Verwaltung lockert Sperrzeiten

Morbach · Feiern bis 3 Uhr morgens ist jetzt in einigen Gemeindehäusern der Einheitsgemeinde Morbach wieder erlaubt. Die Verwaltung hat die Sperrfristen für Vereinsfeste ein zweites Mal geändert. Vorangegangen waren Proteste gegen die im Januar erlassene Regelung. Die Vereine befürchteten Einnahmeverluste.

 Hannah Linn und Rachel Strittmatter konnten auf der Après-Ski-Party in Gonzerath eine Stunde länger feiern. Erst einen Tag vorher hatte die Morbacher Verwaltung die dafür erforderliche Erlaubnis erteilt. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Hannah Linn und Rachel Strittmatter konnten auf der Après-Ski-Party in Gonzerath eine Stunde länger feiern. Erst einen Tag vorher hatte die Morbacher Verwaltung die dafür erforderliche Erlaubnis erteilt. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Verwaltung der Morbacher Einheitsgemeinde hat die Sperrfristen für öffentliche Veranstaltungen neu festgelegt. In der Morbacher Baldenauhalle sowie in den Gemeindehäusern Gonzerath, Morscheid-Riedenburg und Haag dürfen jetzt wieder bis drei Uhr Partys gefeiert werden oder Konzerte stattfinden, teilte Axel Schmidt vom Morbacher Ordnungsamt mit. Auch bei innerörtliche Zeltveranstaltungen wie der Hundheimer oder der Bischofsdhroner Kirmes dürfen jetzt bis drei Uhr nachts Getränke verkauft werden, hier muss die Musik allerdings um zwei Uhr abgestellt werden.
Für alle übrigen Partys oder Konzerte innerhalb der Ortsteile gilt weiterhin die Regelung, die im Januar erlassen wurde: Getränkeausschank bis 2 Uhr, ab 24 Uhr Musik nur in verminderter Lautstärke, ab ein Uhr keine Live-Musik mehr, ab 1.30 Uhr muss die Musik ganz abgestellt werden. Begründet wurde die Regelung seinerzeit mit den zunehmenden Klagen von Anwohnern über den Veranstaltungslärm.
Die jetzt erneut modifizierte Regelung begründete Theo Gätz, Büroleiter der Einheitsgemeinde Morbach, mit der "Nachfrage der Vereine". Auf deren Betreiben hin habe man sich entschieden, die Öffnungszeiten um eine Stunde zu verlängern.
Zum einen sei die Lärmkulisse, die innerhalb der festen Gebäude entsteht, nach außen "nicht so schlimm." Zum anderen liegen die aufgeführten Gemeindehäuser an den Dorfrändern, so dass weniger Bürger von Veranstaltungslärm betroffen sind als in anderen Ortslagen. Sollten sich Anwohner über die neue Regelung beschweren, "müssen wir noch mal drüber reden", sagt Gätz. Bereits im Februar hatte die Verwaltung kurz vor den Kappensitzungen die neue Sperrfristenregelung überarbeitet und die Öffnungszeiten für Fastnachtsveranstaltungen verlängert.
Die Après-Ski-Party der Gonzerather Sportvereins (SVG) am vergangenen Samstag war die erste Veranstaltung, die von der geänderten Regelung profitiert. "Am Freitag kam eine neue Gestattung per E-Mail", sagt Ralf Klingel, Vorsitzender des Vereins. Mit einer Gestattung genehmigen die Verwaltungen den Vereinen eine zeitlich befristete Genehmigung zum Verkauf von Speisen und Getränken.
In der ersten Gestattung, die der Verein im Februar beantragt hatte, war der Getränkeverkauf nur bis zwei Uhr und Musik zwischen null Uhr und 1.30 Uhr nur in verminderter Lautstärke erlaubt gewesen. Der Vorstand des Vereins war in der Vorbereitung der Veranstaltung zweigleisig gefahren. Zum einen hatte der Verein laut Abteilungsleiter Ralf Linn versucht, die Gäste mit freiem Eintritt bis 20.30 Uhr früher zur Party zu locken. Gleichzeitig habe man mehrfach der Verwaltung sowie dem Ortsbeirat und dem Ortsvorsteher ausgeführt, dass ein früheres Ende der Veranstaltung deutlich weniger Einnahmen für den Verein und seine Jugendarbeit bedeuten. "Wir brauchen die zusätzlichen Gelder aus der Après-Ski-Party für den Spielbetrieb. Nur von Mitgliedsbeiträgen lässt sich die Vereinsarbeit nicht finanzieren", sagte Linn.
Letztlich waren offenbar alle mit dem Ablauf der Après-Ski-Party zufrieden. Linn fand den neuen Kompromiss mit der Genehmigung bis drei Uhr "in Ordnung". Der Verein freute sich über 500 Besucher, die das Ende der Party anstandslos akzeptierten. Auch die Polizei, die vor Ort präsent war, meldete keine besonderen Vorkommnisse.
Meinung

Es fehlt eine klare Linie
Es ist sicher nicht einfach, bei Veranstaltungen einen Kompromiss zu finden zwischen den Vereinen und ihren feierfreudigen Gästen auf der einen und den lärmgeplagten Anwohnern auf der anderen Seite. Aber in diesem Fall erscheint das Verhalten der Verwaltung unglücklich: Erst wurde die neue Sperrzeitenregelung ohne die Vereine festgelegt. Jetzt rudert die Gemeinde innerhalb kurzer Zeit aufgrund deren Proteste schon zum zweiten Mal zurück. Und kündigt zugleich an, dass bei Protesten von Anwohnern erneut darüber geredet wird. Doch es bringt nichts, erst hier und dann dort auf die Beschwerden zu reagieren. Eine klare Linie ist gefragt. Deshalb wäre es gut, wenn man jetzt bei dieser Regelung bleiben würde. Die Vereine brauchen das Geld von den Veranstaltungen. Und die Vereinsarbeit kommt vielen im Dorf zugute. Gleichzeitig müssen die Veranstalter ihren Beitrag dazu leisten, indem sie sich an die Regelung strikt halten und die Feste nicht ausufern lassen. Letztendlich wird nicht jedes Wochenende gefeiert. Deshalb sollten auch die Anwohner mit dieser einen zusätzlichen Stunde leben können. n.john@volksfreund.de

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