Zahl der Wildunfälle steigt

Morbach · Auf den Straßen im Hunsrück ist die Zahl der Wildunfälle im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Und es besteht laut Polizei Morbach weiter eine hohe Kollisionsgefahr, denn es ist noch Brunftzeit.

Morbach. Donnerstagabend, 19 Uhr: Kaum hat die Morbacher Polizei auf der Kreisstraße 80 hinter Merscheid ihre Kontrolle aufgebaut, geht auch schon die erste Fahrerin ins Netz. Gemessene Geschwindigkeit: 101 Kilometer pro Stunde. Auf dieser Strecke an sich kein Grund für eine Verwarnung. Doch darum geht es der Polizei an diesem Abend nicht.
230 Kollisionen mit Waldtieren


Mit der Kontrolle wollen die Beamten die Autofahrer für Wildwechsel sensibilisieren, um so Unfällen vorzubeugen - ein Thema, das den Polizisten am Herzen liegt. Insgesamt machen Kollisionen mit Wild zwischen 30 und 40 Prozent aller Verkehrsunfälle im Gebiet der Morbacher Inspektion aus.
In diesem Jahr hat es laut Polizeihauptkommissar Gregor Steffes bislang 230 Wildunfälle gegeben. Im gleichen Zeitraum 2011 waren es lediglich 209. Besonders gravierend sind die Anstiege auf der K 80 (von 18 auf 26) sowie der L 164 am Erbeskopf (von 10 auf 17). Auf der L 155 verfünffachte sich die Zahl sogar von drei auf 15 Unfälle. Dabei bleibe es glücklicherweise meist bei Sachschäden, die allerdings die Versicherungen jährlich gut 500 Millionen Euro kosten würden, sagt Steffes. Der Anstieg ist laut dem Wildunfallexperten aber nicht auf den Verkehr zurückzuführen. Die Straßenabschnitte würden nicht häufiger genutzt.
Laut Kreisjagdmeister Hans-Günther Vanck hat sich am Wildbestand ebenfalls nichts geändert. Es könne allerdings mehr oder weniger Bewegung geben, je nachdem wie viel Futter in den Feldern liege, sagt er.
Zudem würden die Tiere ihre Einstände wechseln, wenn die Wälder beispielsweise lichter werden. Das würde erklären, warum es an einigen Straßen mehr Kollisionen gegeben habe als noch im vergangenen Jahr.
"Es muss in die Köpfe rein"


Außer immer wieder auf die Problematik hinzuweisen, kann die Polizei laut Steffes wenig tun, um Wildunfälle zu vermeiden. "Es muss in die Köpfe rein." Deshalb werden an diesem Abend einige Autofahrer angehalten, dar-unter auch Marina Kreisor aus Rapperath. "Viele Unfälle lassen sich durch angepasste Geschwindigkeit vermeiden", sagt Steffes durch das Autofenster zu der jungen Frau, die mit Tempo 101 unterwegs war. "Aber bei der Geschwindigkeit haben Sie keine Chance, obwohl sie hier erlaubt ist."
Marina Kreisor findet es gut, dass die Polizei die Menschen für das Thema sensibilisiert. Sie habe schon mal einen Wildunfall gehabt, sagt sie. Dass die K 80 bei Hölzbach ein Gefahrenschwerpunkt sei, sei ihr aber nicht bewusst gewesen. Nach Angaben der Polizei passieren die meisten Wildunfälle im April und Mai sowie von Oktober bis Dezember.

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