Ein Jahr in einer fremden Welt

Trier · In Trier ist sie durch eine gute Platzierung bei dem Musikwettbewerb "Dein Song" bekanntgeworden. Derzeit prägen völlig neue Erfahrungen Lilias Luz Baumhöggers Leben: Für ein Jahr begleitet die Zwölfjährige ihren als Entwicklungshelfer in Honduras tätigen Vater. Doch Musik spielt für sie natürlich auch dort eine Rolle.

 Die zwölfjährige Musikerin Lilias Luz Baumhögger lebt derzeit in Honduras ein völlig anderes Leben. Foto: privat

Die zwölfjährige Musikerin Lilias Luz Baumhögger lebt derzeit in Honduras ein völlig anderes Leben. Foto: privat

Trier. Lilias Luz Baumhögger lebt nicht gerade eine sogenannte normale Kindheit. Nachdem sie im April vergangenen Jahres am Finale des Musikwettbewerbs "Dein Song" teilnahm und mit Wolfgang Niedeckens Gruppe BAP im Sommer auf der Bühne des Trierer Amphitheaters stand (der TV berichtete mehrfach), lebt sie seit August mit ihrem Vater in Honduras. Das Land ist eines der ärmsten in Zentralamerika.
Lilias Vater Jürgen Baumhögger plante vergangenes Jahr, als Entwicklungshelfer ins Ausland zu gehen. Er ließ seiner Tochter die Wahl, in welches Land sie gehen. "Ich sagte, es solle warm sein und es müsse am Meer liegen", erzählt die Zwölfjährige. Jetzt arbeitet Baumhögger bei der Hilfsorganisation "Honduras Children".
Diese Organisation kümmert sich vor allem um die Ausbildung von Kindern. Sie baut aber auch Waschstationen, weil die hygienischen Verhältnisse in dem Land sehr schlecht sind. In den drei Monate dauernden Schulferien leitete Lilias mit ihrem Vater ein Ferienprogramm für Kinder. Lilias Freunde dort sind alle Honduraner, die Gymnasiastin spricht Spanisch mit ihnen. Die Sprache hat sie erst in dem Land gelernt. "Als es ernst wurde, hatte ich natürlich eine Menge Angst. Es ist eine völlig fremde Umgebung, ich kannte niemanden und sprach nicht einmal die Landessprache."
Doch sie lebte sich schnell ein - auch, wenn ihr vieles fremd bleibt. Zum Beispiel, dass ihre Freunde arbeiten müssen. Denn in Honduras ist Kinderarbeit an der Tagesordnung. Ein erst elfjähriger Freund von Lilias hat gleich zwei Jobs und leistet schwere Arbeit in Ananasfeldern.
Auch an die mangelnde Sicherheit musste Lilias sich erst gewöhnen: Nach Anbruch der Dunkelheit sollte man in Honduras nicht mehr in den Straßen unterwegs sein. Bandenkriminalität macht den Alltag sehr gefährlich. Auch Lilias und ihr Vater sind in Geldstreitigkeiten schon mit Waffen bedroht worden.
Weihnachtsfest im Internet


Für Lilias Mutter Fiona Lorenz ist es nicht einfach, ihre Tochter in einem so bedrohlichen Umfeld zu wissen: "Aber ich weiß ja, dass Lilias Vater ein Auge auf sie hat. Außerdem skypen wir regelmäßig", erzählt die Online-Redakteurin. Per Skype verfolgte Lilias auch das Weihnachtsfest ihrer deutschen Familie und fühlte sich so, als sei sie selbst dabei gewesen. "Meine Mama vermisse ich am meisten in Honduras. Dafür mag ich die Menschen dort sehr, man spürt überall die entspannte Einstellung zum Leben", erzählt Lilias.
Auch ihre Musik hilft der Zwölfjährigen. Weil sie in Honduras kein Klavier hat, hat Lilias sich das Gitarrespielen beigebracht. Sie schreibt auch weiterhin Lieder, eines davon ist im Werbevideo der Hilfsorganisation zu hören. Zurück in Deutschland will sie ihre Lieder vorstellen und vielleicht eine Band gründen. Mitte Juni ist es so weit.

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