Grüße von der Brauerei: Trassemer sammelt alles rund ums Bier

Trassem · Mit der Sammlung alter Kneipenbestände hat sich Reinhold Bach einen Traum erfüllt. Auf seinem Speicher in Trassem lagern Schätze aus mehr als 100 Jahren Braukultur. Um seine Sammlung zu erweitern, geht er auch in den Nachbarländern auf die Jagd nach interessanten Stücken.

 Eine umfangreiche Sammlung an Schildern, Biergläsern Flaschen und mehr von den ehemaligen Trierer Brauereien Löwenbräu und Caspary besitzt Reinhold Bach aus Trassem.

Eine umfangreiche Sammlung an Schildern, Biergläsern Flaschen und mehr von den ehemaligen Trierer Brauereien Löwenbräu und Caspary besitzt Reinhold Bach aus Trassem.

Foto: Friedemann Vetter

Trassem. Der Weg in Reinhold Bachs Schatzkammer führt in den ersten Stock seiner Wohnung und dann über eine steile Holztreppe auf den Speicher. In liebevoller Kleinarbeit hat der 50-Jährige Regale und Schränke gezimmert, in denen er eine ganz besondere Sammlung aufbewahrt:
Gläser, Krüge, Flaschen, Brauereischilder, Bierdeckel und Kartenspiele - alles rund ums Bier lagert auf Bachs Dachboden. Caspary oder Löwenbräu - alles kommt aus Trier.Menschen ganz nah!


Der Schwerpunkt des Sammlers sind Produkte der 1826 gegründeten und 1978 verkauften Caspary-Brauerei aus dem Trierer Stadtteil Heiligkreuz. "Caspary war mit 16 Jahren mein erstes Bier", erinnert sich der Trassemer. "Es ist Teil meiner Jugend. Dieses frühe Leben will ich mir erhalten."
Gepackt hat ihn die Sammelleidenschaft vor 20 Jahren. Zunächst ging Bach auf Flohmärkten im Umkreis auf die Suche. Mittlerweile hat er sich ein Netzwerk aufgebaut, das sich vom Saarland über Frankreich und Luxemburg bis nach Belgien erstreckt. Die internationalen Sammler pflegen einen regelmäßigen Kontakt - tauschen, kaufen und verkaufen.
Auf seine Glasvitrine ist Reinhold Bach besonders stolz. Denn hier lagern seine Klassiker: sein ältestes Glas aus der Zeit um 1900, das noch in Maßeinheiten misst, die heute nur noch den Älteren geläufig sind. 6/20 steht auf einem Glas. Das dürfte etwa 0,4 Litern entsprechen, sagt Bach. Verlässliche Informationen sind schwer zu bekommen. "Selbst bei den Eichämtern konnte man mir nicht weiterhelfen", sagt Bach. Also blieb nur das Internet. Maßeinheiten wie 6/20 findet man auch auf alten Viezporzen.
Weitere Exponate sind eine Rechnung aus dem Jahr 1928, unterschrieben von Gründersohn Anton Caspary, eine Kneipen-Lampe aus den 1920er Jahren, für die Bach fünfmal nach Birkenfeld fahren musste, um den Vorbesitzer zum Verkauf zu bewegen. Ein weiteres Schmuckstück ist der sogenannte Notbecher aus Ton - denn nach dem Krieg habe es zunächst nur wenig Material gegeben, um die Glasgefäße für das Bier herzustellen.
Insgesamt etwa 1000 Einzelstücke hat Bach, der beruflich für die Straßenmeisterei arbeitet, zusammengetragen. "Das Hobby verlangt viel Energie und Zeit", sagt er. Man müsse "kommunikativ und offensiv" sein, auch im Urlaub "Augen und Ohren offenhalten".
Nicht selten komme es vor, dass er sich in seinem Flohmarkt-Reiseführer für Frankreich spontan an einem Samstagabend eine Route über vier, fünf Orte überlege, die er dann am nächsten Morgen abarbeite. Der Vater von zwei Töchtern holt sich dann schon mal Unterstützung. Die elfjährige Maja begleitet ihn ab und an bei seinen Streifzügen.
Die Sammlung dient "in erster Linie mir selbst. So kann ich mich aus dem Alltag ausklinken und schwelge ein wenig in Nostalgie." Gleichzeitig ist es ein Spiel mit Freunden um Anerkennung und Prestige, eine angenehme Form von Konkurrenz, sagt Bach.
Seit drei Monaten ist der Speicher nun fertig ausgebaut. Jetzt kann der Sammler Gästen seine Ausstellung "endlich in würdiger Form" präsentieren.
Reinhold Bach sucht weitere Sammelstücke aus der Zeit vor 1945. Wer etwas anzubieten hat oder die Sammlung einmal besichtigen will, kann sich melden unter Telefon 06581/1508. Bach besitzt umfangreiches Tauschmaterial, unter anderem von der Caspary-, der Löwen- und der Schieffer-Brauerei Trier.
Zudem suchen wir Menschen, die eine besonders ungewöhnliche Sammelleidenschaft haben. Senden Sie Ideen und Vorschläge an die TV-Redaktion per E-Mail an trier@volksfreund.de

Extra

Die Caspary-Brauerei mit dem 70 Meter hohen Schornstein ist lange Wahrzeichen des Trierer Stadtteils Heiligkreuz gewesen. Die Brauerei wurde 1826 gegründet. Das erste Brauhaus stand in der Krahnenstraße. Dann zog das Unternehmen in die Fahrstraße, später nach Heiligkreuz. Anton Caspary war für die Technik zuständig, Rudolf Caspary war der Kaufmann. Dann kamen Binding (Übernahme 1972) und die Bagger (Abriss 1983). Heute erinnern zwei Straßen an das Stück Brauereigeschichte: die Anton-Caspary-Straße und Im Hopfengarten, wo ein kleines Hopfenanbaugebiet (sechs Prozent des Bedarfs) war. cofi

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