Die Kraft des Glaubens weitergeben

MARIAHOF. Die Arbeit mit Messdienern in der Pfarrgemeinde St. Michael hat Daniela Standard aus der Taufe gehoben und dabei ihren neuen Beruf entdeckt: Die frühere Steuerfachgehilfin ist Gemeindereferentin. Ihr Sohn Michael spielte bei dieser Neufindung eine entscheidende Rolle.

"Alle Veränderungen in meinem Leben haben sich im Nachhinein als Segen erwiesen", sagt Daniela Standard (40) rückblickend. Nach ihrer Heirat folgt die Heiligkreuzerin ihrem Ehemann in dessen Heimatland USA. Als ihr drittes Kind geistig behindert zur Welt kommt, trennt sich der Mann von ihr und seinen Kindern, und Daniela Standard kehrt 1996 zurück nach Trier. In Mariahof finden sie und ihre Kinder Christopher (15), Willy (14) und Michael (11) ein neues Zuhause.Kein Absturz, sondern Wendepunkt

Die Trennung und die Behinderung ihres Kindes wirft Standard nicht aus der Bahn - im Gegenteil: Sie wird zu einem Wendepunkt. "Durch das behinderte Kind habe ich eine andere Beziehung zum Glauben bekommen. Und ohne Michael, mein behindertes Kind, hätte ich mich nicht in einem neuen Beruf weitergebildet, der mir so viel Spaß macht." Mit der Erstkommunion ihrer Söhne entdeckte sie ihre Freude an der Arbeit mit Kindern im Kommunionsunterricht. Ihr Ansatz: Die Kinder sollen entdecken, welche Kraft man im Glauben finden kann und erleben, dass Gott in schwierigen Momenten im Leben einen nicht verlässt, sondern sogar "trägt".Religiöse Fragen und Messdiener-Party

Standard informierte sich weiter über theologische Fragestellungen und bot dann ehrenamtlich Treffen für Kinder und Jugendliche an, die nach ihrer Erstkommunion in Mariahof Messdiener wurden - ein Novum in der Pfarrgemeinde. Die mehr als 20 Mädchen und Jungen treffen sich jetzt regelmäßig. Die Messdiener sprechen dort nicht nur über religiöse Fragen wie "Was bedeutet es, zu dienen?", sondern studierten auch ein Puppentheaterstück für die Feier zum 40-jährigen Bestehen der Pfarrgemeinde ein, gestalteten eine Fotostory über das Problem der Ausländerfeindlichkeit und fahren jedes Jahr zusammen ins Ferienzeltlager. Demnächst wird sogar eine "Messdiener-Party" im Pfarrheim steigen.Ab vier Uhr morgens über den Büchern

Diese Arbeit mit den Jugendlichen und die Beschäftigung mit Glaubensfragen faszinierte die gelernte Steuerfachgehilfin Standart so stark, dass sie ein "Fern"-Studium zur Gemeindereferentin begann. Fortan stand sie um vier Uhr morgens auf und lernte bis zum Frühstück. Danach begann ihr Arbeitstag, die Erziehung der drei Kinder inklusive. Doch Standard erntete als Lohn fürs Pauken nie gekannte berufliche Zufriedenheit: Als Gemeindeassistentin in den katholischen Pfarrgemeinden St. Bonifatius in Kürenz und St. Ambrosius in Trier-Nord arbeitet sie nah bei den Menschen, bereitet die Erstkommunion vor und kümmert sich um die Familiengottesdienste. Sie wünscht sich, dass mehr Menschen sich für ihren Stadtteil engagieren. "Es wäre schön, wenn die Leute nicht nur der Kirche vorwerfen, dass sie nichts für Kinder anbietet, sondern auch einmal schauen, was sie selbst anbieten können", sagt Standard.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort