Wenn Drehen und Bücken eine Qual ist

Wittlich/Bengel · Mehr als 2000 Menschen, die eine Wirbelsäulenversteifungs-Operation vor oder hinter sich haben, hat die Selbsthilfegruppe Spondylodese bereits unterstützt. Zweimal im Monat trifft sich die in Deutschland einmalige Gruppe im Mehrgenerationenhaus.

 Helmut Rehm und Petra Göttges haben eine Wirbelsäulenversteifung hinter sich. Mit Schrauben wie im Bild werden Titanstangen im Rücken fixiert. TV-Foto: Christina Bents

Helmut Rehm und Petra Göttges haben eine Wirbelsäulenversteifung hinter sich. Mit Schrauben wie im Bild werden Titanstangen im Rücken fixiert. TV-Foto: Christina Bents

Wittlich/Bengel. Eine lange Krankheitsgeschichte und viele Schmerzen hat Petra Göttges hinter sich. Durch eine Wirbelsäulenverkrümmung waren wichtige Nerven eingeklemmt und schwer beschädigt, so dass eine Lähmung nicht ausgeschlossen werden konnte. Um ein Leben im Rollstuhl zu verhindern, war eine Wirbelsäulenversteifung (Spondylodese) nötig. Dabei wird ein Teil der Wirbelsäule operativ mit Titanstangen versteift. Zehn Schrauben halten das Konstrukt zusammen, mehrere Titankörbchen stützen die Wirbelsäule vom Bauch aus.
In der anschließenden Kur hatte Göttges messerstichartige Schmerzen, ein Teil der Schrauben war gebrochen, und eine weitere Operation nötig. Bis heute kann sie die Schmerzen nur mit Opiaten ertragen: "In Vereinen kann ich nicht mehr mitmachen, bei den alltäglichen Arbeiten brauche ich die Unterstützung meiner Familie", sagt sie. Damals, als sie im Krankenhaus lag, kam ihr Idee für eine Selbsthilfegruppe. Petra Göttges erinnert sich: "Mein Mann sagte damals: Du kannst kaum laufen, hast Schmerzen, aber willst schon eine Selbsthilfegruppe gründen." Sie sprach verschiedene Ärzte an, was sie dazu meinen, und alle sagten spontan: "Da werde ich gleich Mitglied." So kam es.
Fünf Ärzte unter den Mitgliedern



Unter den jetzt 21 Mitgliedern der Gruppe sind fünf Ärzte. Zweimal im Monat gibt es Treffen im Mehrgenerationenhaus in Wittlich, zu dem jeder kommen kann sowie Vorträge. Bundesweit ist der Rat von Petra Göttges und der Gruppe gefragt, denn es gibt in Deutschland nur die Gruppe in Wittlich. Petra Göttges: "Aus Heidelberg, München, Düsseldorf melden sich Menschen, die beraten werden wollen. In den vergangenen zehn Jahren waren es fast 2000." Sie erklärt weiter: "Wir empfehlen auch Kliniken aus eigener Erfahrung. Oft haben die Menschen, die sich bei uns melden, eine wahre Odyssee an Krankenhausaufenthalten und Arztbesuchen hinter sich."
Zudem klären die Mitglieder über Folgen der Operation auf, hören zu und nehmen die Menschen mit ihren Leiden ernst. Mitglied Helmut Rehm erklärt: "Man sieht den Wirbelsäulenpatienten die Krankheit von außen oft nicht an, dann heißt es, der kann ja spazieren gehen, wo ist der denn krank?"
Die Gruppe hat sehr guten Kontakt zu Ärzten, was in Notfällen Wartezeiten schon einmal verkürzen kann. Kosten für Referenten und Büromaterial belaufen sich im Jahr auf etwa 1500 Euro, die aus Mitgliedsbeiträgen, einem Zuschuss der Krankenkassen und Spenden finanziert werden.
Kontakt: Petra Göttges, Bengel, Telefonnummer 06532/2067. Beratungsgespräche finden jeden ersten Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr und jeden dritten Donnerstag im Monat um 14.30 Uhr statt. Die Beratung ist immer kostenlos.

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