Konzert Ein A-cappella-Erlebnis mit vielen „Bunten Socken“ von Alten Bekannten in Trier

Trier · Die lange Zeit erfolgreichste A-capella-Truppe Deutschlands ist zurück mit ihrem dritten Album. Alte Bekannte, die Nachfolgeband der bis 2017 bestehenden Wise Guys, sind mit ihrem Programm „Bunte Socken“ auf großer Deutschlandtour und kamen nun an die Mosel.

 Die fünf Musiker von Alte Bekannte auf der Bühne der Trierer Europahalle.

Die fünf Musiker von Alte Bekannte auf der Bühne der Trierer Europahalle.

Foto: Fabian Pütz-Antony

Am Freitag statteten Alte Bekannte der Trierer Europahalle einen Besuch ab, der beim Publikum noch einige Zeit nachhallen dürfte. Zahlreiche Songs ihres dritten Albums „Bunte Socken“ bilden das Herz der neuen Liveshow unter gleichem Namen. Das Ganze ist mit feurigen Neukompositionen und alten Klassikern gewürzt.

Minuten vor der Show war die Vorfreude bereits sichtlich spürbar, wenn man in die erwartungsvollen Gesichter der etwa 100 Zuschauer blickte, die sich in der großen Europa­halle nach den gebotenen Abstandsregeln verteilt hatten. Es lag Elektrizität in der Luft, eine Art Comeback-Stimmung, die sich erst in heiterem Jubel entlud, als der Vorhang endlich verschwand und das Quintett zu Beatbox-Sound und Oriental-Beat die Bühne betrat.

Dabei richtete sich das erste Mal der bunte Scheinwerfer auf sie und offenbarte die Bühnenkulisse. Diese stellte eine Mauer dar, die symbolisch auf den „Berliner Mauerbau der 1960er Jahre verwies“, wie „Dän“ Dickopf in einer der Übergangspausen aufklärte. Mit einer vielseitigen Palette an a-capella-üblichen selbstgemachten Stimmen, Klängen und Tönen, einem Mix aus bunten Lichtern und diversen Beatbox-Einlagen über Genres hinweg, nahmen sie den gefesselten Betrachter mit durch ein musikalisches Spektakel der besonderen Art.

  Alte Bekannte   auf der Bühne   der Trierer Europahalle.

Alte Bekannte auf der Bühne der Trierer Europahalle.

Foto: Fabian Pütz-Antony

In schwarz-gelben Freizeit­outfits frönten die fünf Künstler dabei im ersten Teil der Show – neben einigen fröhlichen und tristeren Inhalten – im wesentlichen einem „nachdenklichen Optimismus“. Er regte rhetorisch leicht verpackt, gut verständlich und dabei meist auf Deutsch, zum Mitsingen und Mitmachen an. Einen wesentlichen Teil des Abends hielten sie sich jedoch für „das Menschliche“ offen. In bewegender Offenheit und mit etwas Witz im Unterton erzählten die Bandmitglieder in den Pausen und Übergängen ihre persönlichen Corona-Erlebnisse. Dabei hatte jeder für sich ganz eigene Schlüsse aus der Krise gezogen.

Positive und negative Folgen sowie schlicht witzige und unvorhergesehene Entwicklungen halten sich inhaltlich die Waage. Der Zuhörer wird dazu anregt, die Zeit des Lockdowns aus anderer Perspektive zu reflektieren.

 Für den zweiten Teil seiner Show wechselte das Quintett die Outfits und trat in schwarzen Anzügen auf.

Für den zweiten Teil seiner Show wechselte das Quintett die Outfits und trat in schwarzen Anzügen auf.

Foto: Fabian Pütz-Antony

Wie bereits bei einem Wise-Guys-Konzert üblich, überwiegt unterm Strich immer der „positive Blick auf die Dinge“ und die dieser Tage fast zynisch klingende Haltung: „Eigentlich ist das Leben doch schön, wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt, im hier und jetzt lebt und den Moment genießt“. Zeilen, die so oder in ähnlicher Weise in den positiveren Songs der Alten Bekannten immer wieder zum Ausdruck kommen.

In seiner Redezeit gab Dickopf, Frontmann der ersten Stunde, zum Besten: „Für mich war die letzte Zeit nach dem Austritt von Nils und mit Beginn der Krise nicht immer leicht. Nun sind wir nach gefühlten zwei Jahrzehnten endlich wieder in Trier. Und für mich ist es eine Riesenfreude, wieder vor Menschen aufzutreten. Allerdings muss man aktuell ja wieder sagen: noch vor Menschen aufzutreten.“

Neben dem deutlichen Hinweis auf erneut steigende Zahlen und eine immer noch zutiefst unsichere Situation im deutschen Kunst- und Kulturbereich, geht auch ein Statement an all diejenigen raus, die der Band eine faschistoide Haltung unterstellen, weil jene Konzerte aktuell nur noch nach der 2-G-Regel ver­anstaltet. „Wir fühlen uns ein bisschen wie das Streichholz auf der sinkenden Titanic“. Frei nach dem Motto: „Wir können es nicht allen recht machen, aber wir haben eine ethische Haltung und stehen dazu. Das muss man respektieren.“

Neben witzigen Liedtexten wie in dem Song „You’re in the Eifel now“, der zu bekannter Melodie das Leben in der Eifel parodiert, befinden sich auch weniger fröhliche Nummern wie „Watch over you“ in ihrem Köcher, eine englischsprachige Liebestragödie. Neben einem Outfit­wechsel in schwarze Anzüge nach der Pause ändert sich auch fast minütlich die Stimmung ihrer diversen Nummern, Geschichten und Melodien. Eine sprichwörtliche Achterbahnfahrt der Gefühle, die bis zum Ende intensiv bleibt.

Bunte Socken“ ist zusammenfassend ein Album, das die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Welt und der Menschen feiert. Eines, das zu trotzigem Optimismus aufruft und dazu einlädt, sich von den Widrigkeiten dieser Zeiten nicht unterkriegen zu lassen. Nicht ganz so extrem offensiv fröhlich der Vorgänger „Das Leben ist schön“ von 2019, bieten die neue CD und das neue Live­programm eine musikalische und inhaltliche Bandbreite, die sich nicht nur hören und sehen lassen kann. Sie entlässt auch alle Konzert­besucher froh und bestärkt auf den Heimweg.

Alte Bekannte sind zurück und mit Neuzugang Friedemann Petter kreativ, frisch und bunt wie nie zuvor. Sie begeistern mit ihrem Live­programm Menschen aller Altersgruppen. Eine Konzertbesucherin sagte der Band nach ihrem ersten Konzertbesuch: „Ich kam als Wise-­Guys-­Fan und gehe als Alte-­Be­kannte-­Fan!“

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