Aus dem Container auf die Vernissage

Trier · Kann aus Müll Kunst werden? Die Mitglieder der Trierer Handwer kergruppe Werkform würden diese Frage mit Ja beantworten. Wer sich davon überzeugen will, sollte sich in der kommenden Woche die Ausstellung "Das neue Leben der Dinge" in den Viehmarktthermen ansehen.

 Aus alt mach neu: Die meisten Menschen bringen ihre alten Plastikflaschen zum Pfandautomaten. Keramikermeisterin Elke Gerber-Eckert fertigt daraus Lampen. TV-Foto: Christian Altmeyer

Aus alt mach neu: Die meisten Menschen bringen ihre alten Plastikflaschen zum Pfandautomaten. Keramikermeisterin Elke Gerber-Eckert fertigt daraus Lampen. TV-Foto: Christian Altmeyer

Foto: Christian Altmayer (cha) ("TV-Upload Altmayer"

Trier. Ob Kleider aus Stoffresten und Lampen aus zerschnittenen Plastikflaschen - die Handwerker des Trierer Zusammenschlusses Werkform schaffen Kunstwerke aus Gegenständen, für die es im Alltag keine Verwendung mehr gibt. Upcycling wird diese Art der Aufwertung von augenscheinlich Wertlosem genannt. Diese Idee ist das Konzept einer Ausstellung in den Trierer Viehmarktthermen. Unter dem Motto "Das neue Leben der Dinge" stellen 26 Kunsthandwerker ihre Arbeiten dort noch bis zum 18. Oktober aus.
In diesem Jahr gibt's wieder ein paar neue Gesichter bei Werkform. So ist der Luxemburger Edy Willems (63) erst seit zwei Monaten dabei. Mit 14 Jahren begann er, den aussterbenden Beruf des Buchbinders zu erlernen.
Heute hat er ein Atelier in Trier. Mit Ölfarben und Kleister marmoriert er die Einbände seiner Bücher. So entstehen auf dem Buchrücken farbige Tropfen- und Wellenmuster. Meistens macht er Auftragsarbeiten, zum Beispiel für Kondolenz- und Gästebücher. An manchen seiner Werke arbeitet er wochenlang. Mit den Lieferzeiten von Online-Anbietern kann er natürlich nicht mithalten, sagt er. Trotzdem glaubt er daran, dass seine Kunst überleben wird.
Neben den festen Mitgliedern von Werkform stellen auch in diesem Jahr wieder externe Kunsthandwerker ihre Arbeiten in den Ruinen der römischen Badeanstalt aus. Sie haben sich beworben oder wurden von der Gruppe eingeladen.
Unter den Ausstellern ist von der Modedesignerin bis zum Schreiner alles vertreten. Zu sehen gibt es handgemachte Möbel, Kleidung, Keramik, Schmuck und Plastiken. Jedes Objekt ist ein Einzelstück, wurde in tage- oder wochenlanger Kleinstarbeit hergestellt.
So auch die Schokoladenskulptur von Lukas Langenfeld (24). Sie sieht ein wenig aus wie ein Blumenstrauß - Langenfeld hat aus weißer, brauner und schwarzer Schokolade Kugeln, Blüten und Stängel gefertigt. Wegen der vielen Besucher wird der Geselle der Trierer Konditorei Razen langsam nervös. "Wenn es hier noch heißer wird, schmilzt meine Arbeit", erklärt er besorgt.
Den meisten anderen Exponaten kann die Hitze nichts anhaben. Bis Sonntag noch können die Besucher die vielfältigen Produkte aus Holz, Stein, Metall oder Stoff nicht nur bestaunen, sondern auch erwerben. Arbeiten, die mit einem grünen Punkt gekennzeichnet sind, haben die Handwerker aus Abfallprodukten wie Sperrholz, Seidefetzen oder gesplittertem Glas hergestellt.
Werkform will sich mit dem Konzept gegen die europäische Wegwerfmentalität wenden und dazu aufrufen, Ressourcen mit Respekt zu behandeln. Unterstützt wird die Ausstellung von der Handwerkskammer Trier und der Generaldirektion Kulturelles Erbe. cha
Extra

Geöffnet ist die Ausstellung in den Viehmarktthermen außer montags täglich von 9 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet drei Euro. cha

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