Neuer Brunnen, altes Problem - Tiefbrunnen II stark mit Uran belastet

Bitburg/Königswäldchen. · Das Wasser, das der neue, noch nicht in Betrieb genommene Bitburger Tiefbrunnen am Königswäldchen zutage fördert, hat mit 60 Mikrogramm je Liter eine Urankonzentration, die den empfohlenen Leitwert um ein Vielfaches übersteigt.

 Foto: IStock

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Käme ein Ort wie dieser in Märchen vor, so wäre er freundlich, friedlich, verwunschen vielleicht. Auf dem gleichnamigen Ort in Bitburg scheint hingegen ein etwas düsterer Zauber zu liegen. Ist doch die Stadt Bitburg vom Pech verfolgt, wenn es darum geht, dort Trinkwasser zu fördern.
Die alten Probleme
Einer der beiden Tiefbrunnen am Königswäldchen wurde 2006 bei Sanierungsarbeiten unreparierbar beschädigt. Also beschloss die Stadt, gleich nebenan einen neuen Brunnen zu bohren. Der Standort bot sich an, waren doch Hochbehälter und Aufbereitungsanlage schon vorhanden. Was die Stadt zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ist, dass das Wasser des noch intakten Tiefbrunnens I mit Uran belastet ist. Messungen ergaben später, dass der Wert mit zwölf Mikrogramm pro Liter über dem vom Bundesumweltamt empfohlenen Leitwert (zehn Mikrogramm) liegt. Es wurde also gebohrt. Mehr als ein Jahr lang arbeitete sich ein gewaltiger Meißel bis zur vorgesehenen Tiefe von 250 Metern vor. Doch fand sich dort nicht genügend Wasser. Also wurde der Brunnen 100 Meter tiefer und deutlich teurer als geplant.
Das neue Problem
Als wäre das nicht alles schon unangenehm genug, steht inzwischen fest, dass auch der neue – noch nicht ans Netz angeschlossene – Brunnen uranhaltiges Wasser fördert. Und zwar mit einer Belastung, die jene des alten Brunnens um ein Vielfaches übersteigt. Laut Rolf Heckemanns, Leiter der Stadtwerke, liegt der Durchschnittswert bei 60 Mikrogramm Uran je Liter – ist also sechs Mal so hoch wie der Leitwert. Eine erste Probe hatte sogar 120 Mikrogramm Uran aufgewiesen. Viele Fragen Und so gibt es nun viele offene Fragen. Einige davon wird SPD-Fraktionssprecherin Sigrid Steffen in der kommenden Werksausschusssitzung am 20. April stellen.

Die zentrale Frage wird sein, ob es nicht eine Lösung wäre, den neuen Brunnen aufzugeben und stattdessen von der Brauerei oder der Verbandsgemeinde Bitburg-Land unbelastetes Wasser zu kaufen. Denn „oberste Priorität hat sauberes Wasser“, sagt Steffen, die einen Imageschaden für die Stadt fürchtet, sollte Uran im Wasser ein Dauerthema bleiben. Weitere Fragen sind: Ist es überhaupt möglich, so viel Uran aus dem Wasser zu entfernen und: Was kostet das?
Erste Antworten
Der Stadtwerke-Chef hat bereits einige Antworten parat. Von der Idee, Wasser zuzukaufen, hält er gar nichts. „In dem Loch stecken 1,5 Millionen“, sagt Rolf Heckemanns – „die wären dann weg.“ Zudem müsse man das Wasser erst einmal nach Bitburg kriegen: Leitungen und Pumpstation würden weitere ein bis zwei Millionen Euro kosten. Hinzu kämen die Kosten für das Wasser selbst. Das sei vollkommen unwirtschaftlich und zudem unnötig. Denn Gespräche mit Fachfirmen hätten ergeben, dass sich auch hohe Mengen Uran zuverlässig entfernen lassen.

Ein weiteres Argument, das aus Heckemanns Sicht für die Uranfilteranlage spricht, ist, dass man sie für den Tiefbrunnen I ohnehin benötigt. Natürlich muss sie für zwei Brunnen größer werden. Das bedeutet, dass Investitions- und Unterhaltungskosten steigen. Denn, um größere Mengen Uran zu entfernen, muss der Filter entweder größer sein oder öfter gewechselt werden. „Wir haben keine Alternative“, sagt Heckemanns. Denn einen komplett neuen Brunnen zu bohren, wäre zu teuer und zu ungewiss. Wer weiß schon, ob nicht wieder Uranwasser zutage käme? Auch die Vermischung mit unbelastetem Wasser sei bei den hohen Urankonzentrationen keine Lösung. Denn dazu reiche die Leistung der anderen Brunnen nicht aus.

„Wir brauchen die Brunnen am Königswäldchen, um unsere Versorgung sicherzustellen“, sagt Heckemanns. Nun müsse man nur zusehen, dass die Wasserpreise soweit wie möglich „im Keller bleiben“. Dennoch ist schon jetzt sicher, dass sie infolge der Pechsträhne am Königswäldchen steigen werden.

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