Abrechnung vor Sanierung

Trier · Wichtiger Schritt hin zum Ausbau der maroden Loebstraße. Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat den Bebauungsplan als Satzung beschlossen. Gleichzeitig hagelte es Kritik an Unternehmer Wolfgang Natus, der das wichtige Projekt jahrelang auf Kosten der Allgemeinheit blockiert habe.

Trier. Normalerweise wird erst gebaut, und dann kommt die Rechnung. In Sachen Loebstraße war es am Donnerstagabend im Stadtrat umgekehrt. Da wurde erst einmal abgerechnet, ehe der zum Ausbau notwendige Bebauungsplan als Satzung beschlossen wurde. Abgerechnet mit Unternehmer Wolfgang Natus (73), dem nach Auffassung von SPD und Grünen Hauptverantwortlichen für die jahrelange Hängepartie bei dem wichtigen Projekt.
Zur Erinnerung: Natus, mit seiner Spezialfabrik für Industrie-Schaltanlagensysteme Anlieger der Loebstraße, torpediert deren Ausbau seit Jahren. Gleichzeitig ist er Besitzer eines als Parkplatz genutzten Schlüsselareals an der Straße, das er einst von der Stadt gekauft hat, aber nicht zurückgeben will (der TV berichtete).
"Es ist nervig. Es ist stets derselbe, der mit Störmanövern und Klagedrohungen aus der Rolle fällt", zürnte Rainer Lehnart (SPD) und griff gleichzeitig die CDU an. Die habe sich "auf unrühmliche Weise" von Natus vor den Karren spannen lassen. Dominik Heinrich (Grüne) schlug in dieselbe Kerbe und bezichtigte die Christdemokraten eines "unerträglichen Eiertanzes". Den in drei Jahren des Nicht-Ausbaus für die Öffentlichkeit entstandenen Schaden bezifferten Heinrich und Lehnart auf 150 000 Euro (Straßenunterhaltung, Ingenieurskosten etc.).
OB Jensen ging mit dem "potenziellen Kläger" (Natus) ebenfalls hart ins Gericht: Es liege an "einer einzigen Person", dass täglich Tausende Bürger aus Trier und dem Ruwertal "die Zumutung Loebstraße ertragen müssen". Die CDU widersprach übrigens nicht. Fraktionsvize Udo Köhler brachte vielmehr die Hoffnung zum Ausdruck, "dass der Ausbau jetzt zügig vorangehen" könnte.
Peter Spang (FWG) übte harsche Kritik an der nun auf den Weg gebrachten Ausbauvariante 2B, die einen Bordstein-Radweg in zwei Richtungen entlang der Straße vorsieht. Die Loebstraße, die das Industriegebiet Nord erschließt, sei "der falsche Ort, um Radfahrerträume zu verwirklichen". Die Freien Wähler seien stets für einen Ausbau im Bestand gewesen und würden den Satzungsbeschluss nicht mittragen.
Rathaus will Baubeginn 2012


Felix Brand (FDP) äußerte sich ebenfalls kritisch über die Radwegeführung. Die Variante 2B berge ein hohes Unfallrisiko; sinnvoller wäre, Radfahrer über die parallel verlaufende Metternichstraße zu leiten. Dennoch votierte Brand mit der großen Mehrheit der Ratskollegen für den Bebauungsplan BN 79 Ausbau Loebstraße. Lediglich die fünf anwesenden FWG-Mandatsträger votierten dagegen.
Nächster Schritt ist die Detailplanung als Grundlage für den eigentlichen Baubeschluss, der wiederum Voraussetzung zum Beantragen von Landeszuschüssen ist. Die Gesamtkosten für den Ausbau der 1,5 km langen Loebstraße zwischen Pfalzeler Brücke und Verteilering werden auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Vom Rathaus angepeilter Ausbaubeginn: Mitte 2012 - sofern rechtzeitig Geld aus Mainz fließt und es keine Klage gibt. Bauzeit: zwei bis drei Jahre.

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