten Architektin Ilse-Maria Engel-Tizian gewonnen. Sie ist Expertin für barrierefreies Bauen und ist unter anderem Mitglied im Landesbeirat der Architekten für dieses Thema.

Dank der Unterstützung des Club Aktiv aus Trier, der drei Rollstühle zur Verfügung stellte, konnten sich die Schüler zunächst in "Rollis" hineinversetzen, und erlebten hautnah die Probleme an ihrer Schule, die eigentlich behindertengerecht sein sollte. Doch Engel-Tizian deckte schon beim Rundgang viele Problemzonen auf: der Weg von den neuen Behindertenparkplätzen zum Schuleingang ist genauso zu steil wie einige Rampen, Türen sind zu schmal. Und genau diese Erfahrungen machten die Schüler auch.

Im zweiten Teil des Workshops ging es neben einer theoretischen Einführung ins barrierefreie Bauen um die praktische Umsetzung. Zunächst mussten die Zehntklässler acht Fehler im Grundriss eines angeblich barrierefreien Bads finden, dann durften sie selbst zu Architekten werden. Aufgabe war, alle notwendigen Bestandteile eines barrierefreien Bades - bodentiefe Dusche, unterfahrbares Waschbecken, WC - in einen Plan einzuzeichnen und dann ihre Ergebnisse zu präsentieren.

Engel-Tizian fand die Vorschläge sehr interessant: "Und wenn man keinen Aufzug benötigt, ist barrierefreies Bauen nicht teurer als normales Bauen." Aus ihrer Erfahrung als Beraterin weiß sie aber auch: "95 Prozent aller Altbauten lassen sich nicht behindertengerecht umbauen."

Die Schüler waren engagiert bei der Sache, hatten viele Fragen zum Thema. "Ich denke, die Klasse ist nun für das Thema interessiert und sensibilisiert", meinte Karin Kolibius, die den Workshop für die ISB organisiert hatte.Das sagen die Schüler

Eric: Es war sehr interessant Rollstuhl zu fahren. Ich dachte, als Rollstuhlfahrer käme man in unserer Schule überall hin, das ist nicht so. Jetzt ist man für das Thema sensibilisiert.
Nico: Man hat direkt gesehen, wo es für Rollstuhlfahrer Verbesserungsmöglichkeiten an der Schule gibt. Und man macht sich jetzt so Gedanken, schließlich kann man selbst von einem auf den anderen Tag Rollstuhlfahrer sein.
Max: Ich weiß jetzt, welche Lösungen und Umbaumöglichkeiten es für barrierefreies Bauen gibt, und welche Kosten auf einen zukommen können.
Jessica: Man denkt im Alltag nicht an Rollstuhlfahrer. Jetzt kann man sich besser hineinversetzen und sieht, welche Kleinigkeiten zu Problemen führen können und Rollstuhlfahrern das Leben schwer machen, zum Beispiel die Lage unseres Behindertenparkplatzes an der Schule. BP

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