Spielend gegen Vorurteile

Diskriminierung, Rassismus, Migration und Flucht: Mit diesen Themen haben sich die Schüler des zehnten Schuljahrs der Dualen Oberschule Wittlich auseinandergesetzt. An einem Projekt-Tag zum Thema "Am Anfang war das Vorurteil" erlebten sie Unterricht der etwas anderen Art.

Wittlich. Krankenschwestern tragen ein Hütchen mit einem Kreuz darauf, und Franzosen haben stets ein Baguette bei sich: Die Klasse 10a der Dualen Oberschule Wittlich versucht sich an dem Spiel "Montagsmaler". Es gilt, mehrere Begriffe zu zeichnen und sie in der Gruppe so schnell wie möglich zu erraten. Die Schüler nehmen an dem Projekt "Am Anfang war das Vorurteil" des Netzwerks für Demokratie und Courage teil. Es will über Vorurteile aufklären und Toleranz vermitteln.

Mit ihren Zeichnungen liefern die Schüler ersten Diskussionsstoff. "Das sind nur Klischees", erklärt Nicolas Moumouni. Zusammen mit Sandra Wiegand leitet er das Projekt in der 10a. Dass beide mit ihren 26 Jahren nicht viel älter als die Schüler sind, biete den Vorteil, auf einer Augenhöhe zu kommunizieren. "Wir sind keine Lehrer", sagt Wiegand. "Wir sind junge Leute, die junge Leute erreichen wollen." Unter anderem diese Arbeitsweise ist es, die die Schulleiterin der Dualen Oberschule, Rosemarie Bölinger, für das Projekt begeistert. "Die Schüler werden geschickt angesprochen", sagt sie. Die Klassenlehrer bleiben am Projekttag die meiste Zeit vor der Tür. Sie seien zwar mit eingebunden, aber meist nur zwei Stunden mit dabei.

Bereits seit drei Jahren nimmt die Schule an dem Projekt teil. Es sei wichtig, sich darüber bewusst zu werden, dass es im Alltag immer wieder Vorurteile gibt. "Die Schüler sollen mit offenen Augen durch die Welt gehen."

Die ganze Welt zieht ins Klassenzimmer ein



Um die Weltbevölkerung dreht es sich indes in der 10b. Wie verteilt sie sich auf die einzelnen Kontinente? Und wie der Reichtum? Flugs wird der Klassenraum in die fünf Kontinente geteilt, die Schüler stellen die Bevölkerung dar, Stühle das Geld. Im Nu sind Europa und Amerika hoffnungslos überbevölkert. Die Projektleiter, Sabine Gerte und Sergiu Armean, helfen den Schülern, sich richtig zu verteilen. In Sachen Reichtum haben die Schüler ein besseres Einschätzungsvermögen. Sie platzieren viele Stühle in Amerika und Europa, wenige in Afrika. "Das ist sehr anschaulich", sagt Schulsozialarbeiter Oswald Steines. Er begleitet das Projekt. Mit der Beteiligung der Schüler ist er zufrieden. Auch die Rückmeldungen seien durchweg positiv. So wie die der 15-jährigen Sarah Lindscheid. Sie habe viel gelernt, sagt sie. "Vor allem, dass wir jeden Tag mit Vorurteilen zu tun haben. Bloß fällt es einem oft nicht auf." Mit dem Ende des Projekts ist das Thema für die beiden zehnten Klassen jedoch nicht abgeschlossen. Im Unterricht soll es nachbereitet werden.

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