Die Hände zum Himmel - vier Tage lang

Trier · Die Olewiger Winzer könnten Stadtpatron Petrus knutschen. Zur 65. Auflage des Trierer Weinfests in ihrem Stadtteil herrschten optimale äußere Bedingungen: trockenes T-Shirt-Wetter zur Feierzeit, und der für den Jahrgang 2013 wichtige Regen fiel nachts oder vormittags.

 Das Publikum hat seinen Spaß beim Weinfest in Trier-Olewig – wie hier beim Auftritt des Duos Freaky Voices (Frank Rohles, Marco Lehnerts) im Blesius-Garten. TV-Foto: Roland Morgen

Das Publikum hat seinen Spaß beim Weinfest in Trier-Olewig – wie hier beim Auftritt des Duos Freaky Voices (Frank Rohles, Marco Lehnerts) im Blesius-Garten. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Doppel-Premiere für das Ehepaar Parsche aus Südharz-Roßla (Sachsen-Anhalt): Beide zum ersten Mal in Trier, und dann gleich den ersten von drei Kurzurlaubstagen zum Ausflug nach Olewig genutzt. "Wir haben uns vorher im Internet informiert, was so los ist in Trier und sind zu Fuß vom Penta-Hotel nach hier gegangen", sagt Simone Parsche (46). Eindruck? Dieter Parsche (55): "Ganz toll, aber wir haben es uns größer vorgestellt."
Das kommt davon, wenn man nur die Hälfte vom Fest gesehen hat, denn das spielt sich mittlerweile in zwei getrennten Zonen ab. Aus Richtung City kommend vorn der Bereich mit dem Blesius-Garten und am anderen Ende der Ortsdurchfahrt das Klostergartengelände.
Klaffende "Lorscheider-Lücke"


Dazwischen klafft die "Lorscheider-Lücke", entstanden durch Verkauf und Abriss von Getränkehandel und Viezkelterei. Bis 2010 war Lorscheider wichtiger Bestandteil des Fests, nun schiebt sich das Festpublikum dort an einem Bauzaun entlang.
Es werden einige Zehntausend sein, die einschließlich heute Abend das dienstälteste Trierer Volksfest besucht haben. Drei gute Wettertage am Stück hat es selten in der 64-jährigen Festgeschichte gegeben. Diesmal sieht sich die Olewiger Winzervereinigung für ihre Mühen belohnt: "Angesichts wachsender Sicherheitsauflagen wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, das Fest zu organisieren", berichtet Winzervereinschef Peter Terges (60). Zum Trost klingeln die Kassen bei feierfreundlicher Witterung.
Und der Ausblick auf die 66. Festauflage ist schon etwas rosiger als noch vor ein paar Tagen. Das Trierer Werk des Tabakkonzerns JTI, das nun schon zum dritten Mal in Folge die Schirmherrschaft übernommen und diesmal vor Ort von Martin Neuffer vertreten wird, lässt durchblicken, dass man das Engagement in Olewig verlängern möchte. Die Winzer vernehmen\'s mit Freude, denn die Schirmherrschaft ist stets mit einer finanziellen Gabe verbunden. Möglicherweise entsendet JTI Trier 2014 ein weibliches Mitglied der Chefetage zum Weinfest. Das wäre dann eine historische Premiere: die erste Schirmherrin eines Trierer Weinfests!
Das feierte diesmal einen optimalen Start: Zum Auftakt am Freitag war die zweigeteilte Festmeile voll wie selten. Kollektive Schrecksekunde: Mittendrin brach das Feuerwerk ab. Sollte das schon der ganze Pyrozauber gewesen sein? Nein, es war ein technischer Defekt. Nach einer halbminütigen Unterbrechung ging\'s weiter. Am Samstagabend fehlten etliche Stammgäste, weil die zeitgleich im Moselstadion mit der Eintracht fieberten. Den Großteil der Besucher interessierte das "Spiel des Jahres" offenbar herzlich wenig. Nur vereinzelt wurden im Getümmel Menschen gesichtet, die sich per internetfähigem Mobiltelefon über den Spielstand informierten. Spannender war für das Publikum das, was die Bands auf den vier Bühnen boten. Besonders gefeiert: The Jomtones am Samstagabend im Blesius-Garten. Die Winzer sind zufrieden, die Betreiber von Bier- und Essensständen ebenfalls. Auch Anne-Catherine Ferber (22), am vergangenen Mittwoch zur 65. Trier er Weinkönigin gekrönt, zeugte sich "glücklich. Das ist ein toller Start in meine Regentschaft".
Heute Abend steigt das Finale des 65. Weinfests. Die Stände öffnen gegen 18 Uhr. Die Musik kommt von der Akustik-Pop-Band Timeless (Klostergarten), der Coverband Handpicked (Blesius-Garten) und Jeannette Dalia Courta & Band im Weingut Deutschherrenhof.
Mehr Fotos: Seite 10 und unter www.volksfreund.de/fotos
Extra

Hermann Jodes (75), Pluwig: Ich komme aus Tradition seit fast 40 Jahren zum Weinfest. Es hat sich viel geändert in den letzten Jahren. Aber es gibt immer noch keine Reibekuchen - ein echtes Manko, lieber Veranstalter! Marianne Pundt (50), Viersen/NRW: Es zieht mich jedes Jahr an meinen alten Studienort Trier. Und natürlich zum Weinfest, auch wenn es leider immer mehr seinen Weinfestcharakter verliert. Anne Meier (25), Gutweiler: Man trifft hier immer wieder alte Freunde und trinkt zusammen einen guten Olewiger Wein. Schön, dass es das Fest gibt, obwohl das Organisieren immer schwieriger wird. Christel Steffes (68), Pluwig: Ich besuche erstmals seit 25 Jahren wieder das Olewiger Weinfest. Es ist alles weniger feierlich und gediegen als früher, aber es gefällt mir. Bis zu meinem nächsten Besuch wird es nicht wieder 25 Jahre dauern. Bernhard Simon (57), Kasel: Ich bin und bleibe Stammgast beim Weinfest, weil ich hier 1977 meine Frau Sigrid zum ersten Mal geküsst habe. Umfrage und TV-Fotos (5): Roland MorgenExtra

Die Polizei spricht von einem "trotz des hohen Besucheraufkommens sehr friedlichen Fest". Insgesamt seien lediglich fünf Körperverletzungsfälle bekannt geworden, vier davon in der Nacht zum Sonntag. Sie ereigneten sich unabhängig voneinander zwischen 1 und 2.20 Uhr auf dem auf dem Festgelände. Drei offenbar alkoholisierte Schläger tauchten unerkannt in der Menge unter. Ein Vierter, der einem Besucher eine Kopfnuss verpasst und andere Gäste beleidigt hatte, kam in Gewahrsam. Drei Mal wurden Polizisten beleidigt, unter anderem per "Hitler-Gruß". Folge: Strafanzeigen. Zeugen der Vorfälle werden gebeten, sich unter Telefon 0651/9779-3200 bei der Polizei zu melden. rm.

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