Hautärzte arbeiten kurz

Aus Protest gegen befürchtete Honorar-Einbußen macht ein großer Teil der rund 160 Hautärzte im Land ab heute "Kurzarbeit": Bis 9. Januar wollen sie keine ambulanten Operationen und aufwendigeren Untersuchungen durchführen.

Mainz. (ren) Die Hautärzte im Land protestieren: Der Protest richtet sich gegen die von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) festgesetzten neuen Pauschalhonorare. "Das liegt 30 Prozent unter dem, was bisher schon knapp war", kritisiert der Landesvorsitzende des Dermatologenverbandes, Klaus Fritz (Landau). Mit sogenannten Fallwerten von 17,12 Euro pro Patient und Quartal lasse sich eine Praxis kaum noch wirtschaftlich betreiben.

Mit reduziertem Personaleinsatz sollen in den kommenden Tagen nur noch Patienten behandelt werden, die bereits einen Termin haben. Auch die telefonische Erreichbarkeit der Praxen ist eingeschränkt: Lediglich der Anrufbeantworter soll Patienten informieren, an welchen Hautarzt sie sich in Notfällen wenden können. Bis 9. Januar soll dieser Protest gehen.

Der Hautärzte-Verband wirft der KV Rheinland-Pfalz vor, die Fallwerte zu knapp zu bemessen.

Mit ihrem Unmut stehen die Dermatologen nicht allein. Auch Augenärzte, ambulante Operateure und weitere Fachgruppen sehen sich als Verlierer im Verteilungskampf um jene 112 Millionen Euro, die im Vergleich zu 2007 mit der Anhebung der Kassenbeiträge auf 15,5 Prozent zusätzlich nach Rheinland-Pfalz fließen. Falls nicht in Laufe des Januar deutlich nachgebessert wird, planen einige Facharztgruppen, noch im ersten Quartal 2009 Behandlungen zu verschieben oder sie im Einzelfall von einer Finanzierungszusage der Kasse abhängig zu machen. Die aktuelle Kurzarbeitsaktion der Hautärzte wäre dann nur der Auftakt. Einer ihrer Schwerpunkte liegt nach Verbandsangaben im Großraum Koblenz. Ursprünglich hatte die KV den Dermatologen niedrigere Fallwerte zugedacht und diese nach heftigen Protesten auf 17,12 Euro angehoben. Die Ärzte dürften nicht außer Acht lassen, dass sie zusätzlich weitere Leistungen abrechnen können, darunter die neu eingeführte Hautkrebsvorsorge, geben KV und AOK zu bedenken. Inzwischen hat das Gesundheitsministerium in Mainz Gespräche mit der KV aufgenommen.

Die Hautärzte verfolgen das mit streitbarer Skepsis. Der Blick nach Hessen zeige, dass es auch anders geht: Dort liegen die Fallwerte für Hautärzte bei über 20 Euro. "In Rheinland-Pfalz tragen wir bundesweit die rote Laterne", moniert Fritz. "Wenn bis Ende Februar nichts auf dem Tisch liegt, werden wir die Reduktionen weitergeben müssen." Dann könne es sogar sein, dass Praxen zeitweise schließen, um ihre Betriebskosten zu senken.

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