Neue Medien sollen Kinderschutz unterstützen

Wittlich · Mit dem Projekt "Guter Start ins Kinderleben" werden seit 2007 Familien im Kreis Bernkastel-Wittlich unterstützt. Jetzt haben sich die Beteiligten zur vierten Konferenz in Wittlich getroffen. Eine zentrale Frage war: Wie erreicht man Problemfamilien? Eine Lösung: die Nutzung neuer Medien.

 Stephan Rother, der bei der Kreisverwaltung für Kinderschutz zuständig ist, informiert die mehr als 100 Lehrer, Kindergärtner, Vereinsmitarbeiter über die Möglichkeiten des Netzwerkes zum Schutz der Kinder im Landkreis. TV-Foto: Sebastian Gubernator

Stephan Rother, der bei der Kreisverwaltung für Kinderschutz zuständig ist, informiert die mehr als 100 Lehrer, Kindergärtner, Vereinsmitarbeiter über die Möglichkeiten des Netzwerkes zum Schutz der Kinder im Landkreis. TV-Foto: Sebastian Gubernator

Wittlich. Es ist die vierte Netzwerkkonferenz zum Kinderschutz in Bernkastel-Wittlich. Sie findet statt im Rahmen des Projekts "Guter Start ins Kinderleben" (siehe Extra). Mehr als 100 Besucher waren gekommen - Lehrer, Kindergärtner, Mitarbeiter von Kinderschutzvereinen.
Thema: Was passiert, wenn die Erziehungskompetenz der Eltern versagt und Kinder misshandelt werden? Ein Beispiel, was das bedeutet: Erst vor zwei Jahren war der Säugling eines Ehepaars aus Spangdahlem an den Folgen von Misshandlung gestorben. Der Vater, ein US-Soldat, war daraufhin zu 22 Jahren Haft verurteilt worden.
Solche Fälle sollen in Zukunft rechtzeitig erkannt werden. Dafür hat das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich die Kinderschutzgruppe Känguruh eingerichtet. In ihr sind verschiedene Abteilungen zusammengeschlossen - zum Beispiel die Kinderpsychologie, die Unfallchirurgie und die Gynäkologie. Tritt bei einem verletzten Kind im Krankenhaus der Verdacht auf, dass es misshandelt wurde, berät diese Gruppe das weitere Vorgehen.
Der Gedanke dahinter: Die Frage, ob ein Kind tatsächlich misshandelt wurde, kann nur schwer von einer Einzelperson beantwortet werden. Experten zu vernetzen, um schnell zu einer richtigen Diagnose zu kommen - nach diesem Prinzip arbeitet Känguruh.
Gleichzeitig versucht das Projekt "Guter Start ins Kinderleben", junge Eltern zu unterstützen, bevor es zu Problemen in der Familie kommt.
Stichwort Erziehungskompetenz: Er ist ein wenig sperrig, der Begriff, der an diesem Nachmittag im Jugendheim St. Bernhard immer wieder fällt. "Erziehungskompetenz ist für mich das zentrale Thema", sagt Landrat Gregor Eibes. Und auch Sandra Menk vom Landesjugendamt findet: "Erziehungskompetenzen sollen gestärkt werden."
Das sei vor allem im ländlichen Raum gar nicht so einfach, sagen die Berliner Wissenschaftler Katherine Bird und Wolfgang Hübner. Auf dem Land gebe es kaum Anonymität, die Schamgrenze sei hoch - deshalb seien Problemfamilien nur schwer zu erreichen.
Die Lösung: Der Zugang zu Eltern könne zum Beispiel über das Radio erfolgen. Jugendliche dagegen könnten gut über das Online-Netzwerk Facebook erreicht werden.
Lokalradio und Facebook, die neuen Instrumente zur Stärkung der Erziehungskompetenz - um solche Tipps zu hören, sind die Leute zu der Konferenz gekommen.
"Das ist eine Impulsveranstaltung", sagt Stephan Rother, der bei der Kreisverwaltung für Kinderschutz zuständig ist. "Ich finde, der Frühling ist hervorragend für so was. Das ist ein positiver Start ins Jahr."
Extra

Guter Start ins Kinderleben: Das Projekt "Guter Start ins Kinderleben - Erziehungskompetenz stärken" wurde 2007 im Kreis Bernkastel-Wittlich ins Leben gerufen. Es dient dazu, Personen und Institutionen besser zu vernetzen, die an der Arbeit mit Familien beteiligt sind - dazu gehören unter anderem das Jugendamt, die Kindergärten, die Krankenhäuser und Be ratungsstellen für Schwangere. Durch die Vernetzung entsteht ein Frühwarnsystem, das Probleme in Familien rechtzeitig erkennen soll, um sie zu behandeln. Darüber hinaus unterstützt das Projekt werdende und junge Eltern, um Familienproblemen vorzubeugen. (gub)

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