Verstümmelte Bäume

Mit einem geballten Einsatz hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) sich bemüht, vom LBM zu verantwortende Baumschnittschäden zu beseitigen. Allerdings werden wohl nicht alle verstümmelten Bäume an der L 187 zwischen Longkamp und Kautenbach die Aktion überleben.

 Baumpfleger Siegfried Oberhofer ist fassungslos angesichts der Brachialgewalt, mit der entlang der L 187 Bäume verstümmelt wurden. TV-Foto: Ursula Schmieder

Baumpfleger Siegfried Oberhofer ist fassungslos angesichts der Brachialgewalt, mit der entlang der L 187 Bäume verstümmelt wurden. TV-Foto: Ursula Schmieder

Longkamp/Traben-Trarbach. Auf den ersten Blick könnten es Sturm- oder Schneebruchschäden sein. Doch bei genauerem Hinsehen ist klar, dass dort nicht die Natur gewütet hat. Mensch und Maschine haben die Bäume an der L 187 zwischen Longkamp und Kautenbach verstümmelt.

Auf drei Kilometer reihen sich Baum-Krüppel mit halb abgeschnittenen Ästen oder gekappten Kronen aneinander. Durch die so nicht geplante Baumschnitt-Aktion des Landesbetriebs Mobilität Straße (LBM) sind auch etliche neue Leitplanken demoliert worden. An die 60 zerbeulte Planken haben Autofahrer gezählt. Dabei ist die sanierte Strecke erst seit Sommer 2008 wieder befahrbar. Der LBM hat reagiert. Mehr als 15 Mitarbeiter haben binnen drei Tagen die schlimmsten Schäden beseitigt. Doch nicht alles sei reparabel, glaubt Baumpfleger Siegfried Oberhofer und spricht von Baumfrevel.

Beim Anblick einer in der Krone gekappten Robinie steht für den Chef eines zertifizierten Fachbetriebes fest: "Der fällt irgendwann um." Dabei habe sich dieser langsam wachsende Baum 80 bis 90 Jahre auf dem Fels behauptet. Der LBM ist sich der Tragweite bewusst. Da sei einiges an Fehlern zusammengekommen, sagt Leiterin Edeltrud Bayer. Sie spricht von einer "Verkettung unglücklicher Abläufe". In der Behörde gebe es aber "die Einsicht der Mitarbeiter, übers Ziel hinaus geschossen zu sein", sagt sie und kündigt bessere Schulungen an.

Angefangen habe alles damit, dass es nach den Straßenbauarbeiten nicht mehr mit dem "Freischneiden des Lichtraumprofils" geklappt habe. Der Winter sei früh gekommen und habe sich lange hingezogen. Wegen der Zeitvorgaben für Gehölzarbeiten habe nun die Zeit gedrängt. Ein Mitarbeiter habe das so verstanden, dass es vor allem schnell gehen müsse. Daher sei zu großes Gerät, ein Hoch-Entaster, geordert worden. Den Schaden schätzt Bayer aber relativ gering ein. "Für den Naturhaushalt sind keine wirklichen Schäden entstanden", beruft sie sich auf Aussagen von Naturschutzverband und Fachbehörden. Ersatzpflanzungen seien nicht notwendig und die "verstümmelten Äste" seien zurückgeschnitten worden.

Abgesehen vom ausgeglichenen Zeitvorteil würden die Kosten denen des schonenderen, aber auch zeitintensiveren Einsatzes kleiner Gerätschaften entsprechen. Wegen der Schäden an den Leitplanken verweist Bayer auf noch nicht reparierte Sturm- und Schneebruchschäden. Eine Montage nach den Baumschnittarbeiten war laut Bayer nicht möglich. "Um die Strecke damals freizugeben, mussten die Schutzplanken gesetzt werden."

Meinung

Kein Beinbruch

Mag sein, dass die Bäume zwischen Longkamp und Kautenbach derzeit nicht schön anzusehen sind. Doch die Natur wird viele Wunden heilen. Die Reaktion des LBM lässt zudem darauf hoffen, dass sich solch eine Aktion nicht wiederholt: Schulungen sollen Mitarbeiter in die Lage versetzen, schonender ihre Arbeit zu verrichten. Dass sie die Bäume und Hecken an den Straßenrändern stutzen müssen, steht außer Zweifel. Denn herunterstürzende Äste und umkippende Bäume sind eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer. Nun gilt es abzuwarten, wie der LBM bei kommenden Beschneidungsaktionen zu Werke geht. Besserung hat der Landesbetrieb schließlich gelobt. h.jansen@volksfreund.de

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