Zwei Morde und tausendfach Gewalt

Trier/Mainz · 3893-mal haben Menschen andere Menschen in der Region Trier im vergangenen Jahr angegriffen und dabei verletzt. Alltag im Polizeidienst. Anders als die beiden grausamen Morde, die 2012 zwei junge Frauen das Leben kosteten.

Trier/Mainz. Fast egal, um welche Uhrzeit man das Fernsehen anschaltet: Irgendwo findet sich immer eine Leiche. Irgendwo passiert sicher ein Mord. In der Realität gehören diese schlimmsten aller Verbrechen glücklicherweise nicht zum Alltagsgeschäft der Polizei. Sogenannte "Straftaten gegen das Leben" machten 2012 lediglich 0,02 Prozent aller vom Polizeipräsidium Trier registrierten Verbrechen aus. Die Zahl der Tötungsdelikte kann von Jahr zu Jahr stark schwanken. 2011 waren es nur acht. 2012 waren es 19. Darunter zwei Morde, die vielen Volksfreundlesern noch in Erinnerung sein dürften: Die besonders grausame und heimtückische Tat eines 34-jährigen Saarländers wurde inzwischen mit lebenslanger Freiheitsstrafe geahndet. Der Mann hatte im Januar in Kinderbeuern (Kreis Bernkastel-Wittlich) seine gefesselte Freundin im Bett brutal getötet. Aus Habgier; um Drogen kaufen zu können.
Das Motiv des zweiten Mordes an einer 23-Jährigen im Hunsrückort Breit war wahrscheinlich Eifersucht. Offenbar wollte sich die zweifache Mutter von ihrem Freund trennen. Er wird beschuldigt, sie brutal niedergestochen zu haben, als sie im Dezember in die gemeinsame Wohnung gekommen war, um ihre Sachen abzuholen.
Andere spektakuläre Straftaten, mit denen die Polizei 2012 zu tun hatte, waren die Überfälle auf Banken in Trier und Thalfang - in beiden Fällen wurden die Täter geschnappt - eine Messerstecherei in Daun, oder der Fall eines 28-Jährigen aus Nittel, der ein Waffenarsenal gehortet und seine Freundin nach einem Streit mit einer Handgranate bedroht hatte.
Solche Taten stechen heraus und bleiben im Gedächtnis. Doch sind sie, wenn es um Gewaltverbrechen geht, nur die Spitze des Eisbergs. Dass die Gewaltbereitschaft offenbar insgesamt zunimmt, bereitet dem Trierer Polizeipräsidenten Lothar Schömann Sorge. Erneut ist die Zahl der Körperverletzungen 2012 gestiegen. Insgesamt verzeichnet er 3893 Fälle - rund 300 mehr als 2010. Auch Polizisten seien öfter Opfer von Gewalt geworden als im Vorjahr: Die Zahl der Fälle stieg von 170 auf 200. Meist seien die Täter alkoholisiert. Auch die Zahl (84) der überwiegend rechtsextremistischen, politisch motivierten Verbrechen ist leicht gestiegen.
Nur die Spitze des Eisbergs dürften die 205 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern sein, die die Statistik für 2012 im Bereich des Polizeipräsidiums ausweist - ist die Dunkelziffer doch ähnlich hoch wie bei anderen Sexualdelikten (insgesamt 362 Fälle).
So schrecklich jedes einzelne dieser Verbrechen ist - insgesamt zieht die Polizei für 2012 dennoch eine positive Bilanz. Ist die Gesamtzahl der Taten doch rückläufig. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet, dass Langfinger deutlich seltener zugeschlagen haben (mit 6706 Delikten 436 Fälle weniger als 2011). Eine gute Nachricht ist auch, dass die Region Trier im Gegensatz zum Landestrend einen leichten Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen verzeichnet (583 Fälle, darunter 276 gescheiterte Einbruchsversuche). Verbrechen, die dazu führen, dass die Betroffenen sich nicht mehr sicher fühlen - selbst wenn das Risiko, in Rheinland-Pfalz Opfer einer Straftat zu werden, deutlich geringer sein dürfte als die Wahrscheinlichkeit, beim Zappen in einer Mordermittlung zu landen.Extra

Die 16 923 Tatverdächtigen, die das Polizeipräsidium Trier 2012 ermittelt hat, sind zu 77,9 Prozent Erwachsene, zu 74,4 Prozent männlich und zu 71,7 Prozent deutsch. Dass die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen deutlich höher ist als der Anteil Nichtdeutscher an der Bevölkerung (sechs Prozent), führt die Polizei vor allem auf die Millionen Tagesgäste zurück, die jährlich in die Region kommen. kah

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