"Ein Haus ohne Inhalt" - Freunde und Förderer nehmen Abschied von der Katholischen Akademie Trier

Trier · Das Robert-Schumann-Haus bleibt als Tagungshaus bestehen, doch die Katholische Akademie wird zum Jahresende ausziehen. 100 Freunde und Förderer haben sie nun mit einer "Matinee zum Schluss" verabschiedet.

Trier. Melancholische Stimmung verbreiten Ursula Heckmann (Cello) und Anette Fischer-Lichdi (Flügel) mit dem Largo aus Telemanns Sonate a-Moll. Melancholisch ist wohl vielen der 100 Menschen zumute, "denen die Katholische Akademie Trier am Herzen liegt", wie es Moritz Petry, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer, ausdrückt. Denn die "Matinee zum Schluss", zu der der Verein eingeladen hat, ist der Abschied der Bildungsstätte im Robert-Schumann-Haus auf dem Markusberg. Das Bistum wird sie nach 50 Jahren im Rahmen seines Sparpakets zum 31. Dezember schließen (der TV berichtete).
Ein Ort des Dialogs


"Wir wollen uns nicht leise durch die Hintertür hinausschleichen", sagt Petry. Der Verein, dem 120 Mitglieder angehören, hat am Samstag seine Auflösung beschlossen. "Uns ist der Förderzweck weggefallen." In den 15 Jahren seines Bestehens habe er mit insgesamt 60 000 Euro zur "Attraktivierung der Akademie beigetragen", etwa durch die Jugendmedienwoche und den Aschermittwoch der Künstler.
Die Akademie sei ein Ort der Begegnung und des Dialogs, sagt Direktor Jürgen Doetsch. Das Angebot umfasse besonders die politisch-soziale Bildung, Zeitfragen wie Beruf und Gesellschaft, Umwelt, Medien. Sie thematisiere Themen wie Mobbing, Elektro smog, Menschenhandel, Prostitution, Wirtschafts- und Internetkriminalität, sagt Doetsch, "alles Abgrundthemen". Rita Waschbüsch, von 1997 bis 2011 Vorsitzende des Vereins, erinnert an das Zweite Vatikanische Konzil. Es habe die alte Kirche freigelegt, sie geöffnet für Laien und Ökumene. Beides habe die Akademie vorangetrieben. "Sie hat Menschen zu Stützen der Gesellschaft gemacht, die das Leben mitgestalten."
24 Katholische Akademien gibt es in Deutschland. "Wo guter Schutz besteht vonseiten des Bistums, wird es wohl keine Schließung geben", meint Doetsch. Wo Desinteresse besteht, wie hier in Trier, da droht Gefahr!"
Eine eigene Abschlussfeier werde es nicht geben, sagt der 53-Jährige: "Wir schließen uns nicht selbst." Da sei das Bistum gefragt. Doch weder der Bischof noch der Generalvikar erscheinen zur Matinee, obwohl sie, so Petry, eingeladen waren. Doch es gibt kein "Nachtreten" während der Matinee, auch wenn der 37-Jährige "Unverständnis" über die Bistumsentscheidung äußert.
Das Bistum will mit der Schließung der Akademie jährlich eine Dreiviertelmillion Euro sparen. Ob die Rechnung aufgeht, daran zweifeln Petry und Doetsch. Die Akademie selbst habe rund 120 Seminare und Vorträge im Jahr organisiert, sagt der Leiter. Neben den Zuschüssen des Bistums habe sie sich durch Beiträge von etwa 6000 Teilnehmern finanziert, öffentlichen Zuschüssen und Spenden. "Wir waren der zweitgrößte Zuschussträger bei den Akademien", weiß Doetsch. Nun müsse das Robert-Schuman-Haus mit anderen Tagungshotels konkurrieren. Der ehemalige Dozent Bernd Steinmetz spricht von einem "Haus ohne Inhalt".
"Ich könnte mir vorstellen, dass die Akademie in einer anderen Organisation getragen werden kann mit Ehrenamtlichen", sagt Petry. Es müsse weiterhin ein Forum geben für den Dialog. "Aber zuerst muss das Bistum merken, ob und dass ihm etwas fehlt."Extra

Die Katholische Akademie Trier im Robert-Schuman-Haus schließt zum 31. Dezember. Die Außenstelle in Saarbrücken ist bereits seit Juni zu. Die Mitarbeiter werden vom Bistum weiterbeschäftigt. Von den ehemals vier Dozenten haben drei bereits einen neuen Job im Generalvikariat gefunden; Günter Gehl wird ab Januar Lehrer am Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasium in Trier. Leiter Jürgen Doetsch hat nach eigenen Aussagen noch kein Jobangebot vom Bistum: Er werde wohl als Priester arbeiten. mehi

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