Plädoyer für mehr Toleranz auf dem "Rosa Sofa"

Wittlich · Schwul sein: Was bedeutet das eigentlich? Mit dieser Frage hat sich die Gesprächsrunde "Rosa Sofa" im Wittlicher Haus der Jugend befasst. 30 Zuhörer sind gekommen, um über das Thema Homosexualität zu diskutieren - sowohl auf gesellschaftlich-politischer als auch auf ganz persönlicher Ebene.

 Polit-Talk auf dem „Rosa Sofa“: Hao Vu, Malte Warnholtz, Alina Elpelt, Alex Rollinger und Markus Kreil (von links) sprechen im Haus der Jugend über Homosexualität. TV-Foto: Klaus Kimmling

Polit-Talk auf dem „Rosa Sofa“: Hao Vu, Malte Warnholtz, Alina Elpelt, Alex Rollinger und Markus Kreil (von links) sprechen im Haus der Jugend über Homosexualität. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. "Schwul" und "Rosa Sofa" - dass die zwei Begriffe an diesem Abend im Haus der Jugend aufeinandertreffen, ist reiner Zufall. Die Gesprächsrunde in der Wittlicher Einrichtung, die seit März einmal im Monat jugendpolitische Themen in den Mittelpunkt rückt, ist nach einem Möbelstück im Haus benannt, das eben zufällig rosafarben ist.
Jugendparlament, Landesschülervertretung und Jugend und Arbeit waren bereits Themen beim Polit-Talk. Dass das Haus der Jugend jetzt auch das Thema Homosexualität anspricht, findet die 26-jährige Katharina Penkert aus Wittlich, die unter den etwa 30 Zuhörern ist, wichtig: "Gerade hier, in einem Haus, wo so viele unterschiedliche Typen aufeinandertreffen, ist das von Bedeutung." Auch Christian Witt aus Konz, der ehrenamtlich eine schwul-lesbische Jugendgruppe in Trier leitet, findet: "Auf regionaler Ebene muss viel mehr passieren. Die Idee, das Thema hierherzubringen, ist super."
Ein wenig Aufklärungsarbeit leisten und sich für mehr Toleranz einsetzen, das ist es, was sich die Moderatoren Markus Kreil, 43-jähriger Mitarbeiter im Haus der Jugend, und Hao Vu, 19-Jähriger vom Jupa Bernkastel-Kues, vorgenommen haben. Ebenso wie die drei Gäste, die auf dem rosa Sofa Platz nehmen: Alex Rollinger vom Schmit-Z, dem Schwul-Lesbischen Zentrum in Trier, die 31-jährige Alina Elpelt und der 19-jährige Malte Warnholtz.
In der Gesprächsrunde geht es natürlich um gesellschaftliche und politische Fragen: es wird diskutiert über die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Homo-Ehe, über Gleichberechtigung und Menschenrechte, Bibelinterpretationen, das Männerbild in der Gesellschaft und auch die Rolle der Medien. Im Vorfeld der Veranstaltung, erzählt Vu, habe man unter anderem die katholische Kirche angeschrieben, aber keine Reaktion erhalten. Dafür beteiligen sich regionale Politiker, die im Publikum Platz genommen haben, an der Diskussion: Ali Damar von der Linken und Michaele Schneider von der CDU.
Persönlich wird es aber auch mal. Zum Beispiel, als der 19-jährige Warnholtz erzählt: "Erst hatte ich Angst, dass meine Fußball-Mannschaft mich nicht akzeptiert", erzählt er. "Aber da kamen überhaupt keine negativen Reaktionen." Dass er jetzt auch an der Gesprächsrunde im Haus der Jugend teilnimmt, damit wolle er allen zeigen, dass es für ihn ganz normal sei. "Und dann kann es auch normal für euch sein."
Trotzdem meint Elpelt: "Soweit sind wir noch nicht, dass Menschen einfach nur Menschen lieben." Tatsächlich meldet sich am Ende der Diskussionsrunde ein Jugendlicher und erklärt: "Ich fühle mich von Schwulen angeekelt." Rollinger reagiert mit Humor: "Du, mir geht es genauso wie dir. Wenn ich ein Liebespaar in Filmen sehe, zum Beispiel. Aber dann sag ich mir: Solche muss es ja auch geben." eib

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort