Zentrale Kläranlage: Neue Technik, alte Preise

Wittlich · Die Stadt Wittlich investiert 2,7 Millionen Euro in die Modernisierung der Zentralkläranlage. Mit einer neuen Technik, die Anfang kommenden Jahres installiert wird, kann die Anlage in Zukunft ihren gesamten Stromverbrauch abdecken. Wichtig für die Verbraucher: Die Kanalgebühren bleiben stabil.

Wittlich. Energie sparen ist das Gebot der Stunde. Besonders viel Energie, sprich Strom, verbraucht eine Kläranlage. Die Wittlicher Zentralkläranlage, die nur einen Teil des benötigten Stroms selbst erzeugen kann, verbraucht beispielsweise soviel Elektrizität wie 320 Haushalte. Die Stadtwerke zahlen zurzeit jährlich rund 100 000 Euro an ihren Stromlieferanten. Im Jahr 2004 waren es noch 54 000 Euro. Und es ist zu erwarten, dass die Kosten in Zukunft noch steigen werden. Außer, man produziert den Strom selbst. Eeder Kühlwasser noch Schmieröl Anfang kommenden Jahres wird die Kläranlage für 2,7 Millionen Euro technisch aufgerüstet. Lothar Schaefer, Leiter der Stadtwerke: "Unser Ziel ist es, den Energiebedarf komplett selbst zu decken." Das Prinzip: In einer Kläranlage entsteht, vergleichbar mit einer Biogasanlage, ein brennbares Gas, das sogenannte Faulgas. Dieses Gas wird in Wittlich zurzeit über ein Blockheizkraftwerk verstromt. Ein Gasmotor treibt einen Generator an, der Strom erzeugt. Die Abwärme des Motors wird zudem in den Heizkreislauf eingespeist. Auf diese Art und Weise konnten bislang über 40 Prozent des elektrischen Bedarfs der Zentralkläranlage selbst hergestellt werden. Die neue Technik, unter anderem eine Co-Vergärung und eine Mikrogasturbine, kann mehr und die künftig anfallende Gasmenge komplett verstromen. Eine Mikrogasturbine hat zudem den Vorteil, dass sie annähernd wartungsfrei und somit letztlich wirtschaftlicher als ein konventionelles Blockheizkraftwerk ist. Sie braucht weder Kühlwasser noch Schmieröl. Lothar Schaefer: "Die läuft und läuft und läuft …"Ferner ist eine Schlammentwässerungsanlage geplant. Damit wird der Wassergehalt des Schlamms, der bislang 94 Prozent beträgt, über eine Zentrifuge deutlich reduziert. Der Effekt: Die Kosten für die Ausbringung des Schlammes in die Landwirtschaft sinken, da weniger Wasser transportiert werden muss.1,85 Euro pro Kubikmeter

Was bedeutet die 2,7 Millionen-Euro-Investition für die Verbraucher? Schaefer: "Die Anlage wird gegenfinanziert durch die geringeren Kosten für den Strom und die Klärschlammausbringung. Der Verbraucher wird das im Geldbeutel nicht spüren." Zurzeit müssen die Bürger der Stadt Wittlich 1,85 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser zahlen. Der Wirtschaftsplan 2013 der Stadtwerke ist zwar noch nicht erstellt, Schaefer geht aber davon aus, dass die Abwassergebühr im kommenden Jahr konstant bleibt. Extra

In der im Dezember 1996 in Betrieb genommenen Zentralkläranlage (ZKA) der Stadt Wittlich werden alle anfallenden Abwässer der Stadt Wittlich mit ihren Stadtteilen sowie der Gemeinde Flußbach (VG Kröv-Bausendorf) gereinigt. Bei Trockenwetter laufen der ZKA täglich zwischen vier und fünf Millionen Liter Abwasser zu, bei Regenwetter kann diese Menge auf das Drei- bis Vierfache steigen. Die Stadtwerke Wittlich betreiben und unterhalten in ihrem Entsorgungsgebiet mehrere Anlagen: Das Kanalnetz besteht aus 4600 Hausanschlusskanälen, 57,2 Kilometer Regenwasserkanälen, 54,1 Kilometer Schmutzwasserkanälen, 39,2 Kilometer Mischwasserkanälen. Dazu gibt es verschiedene Sonderbauwerke wie drei Regenüberlaufbecken, vier Abwasserpumpwerke und die Zentralkläranlage im Stadtteil Wengerohr. sim

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