Von Mühle zu Mühle: Neue Traumschleife am Idarbach

Horbruch · Nicht nur über die Verlängerung des Saar-Hunsrück-Steigs von Idar-Oberstein nach Boppard sind die Verbandsgemeinden Rhaunen und Kirchberg nunmehr touristisch miteinander verbunden. Auch mit der neuen Traumschleife Via molarum, die am Sonntag, 3. Mai, offiziell eröffnet wird, schnüren die beiden Verbandsgemeinden zusammen die Wanderstiefel.

Horbruch. Die Gemeinschaftstraumschleife führt rund um die Orte Horbruch, Hirschfeld, Wahlenau und Krummenau, immer in der Nähe des Idarbaches, an dem sich ehedem zwischen Hochscheid und Rhaunen mehr als ein Dutzend Mühlräder drehten. Der lateinische Name Via molarum - Mühlenweg - weist schon darauf hin, dass es da eine Verbindung zur Römerzeit gibt.
Mitten durch das Gebiet der Traumschleife zieht sich die alte Römerstraße von Bingen nach Trier. Die Römer sind es auch gewesen, die die moderne Wassermühle im vierten Jahrhundert nach Christus in unsere Region gebracht haben. Auch daran erinnert der neue Wanderweg, der am Sonntag, 3. Mai, in Horbruch eröffnet wird. Start ist um 10 Uhr am Gemeindehaus, wo an diesem Tag der 25. Frühlings- und Bauernmarkt über die Bühne geht. Im Jahr 368 werden vom römischen Schriftsteller Ausonius die ersten Wassermühlen auf deutschem Boden in den Tälern von Ruwer und Kyll benannt. Als gegen Ende des vierten nachchristlichen Jahrhunderts die Römer unter dem Druck vordringender germanischer Stämme weichen mussten, bewahrten Mönche in den Klöstern das Wissen um die Mühlentechnik. Die benediktinischen Regeln sahen vor, dass ein Kloster stets eine Mühle betreiben sollte. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts nutzte man nicht mehr nur die Flussläufe und großen Bäche, um mit unterschlächtigen Wasserrädern Mühlen zu betreiben. Mit der Verbreitung der oberschlächtigen Räder konnte man in Folge selbst die Bäche des Hunsrücks als Antriebskräfte erschließen. Zudem gelang es mit dieser neuen Technologie, die sich sowohl Aufprallgeschwindigkeit wie auch Schwerkraft des Wassers zu eigen macht, den Wirkungsgrad auf 60 Prozent zu erhöhen. Mit Turbinen ließ sich der Wirkungsgrad gar auf rund 90 Prozent erhöhen. Nachdem die Franzosen der Region die Gewerbefreiheit gebracht hatten, boomten die Mühlen im Idarbachtal. Nun war es jedem möglich, Achatschleifen zu betreiben.
Viele der ehedem stolzen Mühlen im Idarbachtal sind verfallen, nachdem elektrischer Strom die Müller vom Standort Bach unabhängig machte und die junge Bundesrepublik Deutschland mit dem Mühlenstilllegungsgesetz von 1957 Prämien für die Stilllegung der früheren Kraftmaschinen zahlte. Wer den Geldsegen in Anspruch nehmen wollte, musste sich verpflichten, seine Mühle 30 Jahre lang stillzulegen, erst dann floss die staatliche Prämie. Für die deutsche Mühlenlandschaft war das Gesetz verheerend. Gab es 1875 noch etwa 70 000 Mühlen in Deutschland, waren es 1966 keine 7000 mehr. red

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