Peter K.s Angst vor draußen

Trier · Trierer Prozess: Die zwei Gesichter des Peter K. Im Prozess um die nachträgliche Sicherungsverwahrung eines 34-jährigen Eifelers hat am Freitag eine Psychologin ausgesagt, die den Mann im Wittlicher Gefängnis betreut. Auch sie berichtete von den zwei Gesichtern des verurteilten Gewaltverbrechers.

Die Aussagen der Zeugen ähneln sich: „Wir kennen ihn, wir wissen, wie wir mit ihm umgehen müssen“, schildert eine Abteilungspsychologin der Justizvollzugsanstalt Wittlich gestern ihren Umgang mit Peter K. „Aber ich kann keine Garantie dafür abgeben, was passiert, wenn er wieder draußen ist.“
Ähnlich hatte sich am Vortag auch ein Kollege der jungen Frau geäußert: „An manchen Tagen ist er lieb und umgänglich; an anderen darf man ihn nicht aus der Zelle lassen.“

Peter K., über dessen Zukunft seit Donnerstag vor dem Trierer Landgericht verhandelt wird, hat vor 13 Jahren eine Prostituierte erwürgt. Jetzt steht er kurz vor Haftentlassung, wenn ihm die Justiz nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht (TV vom 12.Januar). Die Staatsanwaltschaft will, dass gegen Peter K. die nachträgliche Sicherungsverwahrung angeordnet wird, weil er eine Gefahr für die Allgemeinheit sei.

Dieser Ansicht ist auch die Wittlicher Gefängnispsychologin. „Es besteht schon die Gefahr einer schweren Straftat, wie sie schon einmal passiert ist“, sagt die 31-Jährige auf die Frage der Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz nach ihrer Einschätzung. Schmitz und ihre vier Kollegen, drei Berufs- und zwei Laienrichter, haben am Ende darüber zu entscheiden, ob Peter K. unbefristet weiter hinter verschlossenen Türen bleiben muss oder auf freien Fuß gesetzt wird.

Keine einfache Aufgabe für die Kammer. Zumal die Wahrscheinlichkeit, dass die mögliche Anordnung einer nachträglichen Sicherungsverwahrung von einem höheren Gericht wieder gekippt wird, sehr hoch ist. Dann würden sich nach 13 Jahren die Zellentüren für Peter K. wohl öffnen. „Er hat Angst vor dem, was draußen wird“, sagt die Gefängnispsychologin. „Er möchte, dass jemand auf ihn achtet – beispielsweise in einer betreuten Einrichtung“, sagt sein Bitburger Rechtsanwalt Edgar Haubrich. Solange Peter K. Menschen um sich hat, die er kennt, scheint er berechenbar zu sein. „Er war in Wittlich von Anfang an friedlich, nicht so gefährlich wie in den Akten vermerkt“, sagt die Psychologin.

Nur wenn der für gewöhnlich schüchterne und zurückhaltende Häftling plötzlich frech und witzig wird, läuten beim Gefängnispersonal die Alarmglocken. „Dann wissen wir, jetzt geht's wieder auf eine Krise zu.“ Die äußerte sich in der Vergangenheit unter anderem in hingekritzelten Sex- und Gewaltfantasien, in Suizidversuchen oder in sich selbst zugefügten Verletzungen. Nach einer Nacht im speziell gesicherten Haftraum war Peter K.s Krise in der Regel wieder vorüber.

Die Verhandlung wird übernächsten Mittwoch fortgesetzt.

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