Müll-Sortierung: Trier plant Millionen-Coup

Trier (sey) · Tafelsilber oder demnächst wertloses Geschirr – das ist, zugespitzt, die Frage, über die morgen der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) zu entscheiden hat. Es geht um den möglichen Verkauf der Sortieranlage im Trierer Hafen. Die Anlage ist noch ein einträgliches Geschäft – zur Freude auch der Müll-Gebührenzahler.

Es war eine Mini-Meldung im „Trierischen Volksfreund“, die die ART-Verantwortlichen Ende letzten Monats auf die Palme brachte. Die Trierer Grünen hatten sich darüber mokiert, dass für die ART GmbH, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des Zweckverbands ART, ein sogenanntes Bieterverfahren eingeleitet werden soll. Klingt kompliziert, ist aber einfach zu erklären: Der für die Müllabfuhr in Trier und im Kreis Trier-Saarburg zuständige Zweckverband will ausloten, was seine Sortieranlage im Hafen wert ist. Bietet ein privater Interessent ausreichend Geld – die Rede ist von acht bis zehn Millionen Euro – könnte die ART GmbH mitsamt der Sortieranlage zum 1. Januar nächsten Jahres verkauft werden. In den zuständigen politischen Gremien wirbt ART-Geschäftsführer Maximilian Monzel schon seit Wochen um Zustimmung für das Bieterverfahren. Öffentlich aber wurde bislang nicht darüber diskutiert. Warum die Geheimniskrämerei? „Damit sich mögliche Käufer nicht über den Preis absprechen können“, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Daher auch die Aufregung über die TV-Meldung.

Für die Grünen ist das Bieterverfahren nur „ein erster Schritt“, dem zwangsläufig der Verkauf folge. „Wenn das erst einmal läuft, bekommt man es nicht mehr gestoppt“, sagt die Trierer Stadträtin Uschi Britz. Allerdings: Wenn die Angebote auf dem Tisch liegen, müssen sich die Kommunalparlamente in Trier und Trier-Saarburg noch einmal mit dem Thema beschäftigen und darüber anstimmen, ob sie für oder gegen einen Verkauf der ART GmbH sind. Keine einfache Entscheidung: Denn derzeit ist das den Inhalt der Gelben Säcke sortierende Tochterunternehmen des Zweckverbands eine wahre „cash cow“, die reichlich Geld abwirft – seit der Gründung vor 16 Jahren insgesamt 30 Millionen Euro. Weil das Geld dem Zweckverband zugute kommt, entlastet es auch den Müll-Gebührenzahler. Noch. Denn der Müll-Markt ist hart umkämpft, kommunal beherrschte Unternehmen sind in ihrem Aktionsradius gegenüber privaten eingeschränkt. Absehbar also, dass die Erlöse der ART GmbH in den nächsten Jahren zurückgehen werden. Deshalb soll das Unternehmen auch jetzt verkauft werden, wo es noch etwas abwirft, steht in einer internen Vorlage an Stadt- und Kreistag.

Die beiden Gremien haben sich bereits mehrheitlich für das Bieterverfahren ausgesprochen. Die morgige Abstimmung im Zweckverband gilt daher als Formsache.

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