Viele gucken in die Röhre

Die Gewerkschaften GEW und Verdi fordern mehr Jobsicherheit und bessere Zukunftsperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs an den rheinland-pfälzischen Hochschulen. Andernfalls drohe ein Fachkräftemangel an Universitäten und Fachhochschulen, prophezeit GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer.

Mainz. Drei Viertel der rund 5000 wissenschaftlichen Beschäftigten unterhalb der Professorenschaft haben befristete Stellen und 40 Prozent nur eine Teilzeitstelle. Das sagt Wiebke Koerlin, Landesfachbereichsvorsitzende Bildung bei Verdi. Mit dem Doktortitel können Wissenschaftler noch bis zu zwölf Jahre mit befristeten Verträgen beschäftigt werden. Nach einer Bundesstudie haben 30 Prozent aus dieser Gruppe wegen der unsicheren Aussichten ihren Kinderwunsch zurückgestellt. "Viele Wissenschaftler gehen der Uni verloren, weil sie Mitte 30 eine Lebensentscheidung treffen müssen", sagt Koerlin. Auf eine Professorenstelle schafft es nur jeder Zehnte.

Die Forderungen der Gewerkschaften: Damit Doktoranden auf einer Assistentenstelle genug Zeit für ihre Doktorarbeit haben, soll ihre maximale Lehrverpflichtung von acht auf vier Wochenstunden halbiert werden. Auch wer noch ohne Abschluss als wissenschaftliche Hilfskraft arbeitet, soll nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt werden. Und: Mehr Stellen müssten nach der Promotion in eine Festanstellung übergehen.

An der Uni Trier ist im "akademischen Mittelbau" die Hälfte der Stellen befristet. "Das ist normal für eine Universität", sagt Uni-Präsident Peter Schwenkmezger.

Reichen halbe Stellen für attraktives Angebot?



Er sorgt sich aber, weil in vielen Drittmittel-Projekten mit Partnern aus der Wirtschaft oft nur halbe Stellen bewilligt werden. "Mir stellt sich die Frage, ob wir mit diesen halben Stellen für hochqualifizierte Nachwuchsleute ein attraktives Angebot machen können." Besser sehe es bei den Stellen im "Hochschulpakt" von Bund und Ländern aus: Sie münden zwischen 2015 und 2020 in unbefristete Stellen, da wegen Pensionierungen Mittel frei werden.

Das Bildungsministerium verweist darauf, dass allein 2009 mit dem Landesprogramm "Wissen schafft Zukunft" an den Hochschulen mehr als 120 Stellen entstehen. Ohne befristete Arbeitsverhältnisse gehe es aber nicht, wenn man möglichst vielen jungen Wissenschaftlern eine Chance geben wolle: "Eine unbefristete Beschäftigung der wissenschaftlichen Mitarbeiter würde die Personalsituation der Hochschulen in diesem Bereich auf lange Zeit zementieren", sagt Staatssekretär Michael Ebling (SPD). Die bessere Vereinbarkeit von Karriere und Familie werde mit 6,25 Millionen Euro aus dem "Konjunkturpaket II" für Hochschul-Kitas gefördert.

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