Das Trierer Geld der gallischen Kaiser

TRIER. Ein hochkarätiger Schatz im Bauschutt! Bei Ausgrabungen auf dem Simeonstiftplatz entdeckte Münzen und Herstellungs-Material belegen eindeutig: In unmittelbarer Nähe befand sich eine römische Werkstatt zur Geld-Herstellung. Solche Nachweise gelten als Rarität mit Sensations-Charakter.

Ein halbes Jahrtausend gehörte Trier zum römischen Imperium und dessen Währungsbereich. Zeitweilig trugen Münzstätten in Deutschlands ältester Stadt mit dazu bei, den Geldbedarf zu decken. Wo genau sie lagen, darüber lässt sich allenfalls spekulieren. Bekannt ist der ungefähre Standort der ältesten Münzstätte. Sie befand sich, wie Untersuchungen des Landesmuseums ergaben, in einer kleinen Treverersiedlung am heutigen Viehmarkt. Dort produzierten Einheimische während des Treverer-Aufstandes 30/29 v. Chr., wenige Jahre vor der Stadtgründung durch die Römer, Münzen aus einer messingartigen Legierung. Die nächste nachgewiesene Geldproduktion datiert aus dem frühen dritten Jahrhundert und war illegal. An der Bergstraße entdeckten Archäologen mehr als 10 000 Fälscherförmchen. Sie dienten der Herstellung von Gussmünzen aus Bronze, die versilbert unters Volk gebracht wurden. Die offizielle Münzprägung im römischen Trier setzte im Gallischen Sonderreich (260-274) ein. Separatisten hatten sich von Rom losgesagt und kontrollierten das Gebiet zwischen Rhein und Pyrenäen. Kaiser Postumus machte statt Lyon Trier zur Hauptstadt. Rom ließ die Abtrünnigen zunächst gewähren, denn sie hielten die über den Rhein drängenden Germanen in Schach. Wo ein Kaiser, dort auch eine Münzstätte, schließlich ist Geld das Propagandainstrument, mit dem die darauf abgebildeten Herrscher ihre Politik verkaufen. Diese Faustregel ließ sich für Trier bisher nicht anhand der Geldstücke selbst belegen; erst ab 293 tragen dort geprägte Römer-Münzen Emissionszeichen mit dem charakteristischen "TR" (für Treveris, so der spätantike Name der Stadt). Versuche, mittels stilistischer Feinheiten der Münzbilder Trier als Prägeort nachzuweisen, sind umstritten. "Das hat mir immer Bauchweh bereitet", sagt Karl-Josef Gilles, Chef des Münzkabinetts im Landesmuseum. Inzwischen sind die Schmerzen verflogen. Gilles hat den Beleg für die Münzstätte der gallischen Kaiser in Trier und kann sie sogar annähernd lokalisieren: "Sie lag am nördlichen Stadtrand nahe der Porta Nigra." Überbleibsel der Geldproduktion der Gallier-Kaiser kamen 2005 bei Ausschachtungsarbeiten für den Erweiterungsbau des Stadtmuseums auf dem Simeonstiftplatz zum Vorschein: Die Ausbeute, die der ehrenamtliche Museumsmitarbeiter Wilfried Knickrehm mit einem Metallsuchgerät im Aushub machte, umfasst fast 500 Geldstücke. Dazu Utensilien zur Münzherstellung, darunter ein Bronzebarren-Fragment, Guss-Stangen mit Markierungen sowie abgetrennte und platt geschlagene Segmente, also Vorformen zur Münzprägung. Größte Überraschung: drei in dieser Form unbekannte Münzen von Tetricus I. Es handelt sich um bronzene Probeabschläge von Goldmünzen, die nicht mehr zur Realisierung kamen: Der rechtmäßige Kaiser Aurelian bereitete dem Sonderreich im Frühjahr 274 ein gewaltsames Ende. Das Münzamt musste schließen. 275/76 fielen Alemannen und Franken in Gallien ein und zerstörten Trier weit gehend. Gilles: "Beim Wiederaufbau in den folgenden Jahren wurden umfangreiche Planierungen vorgenommen, wobei zwangsläufig auch ältere Schuttschichten verlagert werden mussten." Der Schutt mit den Resten der Münzstätte wurde gleich hinter der Innenseite der Stadtmauer abgeladen. Laut Gilles kam er ganz aus der Nähe: "Münzstätten lagen wegen der Feuergefahr zwischen Wohnbebauung und Stadtmauer." Trier erholte sich vom Germanen-Einfall und wurde nach der Imperiums-Neuordnung Kaisersitz. Zwischen 293 und etwa 440 wurden in Trier mehr als 2200 verschiedene Münztypen in Gold, Silber und Bronze geprägt und hatten eine größere Verbreitung als der heutige Euro. Über die Ausgrabungen auf dem Simeonstiftplatz und die Entdeckung der Münzstätte berichten die Grabungsleiter Joachim Hupe und Karl-Josef Gilles in einem öffentlichen Vortrag der Gesellschaft für nützliche Forschungen am Donnerstag, 5. Oktober, 20 Uhr, im Vortragssaal des Landesmuseums, Weimarer Allee 1. Eintritt frei.

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