Viel Händeschütteln, wenig Applaus

BADEM. Premiere auf Bezirksebene: Der designierte CDU-Landesvorsitzende Christian Baldauf hat die Parteimitglieder zu "aktivem Engagement" und "positivem Denken" aufgerufen. Ziel sei es, die rote Landesregierung in fünf Jahren abzulösen, sagte Baldauf auf dem CDU-Bezirksparteitag in Badem.

Christian Baldauf ist überpünktlich. Als der schwarze Audi, in dem bis vor wenigen Wochen noch Christoph Böhr von Termin zu Termin chauffiert wurde, vor der Gemeindehalle im Eifelort Badem vorfährt, ist es kurz nach sieben. Bleibt noch eine knappe halbe Stunde bis zum Beginn des CDU-Bezirksparteitags. Eine halbe Stunde, die der 38-jährige Senkrechtstarter in der rheinland-pfälzischen Union nutzt, um Hände zu schütteln. Christian Baldauf, selbst eingefleischten Parteigängern bis zur bitteren CDU-Wahlschlappe am Abend des 26. März kein Begriff, ist sichtlich bemüht, sich bekannt zu machen. Der Pfälzer Jurist geht in der Bademer Gemeindehalle von Tisch zu Tisch, von Stehgrüppchen zu Stehgrüppchen und schüttelt Hände. Einen Eifeler CDU-Vorsitzenden begrüßt Baldauf gleich zweimal, so sehr ist der neue christdemokratische Hoffnungsträger offenkundig darum bemüht, niemanden auszulassen bei seiner Vorstellungsrunde, die auch Signalcharakter haben soll: Der neue CDU-Fraktions- und demnächst auch Parteichef geht auf die Leute zu, spricht sie an. Anders als (der in Badem nicht anwesende) Christoph Böhr, der selbst von vielen in den eigenen Reihen als zu distanziert und kopflastig wahrgenommen wurde. "Mehr Power für Rheinland-Pfalz" ist denn auch die Rede des designierten CDU-Landesvorsitzenden überschrieben, als gelte es, einen jahrelang gedrosselten Parteimotor wieder flott zu machen. Nur: Die angekündigte Kraft und Stärke, eine Art Aufbruchstimmung, kommt in der gut halbstündigen Ansprache des studierten Juristen Baldauf nicht herüber. Hürdenlauf bis zur nächsten Wahl

Genau drei Mal gibt es zwischendrin dürftigen Beifall; am meisten klatschen die 141 Delegierten noch, als Baldauf sagt: "Die Region ist bisher benachteiligt worden. Das müssen wir ändern." So etwas kommt immer noch an zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück, auch wenn in Badem an diesem Abend jeder weiß, dass Baldauf in den nächsten fünf Jahren keine Gelegenheit haben wird, an der vermeintlichen Benachteiligung etwas zu ändern. Das weiß auch der 38-Jährige und vergleicht die Zeit bis zur nächsten Landtagswahl 2011 mit einem Hürdenlauf. "Wir sind erst im Startblock", sagt er, "aber wenn wir in fünf Jahren als erster übers Ziel gehen, haben wir genau das geschafft, was wir wollten." Kein CDU-Delegierter klatscht, als Christian Baldauf dies sagt, als sei schon allein die Vorstellung so illusorisch wie ein Sechser plus Zusatzzahl im Lotto. "Ihr erwartet doch nicht, dass ich dazu etwas sage", sagt der Trierer Bezirkschef und kurzzeitige Baldauf-Herausforderer Michael Billen später, als er von Journalisten auf die wenig überzeugende Rede des Pfälzers angesprochen wird. Diplomatischer formuliert es der Eifeler CDU-Grandseigneur Hans Tölkes: "Die Power fehlt Baldauf noch, aber das Rüstzeug hat er."

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