Entsorgen um jeden Preis

Was früher Abfall war, wird zunehmend zum kostbaren Rohstoff. Lange galt das auch für Altpapier, das in der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg vom Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) einsammelt wird. Doch die Preise für gebrauchtes Papier fielen in diesem Jahr erdrutschartig in den Keller, vielerorts war die Entsorgung inffrage gestellt. Der TV hat nachgefragt, wie sich die Situation beim ART darstellt.

 Entsorgung gesichert: In der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg müssen die Bürger nicht befürchten, dass ihre Altpapier-Tonnen nicht geleert werden. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Entsorgung gesichert: In der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg müssen die Bürger nicht befürchten, dass ihre Altpapier-Tonnen nicht geleert werden. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Das Tief scheint überwunden. Der Altpapiermarkt hat im August deutlich angezogen und erreicht inzwischen Werte wie im Herbst 2008. Als Gründe nennt der Europäische Wirtschaftsdienst (Euwid) das geringe Altpapieraufkommen bedingt durch die konjunkturelle Lage, die durch die Ferienzeit noch verstärkt werde. Gleichzeitig sei die Altpapier-Nachfrage gestiegen, was auf einer deutlich besseren Beschäftigung basiere und einem weiterhin florierenden Export.

Fast 100 Euro brachte im Sommer 2007 die Tonne Altpapier ein, im März 2008 waren es bis zu 80 Euro. Dann sank der Preis, bis er im Dezember seinen bisherigen Tiefstand von fünf Euro pro Tonne erreichte. Gleichzeitig ist der Verbrauch von Altpapier im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008 in diesem Jahr um zehn Prozent gesunken. Seit März erholt sich der Markt; der Preis erreicht nun rund 40 Euro pro Tonne.

Der starke Preisverfall hat in einigen Städten dazu geführt, dass die blauen Altpapier-Tonnen nicht mehr abgeholt wurden. Nicht so in Trier. Dort stellt der Zweckverband ART seit 1994 die Tonnen mit den blauen Deckeln. Auch vorher habe der Verband Altpapier eingesammelt, sagt Elisabeth Hill vom ART. "In diesen Jahren hat es immer wieder Preisschwankungen bei der Vermarktung gegeben. Diese Schwankungen werden im Rahmen des gesamten Dienstleistungsangebotes mitkalkuliert, so dass die Müllgebühren in schlechten Zeiten nicht erhöht werden müssen." Letztmalig seien die Gebühren - "wenn auch aus anderen Gründen" - zum 1. Januar 2006 angehoben worden, betont Hill, nach elf Jahren auf gleichem Niveau. Sie sind damit niedriger als in den meisten anderen deutschen Städten; gleich zwei Studien sahen den ART 2008 unter den Top 20 der günstigsten Entsorger.

20 000 Tonnen Altpapier im Jahr sammelt der ART in der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg, sagt ART-Geschäftsführer Maximilian Monzel. Dieses Papier werde im Rahmen von Verträgen vermarktet, die ein oder zwei Jahre liefen und sich an den Marktpreisen orientierten, erklärt er und ergänzt: "Die Ausschreibungen erfolgen europaweit." Dadurch sichere er sich stabile Preise. "Man muss differenzieren, ob öffentlich-rechtliche Unternehmen die Altpapier entsorgung im Rahmen ihrer Pflichtaufgaben übernehmen oder private, die nur auf Profit aus sind."

Denn als der Marktpreis so hoch gewesen sei, habe es einen großen Run der Privaten auf Altpapier gegeben. In einigen Städten wie Lübeck standen bis zu vier blaue Tonnen auf den Bürgersteigen. Dem hat der Gesetzgeber im Juni den Riegel vorgeschoben (siehe Extra), indem er entschied, dass die Entsorgung von Altpapier eine kommunale Aufgabe ist.

Nachdem die Preise immer mehr in den Keller gegangen sind, waren es vor allem die Privaten, die die Entsorgung einstellten. Denn: "Die Kosten für die Altpapier-Entsorgung sind die gleichen, egal wie hoch der Abnahmepreis ist", sagt Monzel. Fällt der private Entsorger weg, müssen die kommunalen Betriebe in die Bresche springen. Der ART-Geschäftsführer sieht keine Gefahr, dass die blauen Tonnen in Trier und dem Landkreis an der Straße stehen bleiben. "Altpapier gehört zu unserem Dienstleistungsangebot, egal ob Papier 30 oder 100 Euro kostet."

Extra Für die Entsorgung von Altpapier in Privathaushalten sind nach dem Bundesverwaltungsgerichts-Urteil (BVerwG 7 C 16.08) vom 18. Juni die Kommunen im Rahmen der Abfuhr von privatem Hausmüll verantwortlich. Denn zum Abfall gehören laut Gerichtsurteil auch dessen verwertbare Bestandteile wie das Altpapier. Haushalte dürfen nicht private Konkurrenten mit der Sammlung des Altpapiers beauftragen. Ausnahmen sind nur bei gewerblichen Sammlungen möglich. (mehi)

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