Frische um die Ecke

TRIER. Nahversorgung und Arbeitsplätze erhalten, benachteiligten Menschen eine Chance geben: Das sind die Ziele, die der Bürgerservice mit dem Stadtladen am Georg-Schmitt-Platz realisiert hat. Für Donnerstag lädt das Team zum Frühlingsfest ein.

Fast muss ein bisschen Nostalgie den umfangen, der sonst im Großmarkt einkauft: Die Gänge im Stadtladen am Georg-Schmitt-Platz sind schmal und winkelig, der Linoleum-Boden alt, in der Fleischtheke liegen keine fertig geschnittenen und gestapelten Wurstscheiben, sondern dicke Wurst- und Bratenstücke, von denen nach Wunsch 100, 150, 200 Gramm aufgeschnitten werden. Das dauert ein bisschen, ist dafür aber frisch und stammt von einer Metzgerei aus Ralingen, die ausschließlich Fleisch von regionalen Höfen verarbeitet. Dabei schien im vorigen Herbst das letzte Stündlein geschlagen zu haben für die Nahversorgung im Quartier. Ex-Inhaber Dietmar Weirich schloss aus Altersgründen nach Jahrzehnten den beliebten Laden. Ein Nachfolger war nicht zu finden. Dann entschied sich der Trierer Bürgerservice (siehe Hintergrund) den Vollsortimenter zu übernehmen. Nach Umbau und Modernisierung strahlt das 400-Quadratmeter-Geschäft seit Februar in neuem Glanz. Das Sortiment wurde erhalten und ergänzt: An der Brottheke gibt es Waren zweier Bäcker der Region, der Apfelsaft stammt von einer Kelterei aus Welschbillig. Günstige Hausmarken gibt es genauso wie fair gehandelten Kaffee, Tiefkühl-Fertiggerichte und täglich frisches Obst und Gemüse. "Es war uns wichtig, das bekannte Sortiment weiter anzubieten", sagt Bürgerservice-Projektleiter Klaus Ritter. Tatsächlich sind die meisten Stammkunden nach der dreimonatigen "Auszeit" zurückgekehrt. Die Atmosphäre ist familiär, mehr als jeden Zweiten begrüßen die Verkäuferinnen namentlich. Schließlich haben vier von fünf aus dem alten Team im neuen Stadtladen wieder Arbeit gefunden. Die Fünfte wäre auch übernommen worden, hat sich aber zwischenzeitlich neu orientiert. Dazu kommen fünf Teilzeitarbeitskräfte vom Bürgerservice, Menschen, die wegen Behinderungen oder Problemen sonst kaum eine Arbeitsstelle gefunden hätten. Zum Beispiel eine halbseitig gelähmte 18-Jährige oder eine junge Frau, die zwar keinen Schulabschluss hat, im Stadtladen aber den Einstieg ins Berufsleben finden will. "Ich finde nicht nur das Konzept sehr gut, sondern bin sehr froh, dass ich einen Laden um die Ecke habe, in dem ich schnell zu Fuß alles einkaufen gehen kann", sagt Kundin Christl Grewe aus der Merianstraße und fügt hinzu: "Um diese wohnortnahe Einkaufsmöglichkeit werden wir oft beneidet." Damit der Laden allerdings auf Dauer gehalten werden kann, müsse der Umsatz noch ein wenig steigen, sagt Ritter. "Wir bekommen keine Zuschüsse, der Laden muss sich selbst finanzieren." Beitragen soll dazu der Lieferservice, den es zwar schon im alten Wedico gab, den der Stadtladen aber ausgebaut hat: Per Telefon kann jeder bestellen, was er benötigt. Der Stadtladen-Fahrer stellt die Einkaufstüten zusammen und liefert im Stadtgebiet frei Haus, ein Zuschlag von einem Euro muss nur für schwere Getränkekästen gezahlt werden. Über 50 Kunden nutzen den Service bereits. "Das hilft besonders den Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind", sagt Ritter. Und wenn die alten Menschen eine helfende Hand brauchen, zum Beispiel beim Glühbirnenwechsel, dann erledigt Fahrer Johnny das gleich mit. Am Donnerstag, 6. April, feiert der Stadtladen von 11 bis 15 Uhr sein Frühlingsfest mit Grillstand und Tombola. Außerdem stellen sich dir regionalen Anbieter vor.

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