Tourismus Zur Schatzsuche in die Weinberge

Lieser · Das Weingut Kochan & Platz bietet besondere Wanderungen in den Weinbergen an. Es hat mit der Idee beim Wettbewerb „Moselhelden“ der Regionalinitiative „Faszination Mosel“ den Publikumspreis gewonnen.

 Nicole Kochan-Platz präsentiert eine der Schatzkisten. Es fehlen allerdings die Kleinigkeiten zum Essen. 

Nicole Kochan-Platz präsentiert eine der Schatzkisten. Es fehlen allerdings die Kleinigkeiten zum Essen. 

Foto: TV/Clemens Beckmann

Wenn sich ein Winzer und eine Weinkönigin zusammentun, muss einfach etwas Gutes dabei herauskommen. Der größte Schatz für Nicole Kochan-Platz und Oliver Platz dürften ihre Kinder Mina und Leonard sein. Aber es gibt mittlerweile auch in ihrer beruflichen Vita einen Schatz. Seit Sommer 2020 bieten sie drei verschieden lange Weinwanderungen an. Auf die Teilnehmer der besonderen Schnitzeljagd warten entlang der Strecke Schatzkisten mit Wein, Wasser, Traubensaft für Kinder, Kleinigkeiten zum Essen und Wanderinfos.

Mit der Idee „Let´s Go Mosel“ gewann das Winzerpaar den Publikumspreis bei der von der Regionalinitiative „Faszination Mosel“ ausgerufenen Suche nach den Moselhelden und stach damit mehr als 60 Mitbewerber aus. Mehr als 16 Prozent stimmten für die Idee, mehr als doppelt so viele wie für den Zweitplazierten.

Die dahintersteckende Geschichte ist bemerkenswert. Nicole und Oliver stammen aus Winzerfamilien in Lieser und Veldenz. Für die beiden war der gemeinsame Weinanbau anfangs nur ein Hobby. „Es begann mit einem Weinberg“, erzählt Nicole Kochan-Platz.

2015 wurde mehr daraus. Aus drei Betrieben wurde ein richtig großer. Das Weingut Kochan & Platz umfasst eine Rebfläche von zwölf Hektar. Da kommt einiges an Wein zusammen, und der will verkauft sein. Schließlich müssen mehrere Familien davon leben.

Da sind vor allem die Talente von Nicole Kochan-Platz gefragt. 2004/2005 war sie Gebietsweinkönigin, 2005/2006 Deutsche Weinprinzessin. Wie für andere Weinmajestäten gilt auch bei ihr. Die Jahre als Vollzeit-Weinkönigin sind keine verlorenen Jahre für den späteren Berufsweg. Im Gegenteil: Es gehen Türen auf. Sie öffnen sich, weil sich die jungen Frauen viel Erfahrung und Selbstbewusstsein angeeignet haben.

Nicole Kochan-Platz hat bereits in jungen Jahren Weinproben vor großem Publikum souverän über die Bühne gebracht. Sie war jahrelang eine wichtige Mitarbeiterin im Weingut St. Urbanshof in Leiwen. Jetzt ist sie das im heimischen Familienbetrieb, in dem auch ihre Eltern und ihr Bruder tätig sind. Sie moderiert Weinproben – unter anderem regelmäßig auf einem Moselschiff – und lädt in Zusammenarbeit mit dem Landhotel Steffen (Lieser) und dem Chocolatier Kevin Kugel (Sindelfingen) zum Schokolinarium (Menü mit passenden Schokoladen und korrespondierenden Weinen) ein.

Nun also das Wanderangebot. Drei Strecken (drei Kilometer, sechs Kilometer, acht Kilometer) durch die Weinberge werden angeboten. Die Teilnehmer starten am Weingut in Lieser. Sie folgen Hinweisen und kommen so zu jeweils drei Schatzkisten. Bei der Acht-Kilometer-Strecke wartet zusätzlich an einer Station noch ein gefüllter Rucksack.

Einfach öffnen lassen sich die Kisten nicht. Die Teilnehmer müssen erst in den Wanderinfos aufgegebene Rätsel lösen und so die Zahlenkombination ermitteln, mit der die Schlösser aufgehen.

Es bleibt aber niemand unversorgt. „Ich habe immer das Handy dabei und bin der Telefonjoker“, erläutert Nicole Kochan-Platz. Das Projekt sei im Sommer 2020 gestartet und trotz Corona bisher „super gelaufen“, sagt die 39-Jährige

Drei Gruppen können pro Tag auf den Weg geschickt werden. „Wir mussten aber auch schon vielen absagen, weil zum Wunschtermin die Kapazität erschöpft war“, berichtet die Hauptorganisatorin.

Der logistische Aufwand ist groß. Die Kisten müssen bestückt, an die Strecke gefahren und später wieder abgeholt werden. Die Teilnehmer müssen begrüßt und instruiert werden. Vorab wird mit ihnen auch über ihren Vorlieben beim Wein geredet. Wenn die Gäste unterwegs sind, muss immer jemand vom Weingut erreichbar sein.

Die Zusammensetzung der Teilnehmer ist unterschiedlich: Paare, Familien, Freundeskreise, Firmenbelegschaften und viele Urlauber. Auch Junggesellen- und Junggesellinnen-Abschiede lassen sich so feiern. Bei Preisen von 29 Euro pro Person für die beiden kürzeren Strecken und 39 Euro für die längere Strecke mit dem zusätzlichen Rucksack. Vier bis acht Personen seien durchschnittlich als Gruppe unterwegs, bis zu 20 Personen seien möglich, berichtet Kochan-Platz.

Im Sommer und Herbst seien quasi jeden Tag Gruppen unterwegs gewesen. Das Angebot gilt ganzjährig, wobei es derzeit natürlich ruhig ist.

Das Preisgeld von 500 Euro will Nicole Kochan-Platz in eine noch bessere Digitalisierung des Angebots stecken. Über einen QR-Code sollen die Teilnehmer die Sehenswürdigkeiten von Lieser (Schloss, Paulskirche, Posthof etc.) näher kennen lernen.

 Genuss und Ausblick: Eine Familie hat den Weg zu einer der Schatzkisten gefunden. Und zwar oberhalb von Lieser  an einer Stelle, die 2020 den Titel „Schönste Weinsicht Deutschlands“  erhielt.

Genuss und Ausblick: Eine Familie hat den Weg zu einer der Schatzkisten gefunden. Und zwar oberhalb von Lieser  an einer Stelle, die 2020 den Titel „Schönste Weinsicht Deutschlands“  erhielt.

Foto: TV/Kochan&Platz

Dass mit so viel Engagement auch neue Kunden gewonnen werden, liegt in der Natur der Sache. „Wir wollen aber auch zeigen, dass Wein nicht elitär und kompliziert sein muss“, sagt Nicole Kochan-Platz.

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