Die alte Wunde des Karl-Josef Gilles

Karl-Josef Gilles wird neuer Fraktionschef der FDP im Stadtrat. Er übernimmt die Position von Thomas Egger, der als neuer Dezernent für Wirtschaft, Kultur, Sicherheit und Ordnung im Rathaus einzieht.



So schnell können sich die Dinge ändern in der kommunalen Polit-Szene. Es ist gerade mal sechs Monate her: Während eines Kreisparteitags lässt die Basis das FDP-Urgestein Gilles völlig überraschend bei der Wiederwahl zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden scheitern.

Der tief enttäuschte Filscher Ortsvorsteher zog hinterher in Erwägung, sich von der FDP zu trennen und künftig fraktionslos im Stadtrat zu sitzen. So weit ging er dann doch nicht und blieb Mitglied der Fraktion, ließ aber demonstrativ seine Parteimitgliedschaft ruhen. Zu tief saß der Schmerz.

Jetzt soll Gilles, den man 2009 nicht mal als Vize auf Kreisebene haben wollte, Chef der Ratsfraktion werden. Die nachvollziehbare Reaktion "Nach dieser hinterhältigen Nummer im letzten Jahr könnt ihr euch jetzt gefälligst jemand anderen suchen" kommt ihm dabei nicht über die Lippen.

Das zeichnet Karl-Josef Gilles aus. Seine Fraktion hat ihn einstimmig gewählt, er hat diese Wahl angenommen - unter der Voraussetzung, dass nicht nur die Fraktion, sondern auch die Basis hinter ihm steht.

Eine erste Antwort auf die Frage, ob das so ist, kann heute der FDP-Vorstand liefern, indem er Gilles geschlossen Unterstützung zusagt.

Der Vorstand kann an Gilles' Wahl zum Vorsitzenden der Fraktion zwar nichts mehr ändern, aber ein Misstrauensvotum, offen oder versteckt, würde die sechs Monate alte Wunde wieder weit öffnen.

Sollte dieser Fall eintreten, käme für den verdienten Kommunalpolitiker nur noch eine Lösung in Frage, und zwar die Trennung von der FDP.

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