Trier. Im weißen Fleischerkittel sitzt Berti Adams in seinem Büro - ein kleiner Raum im hinteren Teil des Ehranger Geschäfts, das die Familie seit 1804 selbstständig betreibt und das er 1982 nach dem plötzlichen und frühen Tod seines Vaters übernommen hat. Berti Adams war damals 28. "Das war eine schwere Zeit", sagt er heute. "Die Wirtschaftslage war schlecht, wir hatten zwei kleine Kinder und jede Menge Sorgen."

Dann begann die Ära Helmut Kohl. "Plötzlich gab es konkrete Hilfe, Förderungen und Darlehen für den handwerklichen Mittelstand", erzählt Adams. "Wir konnten planen, investieren, die Schulden abtragen." Heute hat die Fleischerei Adams 13 Mitarbeiter und sitzt immer noch in Ehrang. Die älteste Mitarbeiterin ist 74 Jahre alt. "Sie hat noch bei meinem Großvater gelernt", sagt der Fleischermeister.

"Wir sind sehr gut am Markt. Ich wollte nie hier raus, und es war auch nie mein Ziel, Filialen zu eröffnen", sagt Adams. "Hier ist der Chef für jeden leicht erreichbar." Der Chef - diesen Titel teilt sich Berti mittlerweile mit seinem Sohn Lorenz, der ebenfalls den Meistertitel des Fleischerhandwerks trägt. Der Generationswechsel fand statt, als Adams senior 2009 für Christoph Böhr in den Landtag nachrückte. Doch das war keine endgültige Lösung.

"Man muss die Lage realistisch sehen", sagt Berti Adams. "Ich habe mit Malu Dreyer eine sehr ernstzunehmende Konkurrentin im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Trier." Außerdem steht er auf der CDU-Landesliste klar hinter Herbert Schneiders (Daun), Elfriede Meurer (Wittlich), Arnold Schmitt (Riol) und Bernd Henter (Konz). Plan B steht deshalb fest: "Natürlich gehe ich in meine Firma zurück, wenn es nicht klappt."

Es wäre eine unlösbare Aufgabe, herausfinden zu wollen, ob der Unternehmer oder der Politiker in Berti Adams die Oberhand hat. "Beides ist für mich enorm wichtig", sagt er. Noch wichtiger allerdings sei seine Familie. "Das ist die Basis, aus der ich meine Energie schöpfe", betont Adams und zeigt ein Gruppenbild mit seinen vier erwachsenen Kindern. Ausführlich schildert er ihre beruflichen Erfolge.

Viel Zeit für Hobbys bleibt dem CDU-Fraktionschef im Stadtrat nicht. Von einigen künden die Wände in seinem Büro. Dort hängen Urkunden der Karnevalsgesellschaften Onner Ons und Blau-Weiß Ehrang - und eine Weltkarte mit vielen markierten Punkten, die Berti Adams schon besucht hat. "Im Urlaub lese ich manchmal drei Bücher", sagt er. Biografien und Thesen von Helmut Schmidt bis Thomas Wieczorek.

Extra
Bertrand Adams wurde am 13. Oktober 1953 im Trierer Stadtteil Ehrang geboren und ist schon seit der frühen Schulzeit unter dem Spitznamen Berti bekannt. Adams ist verheiratet, er hat zwei Söhne und zwei Töchter. 1976 trat er in die CDU ein und wurde 1984 Mitglied des Ortsbeirats Ehrang. 1989 wurde Berti Adams in den Trierer Stadtrat gewählt, seit 2004 ist er Vorsitzender der CDU-Fraktion. (jp)