Unverträglichkeit Histaminfreier Wein: Wo bekommt man ihn und für wen ist er gedacht?

Trier · Aus gesundheitlicher Sicht ist er für manchen Genießer die einzig mögliche Option. Aber ist ein histaminfreier Wein wirklich frei von dem Stoff, der immer wieder Probleme verursacht?

 Ein histamingeprüfter Wein ist immer noch ein Nischenprodukt.

Ein histamingeprüfter Wein ist immer noch ein Nischenprodukt.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Er ist eine Randerscheinung ist der Welt der Weine, aber es gibt ihn wirklich. Ein histaminarmer Wein bietet Menschen mit einer Histamin-Unverträglichkeit die Möglichkeit, unbesorgt eine Flasche aufzumachen. Es gibt noch andere medizinische Gründe, auf Histamin in der Nahrung so weit wie möglich zu verzichten. Trotzdem bleibt diese spezielle Herstellung nur für einen kleineren Teil der Weinfreunde relevant. Ein Massenprodukt oder gar ein neuer Trend verbirgt sich hinter dieser Art von Weinen nicht.

Kurz erklärt: Was ist Histamin?

Histamin ist ein Stoff, der natürlich im menschlichen Körper vorkommt und in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist. Der Körper kann überschüssiges Histamin abbauen, weshalb der Verzehr im Normalfall kein Problem darstellt.

Im Körper wird Histamin als Botenstoff benötigt. Wenn eine Entzündung vorliegt, ist das Histamin dafür verantwortlich, dass die betroffene Stelle anschwillt. Neben dieser Funktion für das Immunsystem hat der Botenstoff aber auch Funktionen für den Schlafrhythmus und die Verdauung. Falls es zu einer allergischen Reaktion im Körper kommt, ist das Histamin wesentlich verantwortlich für typische Symptome wie gerötete Haut und Juckreiz.

Für wen ist histaminfreier Wein gedacht?

Der Botenstoff an sich ist also wichtig für den Körper. Schwierigkeiten entstehen aber, wenn eine Histaminunverträglichkeit vorliegt. Der Körper ist dann nicht in der Lage, die Menge des Botenstoffs bei einer Überversorgung angemessen abzubauen. Deshalb müssen Menschen, die davon betroffen sind, die Zufuhr von Histamin durch die Nahrung kontrollieren.

An dieser Stelle kommt das Produkt ins Spiel, das man für gewöhnlich als histaminfreien Wein bezeichnet. Der ist bei einer Unverträglichkeit die sicherste Wahl. Histaminfreier Wein ist aber auch bei anderen Beschwerden eine sinnvolle Alternative. So können Allergiker und Asthmatiker schon eine größere Menge Histamin im Körper haben als üblich, so dass die zusätzliche Aufnahme durch die Nahrung bedenklich wird. Zu den Erkrankungen, bei denen eine histaminarme Ernährung helfen kann, gehört zum Beispiel die Neurodemitis.

Symptome einer Histaminunverträglichkeit

Wenn das Histamin eine zu hohe Konzentration erreicht, drohen schwere körperliche Reaktionen. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund zählt Hautrötungen, Juckreiz, Quaddelbildung, Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe, Herzrasen, Schwindel, Kopfschmerzen und Migräne zu den Symptomen. Er weist auch darauf hin, dass es keinen einfachen Test auf Histaminintoleranz gibt. Bei Verdachtsfällen können Patienten durch eine Ernährungsumstellung prüfen, ob sich der Verdacht auf die Unverträglichkeit erhärtet.

Wie wird histaminfreier Wein hergestellt?

Wenn ein möglichst histaminfreier Wein entsteht, dreht sich vieles darum, den Histamingehalt erst gar nicht ansteigen zu lassen. Dafür ist ein hochwertiges Lesegut wichtig. Oder anders ausgedrückt: Die verwendeten Trauben dürfen nicht überreif sein. Außerdem spielt es eine Rolle, welche Bakterienstämme bei der Herstellung zum Einsatz kommen. Der Histamingehalt steigt auch durch eine lange Fasslagerung, erklärt die Deutsche Weinakademie.

Histaminfrei oder histamingeprüft: Was ist der Unterschied?

Es lässt sich überhaupt nicht vermeiden, dass im Wein Histamin entsteht. Der Begriff „histaminfrei“ ist deshalb streng genommen falsch, auch wenn er sehr verbreitet ist. Es kommt vor allem darauf an, wie weit der Histamingehalt gesenkt wird. Deshalb wird solcher Wein stattdessen unter der Bezeichnung „histamingeprüft“ verkauft. Diesen Ausdruck darf man wiederum wörtlich nehmen. Der Wein ist dann nämlich im Labor geprüft worden. Anhand der Informationen, die der Händler zum Histamingehalt vorweist, kann der Kunde bewerten, ob der Wein für ihn persönlich geeignet ist.

Hat Rotwein oder Weißwein mehr Histamine?

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Rotwein mehr Histamine enthält als Weißwein. Diese Faustformel reicht aber nicht aus, denn wie oben erwähnt kommt es auf die Herstellung an. Nur eine Probe des Weins kann die realen Werte aufzeigen.

Wo bekommt man histaminfreien Wein?

Dieses Produkt wird man im kleinen Supermarktregal wohl selten finden. Der Fachhandel ist jedoch auf diese Art von Wein eingestellt und kann eine Auswahl von Rotwein über Roséwein bis hin zu Weißwein anbieten.

Wer einen möglichst histaminfreien Wein sucht, hat einige Auswahl. Man muss nur genauer auf die Suche gehen. Dann findet man auch im Online-Handel eine beachtliche Auswahl an Weinsorten, falls kein Fachhändler in der Nähe ist.

Ist Wein bedenklicher als andere Lebensmittel?

Tatsächlich gehört Wein zu den Lebensmitteln, denen ein hoher Histamingehalt attestiert wird. Das gilt allerdings für viele beliebte Speisen. „Besonders belastet sind Produkte, die durch lange Reifungs- oder Gärungsprozesse entstehen wie Wein, Fisch, Käse oder Sauerkraut“, fasst das Bundesministerium für Bildung und Forschung zusammen.

Die Deutsche Weinakademie erklärt, warum Alkohol in Bezug auf Histamin durchaus eine gesonderte Betrachtung verdient. Das Histamin - zum Beispiel aus dem Wein - geht schneller ins Blut, da es in flüssiger Form aufgenommen wird und Alkohol die Durchlässigkeit der Magenschleimhaus erhöht. Der Alkohol hemmt außerdem die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase, das Histamin abbaut, und kann im Körper sogar Histamin freisetzen, das in Zellen gespeichert ist.

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